Für Autofahrer gilt bei Eis und Schnee ab dieser Woche Winterreifenpflicht. Experten und Politiker waren sich einig, dass die bisherigen Regelungen zu vage waren. Ein Bundesgesetz sorgt für mehr Klarheit. Auto- und Motorradfahrern, die im Winter mit Sommerreifen auf Rutschpartie gehen, drohen künftig saftige Geldbußen.

Was in Österreich bereits seit Jahren zwingend vorgeschrieben ist, gilt nun also auch für Deutschland.

Die WAZ fragte in Bottrop nach bei Experten und Autofahrern. Die fast einhellige Meinung: Eine Winterreifenpflicht war dringend erforderlich – aber wieso kommt sie erst so spät? Beispielsweise Roland Geppert, Karosseriebaumeister und Inhaber eines Kfz-Betriebes an der Mercatorstraße in Grafenwald: „Das war längst überfällig. Sommer- und Winterreifen, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Man kann zwar Winterreifen im Sommer fahren, aber niemals Sommerreifen im Winter.“ Zwar sei der Verschleiß bei Winterreifen höher, aber die Kosten würden sich im Endeffekt ausgleichen. „Die Neuanschaffung geht natürlich erstmal ins Geld. Bei regelmäßigem Wechsel zur richtigen Jahreszeit gleichen sich die Kosten aber aus. Man fährt ja entschieden weniger Kilometer mit den Sommerreifen“, rechnete Geppert vor. Seine Empfehlung: mindestens vier Millimeter Profiltiefe, „sonst garantieren auch Winterreifen keine Sicherheit bei Schnee und Eis.“ Apropos Sicherheit: Da habe die Autotechnik in den letzten Jahren geradezu Quantensprünge vollbracht. Geppert nannte da etwa ABS und ESB.

Die Winterreifenpflicht begrüßt auch Torsten Thielking, Filialleiter von „Reifen Tanski“ an der Essener Straße: „Mit Sommerreifen kommt man bei winterlichen Bedingungen oft kaum von der Stelle. Und Bremsungen werden zu einem gefährlichen Unterfangen.“ Sein Tipp: Anfang Oktober sollte man auf Winterreifen umsteigen, dann würde es langsam gefährlich auf Deutschlands Straßen. Allwetterreifen hält Thielking für eine ordentliche Alternative, „sie sind aber nur sinnvoll, wenn jemand ausschließlich in der Stadt unterwegs ist“.

Eine Umfrage bei Autofahrern zeigte zwar, dass die meisten sich mit Winterreifen erst sicher fühlen, wenn’s matschig und ungemütlich auf den Straßen wird, aber die neue gesetzliche Regelung befürworten nahezu alle.

„Ich sehe nur Vorteile“, bestätigt Stefan Michalski. Obwohl er Besitzer zweier Autos ist, hat er schon länger Winterreifen aufgezogen. „Man merkt den Unterschied. Ohne Winterreifen würde ich bei Schnee auch nicht mehr fahren.“ Schließlich besitze er Verantwortung gegenüber seiner Familie, aber auch gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern.

Roman Rosga, der bereits seit Anfang Oktober mit Winterreifen unterwegs ist, sieht ebenfalls nur Positives in der neuen Gesetzgebung. „Was auch ein wichtiger Punkt ist: die Schuldfrage bei einem Unfall.“ Bisher habe es vor allem in Versicherungsfragen keine einheitliche Rechtsprechung gegeben, wenn falsche Bereifung als Unfallursache ins Spiel gekommen sei.