Bottrop / Essen. Neun Jahre Haft für sechs bewaffnete Banküberfälle: Diese Strafe verhängte das Landgericht Essen am Montag gegen Aliaksandr B. aus Bottrop. Seine Raubzüge führten ihn nach Bottrop, Recklinghausen, Osnabrück, Bochum, Essen und Duisburg. Dabei erbeutete der 27-Jährige insgesamt 48 000 Euro.
„Ich möchte, dass Sie einfach nicht so streng mit mir sind“, bat freundlich lächelnd Aliaksandr B., gebürtiger Weißrusse aus Bottrop, bevor sich die VI. Strafkammer des Essener Landgerichts zur Urteilsberatung zurückzieht. Er fand offenbar Gehör. Denn das Gericht verurteilte ihn am Montag für sechs bewaffnete Banküberfälle, einer davon in Bottrop, zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren und blieb damit immerhin zweieinhalb Jahre unter dem Antrag von Staatsanwältin Yvonne Rothe. Der 27-Jährige erbeutete insgesamt 48 000 Euro.
Zwischen Polen und Bottrop
Er pendelte im Tatzeitraum von zwei Jahren bis zu seiner Festnahme am 18. Juli dieses Jahres zwischen Polen und seiner konspirativen Wohnung in Bottrop. Warum Polen? Weil er in seiner weißrussischen Heimat von den Behörden gesucht werde, antwortet er auf die Frage von Richterin Jutta Wendrich-Rosch. Schon 2007 war er illegal mit falschem litauischen Pass und Alias-Namen nach Bottrop gekommen, um sich mit weiteren Landsleuten zusammenzutun und in der Region Banken zu überfallen.
Nachdem die anderen der Polizei ins Netz gegangen waren, blieb der 27-Jährige zurück und startete am 2. März 2010 in einem ersten Alleingang einen Überfall auf die Sparkassenfiliale in Bottrop-Fuhlenbrock. „Brav“ reihte er sich in die Schlange der wartenden Kunden ein, um dann die, seinen Angaben nach, eine ungeladene Waffe zu zeigen und Geld zu fordern, das er in einem Leinenbeutel verstaute. Er erbeutete 7350 Euro, mit denen er erst einmal wieder nach Polen reiste.
Acht Euro Beute
In der Folgezeit führten ihn seine Raubüberfälle nach Recklinghausen, Osnabrück, Bochum, Essen und zum Schluss, am 22. Mai, nach Duisburg, wo er mit der mageren Beute von acht Euro von dannen zog.
Aliaksandr B., der im Prozess immer wieder anscheinend spielerisch eine Art Perlenband durch die Finger der rechten Hand gleiten lässt, war schon bei der Polizei geständig, was das Gericht ihm als großes Plus anrechnete. Als „diskreten“ Räuber bezeichnet die Richterin den Angeklagten. Andere Täter, so die Richterin, würden mit weitaus mehr „Getöse“ bei den Überfällen auftreten.
Allerdings wurde während der Verhandlung auch bekannt, dass seine räuberischen Auftritte nicht ohne Wirkung bei den Opfern blieben. Die psychischen Folgen bei einigen betroffenen Bankmitarbeitern waren erheblich. Zum Beispiel kann eine Frau nicht mehr arbeiten, ein Mann wurde alkoholabhängig.
Ungewöhnlicher Zwischenfall
Einen ungewöhnlichen Zwischenfall gibt es im Prozess: Ein winzig klein zusammengerollter mysteriöser Zettel mit erstaunlich viel Text wird beim Angeklagten gefunden.
Ein Unbekannter wird darin um ein Treffen gebeten. „Man muss das Geld abholen“, heißt es unter anderem. Der 27-Jährige behauptet, er habe den Zettel in seiner Zelle gefunden und diesen keineswegs verfasst.
„Wie praktisch, dass der Zettel in russisch ist“, meinte Richterin Wendrich-Rosch ironisch. Staatsanwältin Rothe fügt nicht minder spitz hinzu: „Und dass es um Geld geht.“