Bottrop. Falsche Kommissare, die mit Schockanrufen Geld erpressen, sind in Bottrop bisher noch nicht aufgeschlagen. Dafür aber andere gemeine Maschen, mit denen vor allem Senioren betrogen werden. Die Polizei rät deshalb - nie auf Fremde einlassen. Egal, ob am Telefon oder an der Wohnungstür.
Die kriminelle Gilde der reisenden Trickbetrüger hat eine neue Masche von Schockanrufen entdeckt: „Gegen Sie läuft ein Ermittlungsverfahren“ drohen sie als falsche Polizisten am Telefon und erpressen eine Zahlung, um dieses angebliche Verfahren zu stoppen. In mindestens 20 Fällen im ganzen Ruhrgebiet ermittelt die Essener Polizei. In Bottrop sind diese Betrüger noch nicht angekommen - aber etliche nicht weniger fiese Tricks.
Eine Welle von Schockanrufen landen derzeit bei Bürgern polnischer und litauischer Herkunft, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst. Ein Familienmitglied habe einen Unfall gehabt, müsse dringend operiert werden und brauche sofort viel Geld. Ein Kollege komme gleich vorbei und hole die Summe ab. „Alles, was fremde Türen öffnet, wird als Masche genutzt“, weiß die Polizei, ob von Trickbetrügern am Telefon oder Trickdieben an der Tür, die sich als falsche Polizisten, Wasserwerker oder Bankmitarbeitern.
Deshalb auch der Tipp der Beamten: Niemals einer Forderung nachgeben, sondern einen Rück- oder Kontrollruf vereinbaren oder im Zweifel gleich unter 110 die Polizei rufen. Wenn das schnell genug geschieht, hat die Polizei eine Chance, den Komplizen zu fassen, der oft schon vor der Tür lungert. Die Anrufe dagegen kommen oft aus dem Ausland, im Fall der falschen Polizisten zum Beispiel aus der Türkei.
"Diese Masche hat zum Glück nicht funktioniert"
Wie ausdauernd die Trickbetrüger ihre Opfer auszuplündern versuchen, zeigt ein weiterer Fall, in dem die Täter, sagt Ramona Hörst, „offensichtlich an Verkaufsdaten gelangt sind“. Teppichkäufer, die die Ware schon in ihrer Wohnung liegen haben, werden aufgefordert, eine weitere Zahlung zu leisten. Tun sie das, werden sie ein drittes Mal angegangen: Jetzt gebe es noch ein Problem mit den Zollgebühren. „Diese Masche hat zum Glück nicht funktioniert.“
Was allerdings leider funktioniert, ist eine Masche, mit der in Norddeutschland Einbruchsopfer doppelt ausgeplündert werden: Falsche Polizisten rufen nach einem echten Einbruch den Bestohlenen an: Wir haben den Einbrecher festgenommen und brauchen jetzt die PIN, um die EC-Karte zu sperren. Polizisten würden nie am Telefon irgendwelche Kontodaten abfragen, versichert die Polizei.
"Gleich kommt einer, der will die Wasserleitung kontrollieren"
Immer wieder sind zudem Betrüger als falsche Zeitschriftenverkäufer unterwegs, zuletzt in der Innenstadt als Vertreiber einer katholischen Zeitschrift (die WAZ berichtete). Per Telefon werden auch Trickdiebe angekündigt: „Gleich kommt einer, der will die Wasserleitung kontrollieren.“ In Wahrheit will der falsche Wasserwerker sich mit Schmuck und Bargeld aus der Wohnung davon machen.
Ein weiterer Rat der Polizei: Niemals jemanden in die Wohnung lassen, wenn man allein ist. In jedem Fall einen Nachbarn, einen Bekannten oder einen Angehörigen dazu holen.
Der fliegende Holländer
Entweder kann der Mann wirklich fliegen, oder er hat überall in Deutschland seine Doppelgänger unterwegs: Aus etlichen Orten Deutschlands kommen derzeit Warnungen vor betrügerischen Verkäufern von hochwertigstem Kochgeschirr. In Bottrop war der Mann am Montag auf der Beckstraße unterwegs.
Die Täterbeschreibung ist immer die gleiche, sagen die Schweizer Hersteller der Edel-Kochset-Serie AMC: „Ein sympathischer Verkäufer meist aus Holland spricht Passanten auf der Straße an. Er gibt vor, von einer Kochdemonstration oder einer Messe zu kommen, wo er viele AMC-Sets verkauft habe. Die übrig gebliebenen Sets könne er zu günstigen Preisen anbieten, da sich die Ausreise nach Holland wegen der hohen Zollgebühren nicht lohne.“
Exakt mit dieser Legende bot ein Niederländer gesetzteren Alters auf der Beckstraße die angeblichen AMC-Töpfe aus einem anthrazitfarbenen Mercedes einem Bottroper Paar an. Statt 1500 Euro sollten die Töpfe nur noch 150 Euro kosten. Die Bottroper lehnten ab - zu ihrem Glück. Ihnen wäre eine Fälschung angedreht worden. Als Merkmal, das nur das Original hat, nennen die Hersteller aus dem Schweizer Rotkreuz das in den Topfboden geprägte Siegel „AMC Premium System“. Außerdem würden AMC-Sets niemals auf der Straße verkauft, sondern auf Kochpartys, zu denen die Berater aus dem Vertrieb einladen.