Bottrop.. Jedes Jahr „das gleiche traurige Spiel“ zur Urlaubszeit: Die Tierfreunde Bottrop beklagen allein in den vergangenen zehn Tagen mehrere Fälle.
Auch in diesem Sommer setzen Menschen in der Urlaubszeit vermehrt ihre Haustiere am Tierheim oder auf der Straße aus. Allein die Tierfreunde Bottrop haben in den vergangenen zehn Tagen einen Hund, zwei Katzen und zwei Hasen, aber auch Exoten wie einen afrikanischen Weißbauchigel aufnehmen müssen. „Es ist jedes Jahr das gleiche traurige Spiel“, klagt Tierheimleiterin Hildegard Frank-Tüllmann, „und das, seitdem ich hier bin.“ Das sind immerhin 29 Jahre.
Angeleint an einem Baum
Ein kleiner Pinscher, der jetzt „Loki“ heißt, wurde vor einigen Tagen am Heidhofsee in Kirchhellen gefunden, angeleint an einem Baum. Die beiden Häschen hat eine Mitarbeiterin des Tierheims an einer Bushaltestelle an der Dorstener Straße aufgelesen. Und in der Nähe des Autohauses Brabus wurden jüngst die beiden Katzen ausgesetzt, stundenlang standen sie in ihren Boxen in der Bruthitze. „Sie können sich vorstellen, wie erschöpft sie waren“, sagt Frank-Tüllmann.
Da fällt ihr ein besonders dreister Fall ein: „Einmal hielt ein Auto bei uns, Fahrerseite zum Eingang, die Beifahrertür ging kurz auf, der Wagen fuhr davon.“ Und auf der Straße stand plötzlich eine Box mit Kaninchen. „Es gibt halt solche Menschen und solche“, urteilt die passionierte Tierfreundin. Jene, die sich auf diese Art von ihren Haustieren trennen, wird sie wohl nie ganz verstehen. Sie versucht es zumindest: „Scham spielt oft eine Rolle, oder Gleichgültigkeit, da geschieht so etwas dann anonym.“ Kommen Menschen, die ihr vorgaukeln, ihr Tier sei ein Fundtier, „dann rieche ich so etwas.“
Das Tierheim hat fünf Pensionsplätze für Urlauber-Hunde
Urlaubern legt Frank-Tüllmann den Versuch nahe, einen der fünf Pensionsplätze für Hunde oder der weiteren fünf für Kleintiere in ihrer Einrichtung zu bekommen. „Allerdings braucht es dafür ein viertel bis halbes Jahr Vorlaufzeit.“ Hunde werden je nach Größe für zwölf bis 14 Euro am Tag betreut, Kleintiere schon für zwei bis drei Euro. 250 bis 300 Tiere bewohnen das Tierheim in der Wilhelm-Tell-Straße, gerade in den Sommermonaten versucht die Leiterin immer ein paar Plätze frei zu halten. Denn sie weiß ja, was kommt.
Bundesweit nahmen die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Heime allein in den Sommermonaten des Vorjahres rund 70 000 ausgesetzte Tiere auf. Dabei ist die persönliche Abgabe des felligen oder gefiederten Begleiters nicht immer mit Kosten verbunden. „Sicher freuen wir uns, wenn wir einen Beitrag erhalten, der zum Beispiel die Impfung deckt“, erklärt Frank-Tüllmann, „aber zwingend ist das nicht.“
Tierheim ist ein gemeinnütziger Verein
Besonders kranke Tiere bedeuten personellen und finanziellen Mehraufwand für die Bottroper Tierfreunde. Nur vergessen die Menschen das ganz gern. „Viele glauben wohl immer noch, dies sei eine städtische Einrichtung und kein gemeinnütziger Verein“, sagt sie noch. Sie, die sieben Tage die Woche im Tierheim schuftet und nachts den Tiernotdienst betreut.