Bottrop. Festivalstimmung auf dem schwarzen Hügel. 1000 Besucher zeigten sich begeistert von dieser besonderen Aufführung des „Fliegenden Holländers“.
200 Meter Schlange stehen, um auf den Shuttle-Bus zu warten? Für Opernbesucher, die auf die Halde wollen, offensichtlich kein Problem. Alles läuft gesittet ab. Für jeden, der schon einmal Fans in Fußballstadionnähe erlebt hat in jedem Fall ein Kontrastprogramm.
Alle Vorstellungen sind ausverkauft
Festivalstimmung herrschte jedenfalls bereits am Fuß von Bottrops „Schwarzem Hügel“. Und nicht nur die Premiere von Wagners „Der fliegende Holländer“ war bis auf den letzten Platz besetzt. Auch die sechs Folgevorstellungen von heute bis zum 9. Juni sind ausverkauft, heißt es im Kulturamt. Lediglich wenige nicht abgeholte Restkarten seien mit Glück an der improvisierten Abendkasse im Wartehäuschen an der Bushaltestelle des Bergwerks Prosper Haniel zu bekommen.
Der „Holländer“ zählt zwar mit zweieinhalb Stunden reiner Spieldauer - mit Pause sind es auf der Halde drei Stunden - zu Wagners kürzeren Werken. Aber dennoch: Wagner wird nie musikalisches Fastfood werden. Und so freuen sich die Kulturschaffenden und -verantwortlichen der Stadt über die riesige Nachfrage, vor allem aber auch über die begeisterte Aufnahme der Premiere.
Es gibt keine schlechten Plätze
Die Bergarena ist dabei durch und durch demokratisch. Es gib keine guten oder schlechten Plätze. Im Rund und auf dem harten Beton - man kann ihn mit bereitgestellten Kissen abpolstern - sind sie alle gleich. Egal ob Ex-WDR-Intendant Fritz Pleitgen, Rektor Ulrich Radtke (Uni Duisburg-Essen) oder Oberbürgermeister Bernd Tischler und Bürgermeister Klaus Strehl: Loge, Ehrenplatz? Fehlanzeige. Bottrops Wagner-Fest gibt sich lässig - und da hört man auch schon mal über einige Akustik-Kapriolen hinweg, die sich einschlichen - trotz aufwändiger Technik, die unter großem Aufwand und Einsatz der zahlreichen Helferinnen und Helfer hinauf geschafft wurden.
Viele kamen sicher auch, um die Halde einmal „in Aktion“ zu erleben. „Für mich ist es sogar die erste Wagner-Oper überhaupt“, sagt eine Besucherin vom Niederrhein. „Aber ich wollte einmal diesen Ort erleben. Der Abendhimmel, die Musik und die Kunstwerke im Hintergrund, das ist wie großes Kino und dann noch in der Nähe!“
Das Wetter trug nach den Regenfällen der letzten Tage ebenfalls zum Gelingen der Aufführung bei. Star dieses Opernkraftaktes ist in diesem Fall aber das Team - vom Titelhelden bis zu den Freiwilligen im Hintergrund.