Bottrop. Der Einzelhandelsverband ist sauer darüber, wie die Entscheidung zur Notbremse zustand kam. Irritationen auch über das Warenangebot auf dem Markt.
Scharfe Kritik am Bottroper Krisenstab kommt von Jan-Gerd Borgmann, dem Vorsitzenden des Einzelhandelsverbandes. Der Verband ist nicht einverstanden damit, dass der Krisenstab für Bottrop als einzige Ruhrgebietsstadt die Notbremse gezogen hat. Borgmanns Kritik zielt aber auf die fehlende Kommunikation: „Der Verband ist in keiner Weise einbezogen oder vorgewarnt worden..“ Die Stadt weist die Kritik zurück.
Nach Borgmanns Darstellung habe der Verband am Freitag eine Abstimmung mit den Städten Bottrop, Gladbeck und Gelsenkirchen gesucht. „Vom Bottroper Krisenstab hat er zu hören bekommen, es gebe keinen Handlungsbedarf, weil die Inzidenz noch unter 100 gelegen habe. So ist wertvolle Zeit verloren gegangen.“ Am Montag habe es keinerlei Vorwarnung gegeben.
„Druck der Entscheidung des Landes“
„Wir versuchen immer alle auf Ballhöhe zu halten“, entgegnet Krisenstabs-Sprecher Andreas Pläsken. Nach den Krisenstabssitzungen am Freitag und am Montag habe die Wirtschaftsförderung per Newsletter über die Lage informiert. „Dass nach der Krisenstabssitzung am Freitag eine dynamische Entwicklung eingetreten ist, geht auf eine Entscheidung des Landes zurück.“
Am Montag habe der Krisenstab „unter dem Druck der Entscheidung des Landes“ lange beraten bis zum Entschluss, die Notbremse zu ziehen. Unter diesem Druck habe niemand mehr Zeit gehabt, Vorwarnungen auszusprechen, sagt Pläsken: „Auch unsere Tage haben nur 24 Stunden.“
„Wer will das verstehen?“
Kritik am Krisenstab kommt auch von der Initiative „Unternehmen für Covid 0“, die sich für einen harten Lockdown einsetzt. Ihr Sprecher Markus Lauter kritisiert die Zusammensetzung des Krisenstabes: „IHK, HWK, Einzelhandelsverband - sie alle sind nicht an den Entscheidungen am grünen Tisch eingebunden. Das muss sofort aufhören, so geht es nicht.“ Die Notbremse mache keinen Sinn: „Eine Stadt mitten im Ruhrgebiet macht als Einzige dicht. Die Käuferströme aus Bottrop erhöhen somit wieder die Infektionsgefahr in den Nachbarstädten. Wer will das verstehen?“
Auch an anderer Stelle löste die Entscheidung Diskussionen aus. So hatte Woolworth am Dienstagmorgen in Bottrop noch geöffnet. Erst nachdem das Ordnungsamt eingeschritten war, schloss das Unternehmen seine Filiale. Woolworth habe sich zunächst darauf berufen, den Großteil des Umsatzes mit Dingen des täglichen Bedarfs zu machen, so Pläsken. Die Stadt habe aber auf die Schließung bestanden.
Auf dem Markt gelten andere Regeln
Auf Nachfrage teilte das Unternehmen mit, dass man standardmäßig prüfe, ob man aufgrund der Sortimentsanteile eine Sondergenehmigung erhalten könne. „Da die Beurteilung des Sortiments den regionalen Behörden obliegt, ist eine individuelle Prüfung stets lohnenswert.“
Für Verwunderung sorgte am Mittwoch auch der Wochenmarkt. Zahlreiche Marktbesucher – und auch lokale Einzelhändler – wunderten sich über die vielen Stände, die Dinge anboten, die nicht zum täglichen Bedarf gehörten. Da seien der Stadt die Hände gebunden, sagt Pläsken. Er verweist auf die Corona-Schutzverordnung des Landes. Die sieht für Wochenmärkte nun vor, dass ein Drittel der Stände auch Waren anbieten dürfen, die nicht zum täglichen Bedarf gehören. Bei 35 Ständen am Mittwoch seien das elf gewesen, so Pläsken. „Aber diese Zahl wurde nicht ausgereizt.“