Bottrop. Die Benzinpreise steigen und steigen. Unternehmen und Speditionen sorgen sich um ihre Existenz. Am Ende zahlt die höheren Kosten der Kunde.
Szene an einer Tankstelle im Bottroper Süden am frühen Abend: Die Tankstellenwärterin schimpft gemeinsam mit einem Kunden, der gerade über 100 Euro für seinen vollen Tank bezahlt hat. „Ich muss Super plus tanken mit meinem alten Auto – das kann ich mir nicht leisten und es bleibt jetzt stehen“, sagt die junge Frau. Die Benzinpreise weit jenseits der zwei Euro pro Liter machen vielen Autofahrern extrem zu schaffen. Ganz zu schweigen von den heimischen Unternehmen.
Für Taxiunternehmen wie beispielsweise Taxi Baku geht es in diesen Zeiten um die Existenz. Das Familienunternehmen befördert die Kunden aus Bottrop seit 1990 zu den gewünschten Zielen. Wie Geschäftsführer Mustafa Eskitürk erzählt, wird nur noch zu bestimmten Uhrzeiten getankt, um bloß irgendwo den niedrigsten Spritpreis zu bekommen.
Benzinpreise: Bottroper Taxiunternehmen hebt Preise so weit wie möglich an
Taxi Baku kann frei wählen und ist nicht vertraglich an einer Tankstelle gebunden. „Wir haben die Preise so weit wir können angehoben“, sagt Eskitürk. Vor der Spritpreis-Explosion kostete eine Flughafenfahrt nach Düsseldorf 65 Euro, jetzt 75 Euro. „Die Tarife können wir leider nicht selbst erhöhen“, sagt er. Über eine Anpassung kann nur die Stadt entscheiden. Er geht jedoch davon aus, dass es vor nächstes Jahr keine Anpassung geben wird.
Bis dahin heißt es für ihn und seine Taxikollegen „Augen zu und durch“. Sechs Fahrzeuge hat er im Bestand. Fünfmal tankt er Super, den VW Caddy für Rollstuhlpatienten mit Diesel. An der Zapfsäule wird genau hingeschaut. Voll getankt wird mit E10. „Die günstige Alternative“, wie Eskitürk sagt. Wobei, was heißt heutzutage schon „günstig“? „Wir gehen davon aus, dass die Preise noch steigen werden.“
Er selbst denkt nicht mehr darüber nach, ob es Sinn macht, am nächsten Tag zu tanken, weil er davon ausgeht, dass es am nächsten Tag sowieso noch teurer wird. Der Geschäftsführer: „Das hat sich die letzten Wochen immer bestätigt.“ An langfristige Planung ist deshalb nicht zu denken. Für März, April wollte er ein neues Fahrzeug anschaffen. „Das Vorhaben habe ich jetzt auf die lange Bank geschoben.“
Bottroper Spedition: Zusatzkosten von 20.000 Euro pro Woche durch Spritpreis
Auch Speditionen kämpfen täglich mit den Preisexplosionen an den Tankstellen. „Diesel ist bei uns einer der großen Kostenfaktoren“, meint Max Schmirler, Geschäftsführer von AStrans Waggon & Transport. Verbraucht werden circa 30.000 Liter in der Woche. Rund 40 Fahrzeuge sind europaweit unterwegs. Die Zusatzkosten liegen um die 20.000 Euro. „Das fängt man nicht so einfach auf.“
Getankt wird an einer eigenen Tankstelle, dennoch muss vorher der Sprit in großen Mengen eingekauft werden. „Wir können auch nicht nicht fahren. Man kann nur versuchen, die Kosten an die Kunden weiterzugeben.“
Tankstellen in Bottrop: Bis zu 38 Preisänderungen am Tag
Angesichts der Kalkulation würde sich der Geschäftsführer wünschen, dass sich die Preise hoffentlich bald stabilisieren. Man sei ständig im Dialog mit den Kunden. Das Problem: Die Preiserhöhung von letzter Woche ist oftmals dann schon wieder hinfällig, weil der Preis inzwischen wieder sprunghaft gestiegen ist.
Zwischen 25 und 38 Preisänderungen am Tag seien mittlerweile normal, sagt Jörg Przybilla, Pächter der Shell-Tankstelle im Fuhlenbrock. Wie hoch der Preis noch steigt, vermag er auch nicht zu prognostizieren. Seine Kunden seien aber noch überraschend ruhig, die Nachfrage nach Benzin und Diesel habe sich nicht verringert. „Die tanken lieber jetzt, bevor es noch teurer wird.“ ()