Bottrop.. 130 Katzen versorgt das Tierheim zurzeit, so viele wie noch nie. Deshalb wurde jetzt auch ein Aufnahmestopp verhängt. Trotzdem kommt weiterhin Nachschub. Auch andernorts geht es den Pflegern ähnlich, die Tierheime haben keine Kapazitäten mehr.

Max ist ein mächtiger Kater. Gemächlich streift der getigerte Riese durch sein Gehege. Nichts bringt den Siebenjährigen aus der Ruhe. Auch nicht die Tatsache, dass es in seinem Zuhause auf Zeit eng geworden ist.

Leichtfertig angeschafft

Das Katzenhaus platzt aus allen Nähten. „Wir können gar nicht so schnell vermitteln wie der Nachschub kommt“, stellt Angelika Joormann fest. Sie ist zuständig für die Vermittlung. 600 bis 700 Tiere kann der Verein im Jahr weitergeben. Trotzdem wird er der Katzenmasse kaum noch Herr. Den Betreuern in Bottrop geht es damit so wie ihren Kollegen andernorts. Mülheim etwa hat einen Aufnahmestopp verhängt, das Tierheim in Moers ist auch längst voll.

Dass aus süßen Katzenbabys geschlechtsreife Kater und Katzen werden, die sich bis zu dreimal im Jahr paaren, scheint vielen Menschen nicht klar zu sein. Diesen Eindruck bekommen zumindest die Helfer im Tierheim. Sie vermuten, dass sich mancher leichtfertig eine Katze zulegt, sich über die Pflichten oder den Aufwand der Haltung aber wenig Gedanken macht. Anders die Hundehalter - sie wüssten besser, worauf sie sich einlassen, so die Erfahrung im Tierheim.

Häufig werden ganze Katzenwürfe abgegeben, nicht selten sogar mit dem Muttertier. Jedes neu aufgenommene Tier wird kastriert, entwurmt, entfloht und geimpft. Kosten, für die der Tierschutzverein aufkommt. Heimleiterin Hildegard Tüllmann versteht es nicht: „Selbst Katzen, die wir von Privatleuten bekommen, sind nicht kastriert“, sagt sie. Darunter häufig so genannte Freiläufer, deren Kastration besonders wichtig sei, so der Appell der Tierschützer.

Oft genug werden die Tier in Mülleimern "entsorgt"

In Bottrop zahlt der Tierschutzverein für die Fundtiere. Manchmal beteiligen sich Privatleute an den Kosten einer Kastration ihrer Katze, wenn die im Tierheim bleiben soll. „Wir können immer nur um eine Spende bitten. Zwingen können wir niemanden, denn da steht immer auch das Wohl des Tieres auf dem Spiel“, erklärt Hildegard Tüllmann. Wer weiß, wo die unerwünschten Samtpfoten andernfalls landeten. Oft genug würden sie in Glascontainern oder Mülleimern „entsorgt“.

Rund 100 Euro gibt der Bottroper Tierschutzverein für die Kastration einer Katze aus. Bei Katern ist der Eingriff etwas günstiger. Pro Monat werden im Tierheim etwa 30 Katzen operiert, dazu im Jahr noch etwa 50 wildlebende Exemplare, die eingefangen, behandelt und dann wieder freigelassen werden. Ein unermüdlicher Kampf gegen die unkontrollierte Vermehrung. Entwurmung, Entflohung, Impfung und ein Chip - so kommen pro Tier etwa 160 Euro an Ausgaben zusammen. Im Gegenzug kassiert der Verein bei einer Vermittlung nur 120 Euro.

Montagnachmittag, das Telefon läutet, und das Tierheim erfährt: Vier junge Katzen und die Mutter streunen über den Golfplatz. Wieder Nachschub für das volle Katzenhaus, wieder neue Mitbewohner für den mächtigen Kater Max.