Bottrop. Seit dem Abriss der alten Schauburg 1987 ist das Filmforum der einzige Ort für Cineasten in der Stadt. Zu Hochzeiten gab es 11 Kinos in der City.
Vor 25 Jahren erfolgte nicht nur der Umbau des alten Jungengymnasiums zum heutigen Kulturzentrum August Everding. Auch die fünf Jahre zuvor nach heftigen Protesten abgerissene alte Schauburg - Bottrops letztes privatwirtschaftlich betriebenes Kino - fand mit dem Filmforum dort einen Nachfolger.
Auch wenn sich viele Städte seither - und auch bereits zuvor - von ihrem kommunalen Kino verabschiedet haben: In Bottrop hält man erfreulicherweise an der Institution fest, die der Kunstform Film einen kleinen, dafür aber regelmäßigen Platz einräumt. Denn sonst wäre Bottrop tatsächlich die einzige deutsche Großstadt gänzlich ohne Kino.
Neustart nach Ende der Schauburg
Das Ende der Schauburg markiert so auch einen Neubeginn. Der damalige Kulturdezernent Klemens Kreul für die Stadt, aber auch der frisch ins Amt berufene Kulturamtsleiter Dieter Wollek sowie VHS-Chef Dieter Nellen wollten Kultur und Bildung an einem Ort mitten in der Stadt bündeln. VHS, Stadtarchiv, Bibliothek, Musikschule, Jugendkunstschule und das Filmforum sollten aus dem alten Gymnasium mit seiner wilhelminischen Schaufront an der Blumenstraße und dem späteren Anbau entlang der Böckenhoffstraße ein modernes Kulturzentrum machen. Das I-Tüpfelchen allerdings, ein Theater- oder Veranstaltungssaal, der ein würdiger Ersatz für die historische Schauburg mit ihren fast 800 Plätzen werden sollte, fehlt bis heute.
Architekt baute auch das Museum Quadrat
Dabei plante „Quadrat“-Architekt Bernhard Küppers diesen Saal von vorne herein mit, wie Pläne und Modell zeigen. An ihnen orientiert man sich bis heute. Denn auch mit der kommenden Erweiterung des Kulturzentrums auf dem Kulturhof wolle man sich die Option für einen vielleicht doch noch kommenden Saal nicht verbauen, wie der heutige Nachfolger von Klemens Kreul, Kulturdezernent Willi Loeven, und der kürzlich in den Ruhestand verabschiedete Kulturamtsleiter Dieter Wollek stets betonten.
Neben dem Kammerkonzertsaal mit etwa 200 Plätzen steht seither als regelmäßiger Veranstaltungsraum das Filmforum zur Verfügung. Natürlich kein Vergleich zu den einst 11 Kinos, die sich in der Hochzeit der Filmtheater in und um die engere City gruppierten. Aber mit seinen rund 80 Plätzen und Bel’s Bistro ist das Filmforum immerhin seit einem Vierteljahrhundert ein Treffpunkt mitten in der Stadt, der auch für Vorträge oder Lesungen genutzt wird.
Dort spielt auch die etwas andere Filmliga, als in den Multiplex-Kinos der Umgebung. Im Filmforum wolle man Programm-Kino zeigen, Arthouse-Filme, die es oft nicht in die großen Häuser schaffen, ohne dabei aber auf des Mainstream-Kino ganz zu verzichten. Darin sind sich VHS-Leiter Christian Haarmann und der heutige Programmverantwortliche, Wolfgang Pentzek, einig.
Nachdem bereits 1990 der Stadtrat quer durch alle Fraktionen einstimmig grünes Licht für das Kino gegeben hat, machte sich Bernhard Küppers an die gar nicht so einfache Arbeit. Denn die denkmalgeschützte Fassade der alten Schule durfte nicht über Gebühr angetastet werden. Das Innenleben mit Entree, Bistro, Kasse und WC lebt durch das Licht- und Farbkonzept.
Eingang erinnert an Kameraobjektiv
Der eigentliche Kino-„Saal“ befindet sich im früheren Kohlenkeller der Schule und verfügt trotz des geringen Volumens über ansteigende Sitzreihen und Technik, die eine Kinoatmosphäre erzeugen.
Schwieriger war es, eine ansprechende Lösung für den äußeren Eingangsbereich zu finden. Denn einmal sollte die historische Fassade nicht beeinträchtigt werden, der Eingang aber dennoch einladend sein. Küppers schuf eine transparente Stahl- und Plexiglaskonstruktion, die - kürzlich renoviert - die alten Front belebt aber nicht verdeckt. Die Bögen erinnern sogar an ein Kameraobjektiv, durch das die Besucher die andere Welt, die Filmwelt, seit 25 Jahren betreten.