Der unerwartet frostige März und beginnende April kostet Heizöl-Kunden mehr Geld, als viele von ihnen geplant haben. Das wird auch sichtbar an den jetzt einsetzenden Nachbestellungen.
Die Lieferanten müssen in diesen Tagen schon Sonderschichten schieben, um die Häuser mit Öl zu versorgen. Und auch das Gas kann noch nicht auf Sparflamme gedreht werden. Wie hoch die Kosten für den Betrieb von Gasheizungen ausfallen, muss sich in den Endabrechnungen zeigen.
„In diesem Jahr kam es häufiger als sonst vor, dass Bürger gar kein Heizöl mehr im Tank hatten. Viele dachten, sie kämen noch bis Pfingsten oder über den Sommer. Leider haben sie sich verschätzt“, sagt Claudia Herlfterkamp vom Heizöl-Lieferanten Buddenkotte. Sie kennt die schmerzhaften Finanznöte, in die Kunden dabei geraten können. Denn Heizöl ist im Gegensatz zu Gas nicht in Abschlägen zu bezahlen. „Viele Haushalte brauchen etwa 3000 Liter. Diese Menge inklusive Transport kostet abhängig vom aktuellen Heizölpreis zwischen 2500 und 2800 Euro. Das ist ein stolzer Preis, den viele für dieses Frühjahr nicht einkalkuliert hatten.“
Nachfrage
Dass die Nachfrage nach Heizöl im letzten Monat drastisch zugenommen hat, stellen auch die Mitarbeiter von Brennstoff Weddeling fest. „Wir haben unglaublich viel zu tun. Auch samstags liefern wir Heizöl aus“, erklärt Geschäftsführerin Heike Student. Einer der Kunden ist Christian Bleil: „Ich wusste schon, dass wir bald nachfüllen müssen. Aber dass der lange, kalte Winter so viel Öl aus dem Tank zieht, hätte ich nicht gedacht“, sagt der 43-Jährige.
Schon kommt es zu ersten Lieferverzögerungen. „Es ist eine mittlere Katastrophe: Die Kunden wollen das Öl schneller haben, als wir es liefern können. Aber eine Woche müssen sie schon darauf warten“, sagt Hubert Hegemann, Geschäftsführer von der Bäuerlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft. Er sieht ein weiteres Kostenproblem für die Bauern und Gärtner: „Bei den niedrigen Temperaturen wachsen die Pflanzen langsamer. Da müssen die Betriebe mit der Beheizung ihrer Gewächshäuser nachhelfen. Das wird teuer.“
Ausgleich
Aus Sicht des Energieversorgers Emscher Lippe Energie (ELE) könnte die Rechnung unterm Strich auch weniger dramatisch ausfallen. „Im März lag der Gasverbrauch zwar zehn Prozent über dem Durchschnitt. Aufs Jahr gerechnet macht dieser Monat aber nur drei Prozent aus“, wie Unternehmenssprecher Peter Efing sagt. Werde berücksichtigt, dass die Monate November und Januar etwas und der Dezember deutlich wärmer als im Durchschnitt waren, könnte sich am Ende ein gewisser Ausgleich ergeben. „Es sei denn, der Winter hält noch länger an.“
Höhere Zahlungen für die Stadt
Auf die Stadt kommen höhere Ausgaben für die Begleichung von Heizkosten zu, die Bürgern zusteht, die Harz IV, eine Grundsicherung im Alter oder Zuschüsse bei Erwerbsminderung erhalten. „Deshalb muss unser Job-Center jetzt mehr Geld anfordern, um diese Mehrkosten zu tragen“, sagt Peter Sommer, Leiter des Sozialamts. Derzeit liege die Grenze bei der Heizkostenübernahme für Öl, Erdgas und Fernwärme bei 1,25 Euro pro Quadratmeter, für Nachtspeicherstrom bei 1,70 Euro. Wie hoch die zusätzliche Belastung durch den langen Winter für die Stadt tatsächlich ausfällt, sei zurzeit noch nicht zu beziffern, wie Sprecher Andreas Pläsken sagt. „Es wird auf jeden Fall teurer. Wir müssen ein finanzielles Polster bilden.“