Bottrop. In der Corona-Krise machen sich zwei Physiotherapeutinnen in Bottrop selbstständig. Sie sehen den Bedarf. Die Pandemie hat ihre Arbeit verändert.
Corona-Krise? Eine Pandemie mit Kontaktbeschränkungen, die sich stark auf die Heilberufe auswirkt? Das war noch jenseits aller Vorstellung, als die beiden Physiotherapeutinnen Stefanie Degener (34) und Nina Hasebrink (24) den Plan schmiedeten, sich gemeinsam mit einer eigenen Praxis selbstständig zu machen. „Wir hatten schon alles fix gemacht, also gab es nur noch den Weg da durch“, meint Stefanie Degener. Und das erwies sich als gut. Gerade im Bereich der Arbeit mit Kindern merkten die betroffenen Familien, dass die Therapien einfach nötig seien. „Die Eltern kommen mit ihnen zu uns, trotz Corona.“
Schwerpunkt der Bottroper Physiotherapeutinnen: Behandlung von Kindern
Denn in ihrem Therapiezentrum „Leichterleben“, Anfang des Monats an der Gerichtsstraße 1 neu eröffnet, ist die physiotherapeutische Behandlung von Kindern ein zentraler Schwerpunkt. „Das können Säuglinge mit einer Vorzugsseite sein, mit einem abgeflachten Kopf“, nennt Hasebrink Beispiele. „Oder etwa Kinder mit Gen-Defekten, die sich mit einer Spastik äußern. Wir haben auch jemanden palliativ, den wir betreuen.“
Manchmal kommen zudem Erwachsene in Kombination mit ihrem Nachwuchs zur Therapie. Denn wenn jemand ein Kind mit einem Handicap habe, entwickle er auch oft selbst körperliche Beschwerden, ist die Erfahrung der Bottroperinnen.
Ergotherapie soll noch in die Praxis mit einziehen
Sie planen eine ganzheitliche Weiterentwicklung ihres Angebotes. „Unser Konzept ist, dass wir zunächst einmal mit der Physiotherapie gestartet sind. Wir wollen aber langfristig die Ergotherapie mit dazu nehmen, damit die Patienten hier alles aus einer Hand erhalten können“, so Degener.
„Leichterleben“ bietet auch eine Spezialisierung auf neurologische Krankheitsbilder wie bei der Therapie nach einem Schlaganfall. Degener und Hasebrink wollen mit ihrer Arbeit dabei helfen, dass ihre Patienten – wie der Praxisname verrät – leichter leben bzw. ihren Alltag leicht erleben.
Corona-Krise macht den Berufsalltag schwieriger
Für sie selbst macht die Corona-Krise im Berufsalltag schon einiges schwerer. Nicht, dass aus Unsicherheit oder Angst vor Ansteckung die Patienten ausbleiben, wie einige Physiotherapeuten es vor allem zu Beginn der Pandemie erlebt hatten – der Bedarf sei vielmehr da. Auch Hygienemaßnahmen sind ihnen nicht erst seit Corona vertraut. Aber das Einhalten eines 1,50-Meter-Abstandes ist nur bedingt umsetzbar, und das Tragen von Masken in der Arbeit mit Kindern oder geistig behinderten Menschen teils schwierig. Gleichzeitig erleben die Therapeutinnen coronabedingt eine ungewohnte Distanz zu begleitenden Eltern.
Und: „Wir dürfen nicht in die Einrichtungen rein“, berichtet Degener. Es verlange von allen eine hohe Flexibilität, damit die Patienten dennoch behandelt werden könnten. So würden diese zum Beispiel aus der Einrichtung zu den Physiotherapeutinnen rausgebracht.
„Wir müssen es schaffen, mit Corona umzugehen. Es ist ja nicht nächste Woche verschwunden“, betont Hasebrink. Das gilt auch für die Kurse, die die beiden Chefinnen zusammen mit der Katholischen Familienbildungsstätte anbieten wollen. Etwa Babymassage ab Oktober, in kleiner Gruppe und mit Hygienekonzept. Es gebe einfach Dinge, die könne man nicht auf unbestimmte Zeit nach Corona verschieben.
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