Bottrop..

Das gefühlsmäßige Chaos kennt keine Grenzen, wenn Frauen und ihre Kinder hier Zuflucht suchen. Seit nunmehr 20 Jahren ist das Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt für sie da, wenn sie als Opfer häuslicher Gewalt keinen anderen Ausweg mehr sehen. Das Team des Frauenhauses nimmt das Jubiläum zum Anlass die wechselvolle Geschichte Revue passieren zu lassen, Bilanz zu ziehen und in die Zukunft zu blicken.

„Jede Frau kann es treffen“, stellt Gudrun Wischnewski, Geschäftsführerin der AWO Gelsenkirchen/Bottrop fest. „Häusliche Gewalt ist ein Phänomen, das sich durch alle Schichten zieht und schüchterne wie selbstbewusste Frauen trifft.“ So betreute das Frauenhaus Bottrop im vergangenen Jahr 82 Frauen und 65 Kinder, 67 Frauen mussten wegen Überbelegung abgewiesen werden. „Doch auch wenn das Haus voll ist, findet sich eine Lösung - beispielsweise in Frauenhäusern benachbarter Städte“, erklärt Wischnewski. „Keine Frau muss zurück und sich erneut der Gefahr häuslicher Gewalt aussetzen.“

Etwa ein Drittel der Frauen bleibt rund sieben Tage im Schutz des Frauenhauses, jeweils ein Viertel bleibt einen oder sogar drei Monate. Die Probleme der betroffenen Frauen sind mit den gesellschaftlichen Veränderungen vielschichtiger geworden: Zur häuslichen Gewalt kommen psychosoziale Probleme, Schulden, Erziehungsprobleme, Abhängigkeiten und psychische Störungen. „Wir bieten den Frauen daher nicht nur Zuflucht, sondern unterstützen sie auch, ihren Weg zu finden, zeigen ihnen Möglichkeiten auf“, so Wischnewski. Doch das sei meist ein schwerer und langwieriger Prozess. „Alles beginnt mit Liebe und das bedingt ein emotionales Gefangensein.“ Dennoch schaffen viele Frauen es, sich von dem gewalttätigen Partner zu lösen.

Häusliche Gewalt spielt sich zwar grundsätzlich hinter verschlossenen Türen ab, doch „Privatsache“ oder „Familienangelegenheit“ ist sie deswegen nicht. Dafür sorgt das „Gewaltschutzgesetz“, das seit zehn Jahren in Kraft ist, häusliche Gewalt als Straftat bezeichnet und wirksamen Opferschutz ermöglicht.

Wie in allen Frauenhäusern leidet auch die Arbeit in der Bottroper Einrichtung immer wieder unter schwierigen finanziellen Bedingungen. Im Juli 2011 bewilligte die Landesregierung jedoch wieder eine vierte Stelle. „Die stete Auslastung und Überbelegung zeigt, dass der Bedarf da ist“, so Wischnewski. „Die Zukunft bringt viele Aufgaben und Herausforderungen mit. Wir dürfen in unserem Engagement nicht nachlassen.“