Bottrop.. Kurz vor dem Start der Fußballeuropameisterschaft treffen sich Dutzende Sammler jeglichen Alters zur Tauschbörse in der Stadtbücherei.
Das EM-Fieber ist endgültig ausgebrochen. Seit dem gestrigen Abend rollt in Frankreich für rund einen Monat der Ball. Doch die Fußball-Europameisterschaft lässt die Herzen einiger Fans schon Wochen, bevor überhaupt der erste Anstoß erfolgt, höher schlagen. Den Grund liefern die begehrten Panini-Bilder, die traditionell eifrig gesammelt und getauscht werden. Das Ziel: Das eigene Sammelalbum soll möglichst komplett sein. Hierfür müssen in diesem Jahr 24 Nationalmannschaften zusammengefügt werden, insgesamt 800 Bildchen sind dafür wiederum von Nöten.
Um den vielen leidenschaftlichen Sammlern eine Plattform zum Austausch zu bieten, hat das städtische Jugendamt gemeinsam mit der Lebendigen Bibliothek eine Tauschbörse ins Leben gerufen: In der vergangenen Woche stieg in den Räumlichkeiten der Bibliothek die Premiere, am gestrigen Freitag folgte die zweite Auflage. „Am ersten Tauschtag war der Aufschrei groß, die zwei Stunden hätten nicht ausgereicht“, äußert sich Jugendamt-Mitarbeiter Ulrich Schulz. Also haben die Organisatoren reagiert und die zweite Tauschrunde bereits um 15 Uhr und somit eine Stunde eher starten lassen.
Zwar verläuft die Veranstaltung anfangs schleppend, nur eine Hand voll Sammler ist beim Startschuss zugegen. Doch es dauert nicht lange, bis sich immer mehr Bildchenjäger einfinden und zielstrebig von Tisch zu Tisch wandern. Immer wieder gerät dabei die eigens angefertigte Streichliste des vermeintlichen Tauschpartners in den Fokus: Welches Bild kann er anbieten, welches benötige ich? Drei Stunden lang dasselbe Muster. Und da Tische und Stühle irgendwann nicht mehr ausreichen, werden die Alben schließlich auch auf dem Boden ausgebreitet.
Justin, elf Jahre alt, ist einer von Dutzenden Gästen. „Von der deutschen Nationalmannschaft habe ich die meisten Spieler“, meint er. Dann widmet er sich dem dicken Bilderstapel seines Gegenübers. Neben ihm sitzt Hugo Domin - 88 Jahre alt. Auch er verfolgt das Ziel, seine Kollektion an Spielerbildern möglichst zu komplettieren.
„Das ist doch eine schöne Sache“, äußert er sich, „Jung und Alt sitzen am selben Tisch und teilen dieselbe Leidenschaft.“
Klaus Kräft war bereits in der Vorwoche da. „Seit fast acht Wochen bin ich dabei“, betont er. Insgesamt sammelt er seit 20 Jahren. Auf die Frage, wer denn in Frankreich am Ende erfolgreich sein wird, meint Kräft: „Deutschland macht das.“ Justin ist sich da noch nicht so sicher. „Vielleicht Spanien. Auch Polen kann es schaffen.“ Doch egal, wer sich am Ende im Nachbarland den Titel sichern wird: Das eigene, komplette Album - das ist das große Ziel.