Bottrop. Eltern und Politiker missbilligen die Erstwählerkampagne der Jungen Union. Der JU-Vorsitzende rechtfertigt die Aktion als gezielte Provokation. "Sex am Arbeitsplatz ist geil... leider haben 12% der jungen Bottroper keine Arbeit", steht auf dem Heft.





Die Erstwähler-Kampagne der Jungen Union (JU) ruft Ablehnung hervor. Eltern reagieren empört darauf, dass die JU jungen Leuten solche Flyer in den Postkasten legt, DKP-Chef Michael Gerber spricht von sexueller Belästigung, und ÖDP-Kandidatin Judith Beckfeld hält die Aktion schlichtweg für billig. Auslöser der Empörung ist die Schlagzeile „SEX am Arbeitsplatz ist GEIL! . . . leider haben 12% der jungen Bot-troper keine Arbeit”.

Als Provokation gedacht

JU-Vorsitzender Bastian Hirschfelder sieht die Zeile als gezielte Provokation an, mit der die jungen Wahlkämpfer auf die Jugendarbeitslosigkeit aufmerksam machen wollen. DKP-Ratsherr Michael Gerber dagegen urteilt: „Hier ist die Grenze des politisch Zulässigen und des guten Geschmacks bei weitem überschritten”. Die JU scheine sich das Motto der Werbeindustrie „Sex sells” zu eigen gemacht zu haben, kritisiert der Ratsherr.

Das ist ja auch der Fall, wie JU-Vorsitzender Hirschfelder einräumt. „Sex sells, ja. Es ist nun einmal so, dass man so große Aufmerksamkeit erregt”, sagte er. Das habe sich die Junge Union zu Nutze gemacht, um auf ein ernstes Problem hinzuweisen. „Es fehlen Ausbildungsstellen und Jobs für junge Leute in Bottrop. Darüber wollen wir diskutieren”, betont der junge CDU-Ratsherr. Um mit jungen Leuten auch über Politik ins Gespräch zu kommen, müsse man Themen aufregender anbieten, meint er.

Meldedaten sind verfügbar




Eltern sind jedoch empört darüber, dass die Junge Union auch minderjährige Wahlberechtigte angeschrieben hat. Sie fragen sich, wie der CDU-Nachwuchs an die Adressen ihrer Kinder komme. „Das ist ein ganz normaler Vorgang”, erklärt Stadtsprecher Andreas Pläsken, ohne den Inhalt der Kampagne zu bewerten. Die Parteien haben ein Recht darauf, dass das Bürgerbüro ihnen Meldedaten der Wahlberechtigten bereit stellt. Eltern haben kein Veto-Recht. „Wahlberechtigter ist Wahlberechtigter”, betont er.

Während DK-Ratsherr Gerber sich auch an die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt wendet, ist Hirschfelder sicher, dass junge Leute gelassen reagieren. Allerdings hätte er gewarnt sein können, was die Wirkung der Kampagne betrifft. So ging vor zwei Jahren in Niedersachsen eine JU-Aktion mit dieser Schlagzeile mächtig in die Hose. Im Internet gab es Hohn und Spott.


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