Bottrop.. Eine zehnte Auflage des „Bottrop Kustom Kulture“ wird es nicht geben. Das zweitägige Festival für Fans der US-Kultur rund um Hot Rods, Kustom Cars und Motorräder zieht in diesem Jahr auf die Zeche Ewald nach Herten. Auch der Titel ist Geschichte: Aus „Bottrop Kustom Kulture“ wird „Kustom Kulture Forever“.

Die Stadt Bottrop muss den Verlust eines Imageträgers verkraften: Eine zehnte Auflage des Festivals „Bottrop Kustom Kulture“, das alljährlich im Frühsommer rund 4000 Fans der US-Kultur rund um Hot Rods, Kustom Cars und Motorräder an den Rand des Flugplatzes Schwarze Heide zog, wird es nicht geben. Auch der markante Name wird getilgt: Aus dem „Bottrop Kustom Kulture“ ist im Internet längst das „Kustom Kulture Forever“ geworden. Schauplatz des traditionell zweitägigen Festivals in diesem Jahr ist vom 31. Mai bis zum 1. Juni die Zeche Ewald in Herten.

Die Stadt habe die Bedeutung von „Bottrop Kustom Kulture“ „verkannt“, kritisiert Michael Perrech, Ideengeber und Initiator des seit 2003 von der Agentur seiner Frau veranstalteten Spektakels. Für einen möglichen Umzug innerhalb der Stadtgrenzen habe es keinerlei Unterstützung gegeben: „Es hätte ja nicht in Kirchhellen sein müssen.“ Die Marke „Bottrop“ sei schließlich ein Begriff - selbst bei Szene-Treffen in den USA oder Japan, erzählt Perrech. Aus aller Welt kamen Gleichgesinnte in den vergangenen Jahren an zwei Tagen in die Stadt. Perrech, der selbst Bottroper ist, bedauert es, seiner Heimatstadt den Rücken zu kehren: „Ich finde es total schade.“ Eine Alternative habe es aber nicht gegeben.

„Wir mussten alles heranschaffen“

Was sich vollzieht, ist ein Abschied auf Raten. Das ursprüngliche Domizil auf einem Nebenparkplatz des Flugplatzes Schwarze Heide musste das „Bottrop Kustom Kulture“ schon vor zwei Jahren verlassen. Ein paar Meter weiter - schon auf Hünxer Stadtgebiet - half ein Landwirt mit einer freien Wiese aus. Frei von jeder Infrastruktur. „Wir mussten alles heranschaffen“, sagt Perrech. Vor allem aber verwandelte sich die Wiese schon mit wenigen Regentropfen in einen wüsten Acker. „Die Veranstaltung lebt vom Wetter“, sagt Perrech. Und das war mies in den letzten beiden Jahren, erinnert sich der Initiator: „Liebhaberautos im Matsch - das kann man den Leuten nicht zumuten.“ Und für den Veranstalter selbst stieg damit das finanzielle Risiko massiv.

Die Zeche Ewald habe sich als Alternative angeboten, sagt Perrech, regelmäßig gebe es dort vergleichbare Veranstaltungen. „Wir können aus den Erfahrungen der anderen profitieren“, sagt der Initiator. Rund um den Flugplatz Schwarze Heide dagegen sei das „Bottrop Kustom Kulture“ in der Rolle als „Vorreiter“ gewesen. Weitere Großveranstaltungen wie das „Ruhrpott Rodeo“, das „Race @ airport“ oder das Metalfestival „Extremefest“ etablierten sich in den Folgejahren nach dem Start des „Kustom Kulture“ 2003 in der näheren Umgebung.

„Wenn eine Veranstaltung wegzieht, dann ist das immer schlecht“

In Herten will sich das „Kustom Kulture Forever“ nicht neu erfinden: „Die Leidenschaft mit anderen teilen“ schwebt als Motto weiter über allem, sagt Perrech. Aber ein bisschen kleiner dürfte es werden, auch weil die Marke „Bottrop“ erloschen ist und das „Kustom Kulture“ mit neuem Leben gefüllt werden muss. Mehr Musik soll es geben, einen Teile-Markt, eine kleine Tattoo Convention - und neuen mobilen Stilen will sich das Festival öffnen. Die bislang auf der Landebahn des Flugplatzes ausgetragen Rennen fallen allerdings ersatzlos weg. Schließlich legt das Festival selbst ja schon einen Neustart hin.

Mag sich das „Bottrop Kustom Kulture“ in den Jahren seines Bestehens weit über die Stadtgrenzen hinaus großer Bekanntheit erfreut haben, ist es vor der eigenen Haustür seltsam unbekannt geblieben. „Wenn eine Veranstaltung wegzieht, dann ist das immer schlecht“, sagt Tina Große-Wilde, die Vorsitzende des örtlichen Hotel- und Gaststättenverbands. Vom „Bottrop Kustom Kulture“ aber hört sie bei der Anfrage zum ersten Mal - ebenso wie Martina Rudziok. Auch die Geschäftsführerin der Gesellschaft für Stadtmarketing findet es aber zumindest „schade, dass die abwandern“. Bei der Stadt selbst verweist die Pressestelle darauf, dass es sich um eine „reine Privatveranstaltung“ gehandelt hat. Die ihr Glück nun eben auf Ewald in Herten sucht. Michael Perrech wird das „Feeling vor dem Tower“ vermissen. „Ich hätte es gerne in Bottrop gelassen.“ Jetzt geht der Blick nach vorn. Nur das „Bottrop Kustom Kulture“ ist Geschichte.