Bottrop.. Immer mittwochs treffen sich die vier Brüder mit drei Freunden zum Crossboule am Forsthaus Specht. Anschließend wird entspannt bei Gesprächen.


Spaziergänger am Forsthaus Specht wundern sich schon längst nicht mehr, wenn sie dort mittwochs eine muntere „Schweinchen-Jäger-Schar“ antreffen. Seit 17 Jahren trifft sich dort die „Bauern-Boule-Gruppe“, wie Gründer und Senior Diethard Kreul sein Team gerne nennt, um das „Schweinchen“ zu jagen, die kleine rote Kugel. Gespielt werde nicht nach den Jule-Regeln, sondern Cross, klärt der 79-jährige Boulefreund aus Grafenwald auf. Bei Jules, handele es sich um einen der berühmtesten, ehemaligen Kugelsportspezialisten.

Seit 17 Jahren rollen die Kugeln

Die Kreul-Brüder Klemens, Rudolf, Helmut und Diethard (v.l.) treffen sich einmal in der Woche zum Crossboulen am Forsthaus Specht.
Die Kreul-Brüder Klemens, Rudolf, Helmut und Diethard (v.l.) treffen sich einmal in der Woche zum Crossboulen am Forsthaus Specht. © Friedhelm Wessel | Unbekannt






Begonnen hat alles 1995. Damals nahm Diethard Kreul im Hof Jünger an einem Boule-Seminar teil. „Für Frankreich-Freunde und -Liebhaber einfach ein Muss,“ meint der Teamchef. Danach überredete er seine Brüder Helmut (77), Rudolf (76) und Klemens (72) vor 17 Jahren zum Spiel mit den Stahlkugeln. „Zunächst trafen wir uns auf richtigen Bouleanlagen in Kirchhellen und Alt-Bottrop. Aber hier am Forsthaus macht es mehr Spaß“, so der ehemalige Beamte.

Natürlich hat das „Kreul-Quartett“ auch schon an Turnieren teilgenommen. Aber ihnen geht nichts über die Runden auf dem Weg rund um die kleine Forsthaus-Grünanlage. Zum Team gehören auch Gerd Urselmann, Herbert Liesetzski und Kurt Stanjetzski, die eigens aus Dinslaken und Duisburg anreisen.

Es wird um jeden Millimeter gerungen

Bei der „Schweinchen-Jagd“ am Forsthaus geht es oft heiß her, da wird quasi um jeden Millimeter gerungen, denn die Kugel, die der roten Zielkugel am nächsten liegt, bringt die meisten Punkte ein.

Dr. Klemens Kreul, einst Jurist im Dienste der Stadt wusste Rat: Er baute ein spezielles Messgerät. „Jetzt ist es aber irgendwie langweilig, denn der Streit um Millimeter und Punkte gehört einfach dazu,“ meinte Diethard Kreul, der in seiner Jugend ein begeisterter Ruderer und Radrennfahrer war, während sein Bruder Klemens einst beim VfB Kirchhellen Fußball spielte.

Wichtig sind auch die Gespräche danach

Die sieben Cross-Bouler genießen aber auch die Gespräche danach. Aber ein Thema ist Tabu: die Politik. Denn die Kreuls waren einst in Rat und Bezirk aktiv. Während Diethard, Klemens und Rudolf Kreul Mitglieder der SPD sind, gehört Helmut der FDP an. Daher ist die „Absinth-Erholung“ nach den drei Runden am Forsthaus mittwochs garantiert politikfrei.

Und weil die rüstigen Rentner sich nicht mehr so gerne während ihrer Runden nach ihren drei Stahlkugeln bücken, gibt es auch hier Hilfe: Etwa 50 Zentimeter lange Bänder, mit kleinen Magneten am unteren Ende. „Das schont natürlich den Rücken,“ lacht der ehemalige städtische Beigeordnete Dr. Klemens Kreul, der wie alle Spieler während des Spiels mal in die Rolle des „Schießers und Legers“ schlüpft. Boule, Lieblingssport der französischen Nachbarn, hat nämlich liebenswerte und schnell zu lernende Regeln und Aufgabenstellungen, darüber freuen sich alle sieben Beteiligten.

>>>DIE STAHLKUGELN WIEGEN BIS ZU 750 GRAMM


Im Mutterland des Boule nennt man diesen Sport auch Petanque. Die Stahlkugeln, die zum Einsatz kommen, wiegen etwa 680 bis 750 Gramm. Ein Dreiersatz – am besten aus Frankreich – kostet etwa 200 Euro.


Das Schweinchen, „Cochonnet“, hat einen Durchmesser von 30 Millimeter und gilt als Ziel. Auf festen Boule-Plätzen wird aus einem Ring heraus gespielt. Diese Variante gibt es beim Crossboule natürlich nicht.