Bottrop. Norbert Höving im WAZ-Gespräch: Die großen Projekte sind auf den Weg gebracht. Neustart am Lamperfeld. Hansa Center bleibt Sorgenkind. Stadt denkt über Alternativen für Einkaufszentrum nach
Der Traum vom Gesundheitspark am Lamperfeld ist ausgeträumt. Das Hansa Center ist noch immer eine Ruine. Der Saalbau wird als Ausweichquartier für das zu sanierende historische Rathaus gebraucht. Für Karstadt scheint eine neue Zukunft sicher. Wie geht es weiter in der City? Der Technische Beigeordnete, Norbert Höving, sprach darüber mit WAZ-Redakteur Norbert Jänecke
Das Aus für den Gesundheitspark am Lamperfeld ist so gut wie besiegelt. Gibt es auch keine Chance für einen kleineren Gesundheitspark?
Hierfür fehlt die Nachfrage. Heute ist kein Investor mehr vorhanden, der so eine Lösung darstellen könnte. Vielerorts sind solche Projekte mit einem Ärztehaus kombiniert, das Kunden für eine Reha-Einrichtung durchschleust. Große Projekte sind mit Krankenhäusern direkt gekoppelt. Leider kamen solche Lösungen nicht zustande. Daher richten wir den Blick jetzt nach vorn und unternehmen einen Neustart.
Wie soll es denn nun am Lamperfeld weitergehen?
Im Vordergrund steht die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Daher wollen wir dort Dienstleistungsbetriebe ansiedeln und auch solche Gewerbebetriebe, die die gegenüberliegenden Wohnhäuser nicht beeinträchtigen dürfen.
Die Verwaltung spricht davon, dass es Interessenten gibt. Welche denn?
Die Wirtschaftsförderer führen zurzeit Gespräche mit einem größeren Dienstleistungsbetrieb, der aber noch keine konkreten Pläne entwickelt hat. Es handelt sich um ein Ingenieurbüro.
Warum schließen die Stadtplaner Einzelhandel am Lamperfeld aus?
Einzelhandel, auch Lebensmitteldiscounter, schließen wir aus, weil wir die bestehenden Versorgungsstrukturen nicht gefährden wollen.
Wann liegt der „Plan B“ vor, den die SPD nun fordert?
Der „Plan B“ wird im Rahmen eines Wettbewerbsverfahrens erarbeitet, wenn Investoren mit einem Kaufangebot konkrete Entwürfe vorlegen. Natürlich wollen wir dabei die Lage am Lamperfeld insgesamt verbessern. Die Fußwege zum Jahnstadion werden betont. Den Baumbestand im Südwesten wollen wir schützen. Die Straße soll fünf Meter breiter werden, damit sie den Verkehr besser aufnehmen kann.
Sie geben also jetzt einen städtebaulichen Rahmen vor, um eine Diskussion anzustoßen.
Richtig. Alle Fragen der Vermarktung oder Ausschreibungsverfahren sind dann Gegenstand des Wirtschaftsförderungsausschusses.
Die Vermarktung für das komplette Gelände ist vom Tisch?
Wir geben bewusst keine Grundstückszuschnitte vor, sondern erklären, dass zirka fünf Grundstücke von 2000 bis 2500 Quadratmeter gebildet werden können. Es ist nicht realistisch für das komplette Gelände einen Kaufinteressenten zu finden.
Hier standen doch früher Wohnhäuser. Warum sehen die Planer keine neue Wohnbebauung vor?
Eine reine Wohnbebauung müsste neue gesetzliche Erfordernisse einhalten. Den Lärmauswirkungen durch das benachbarte Sportareal müsste man mit Lärmschutzmaßnahmen begegnen. Eine Wohnbebauung wäre zwar möglich, würde aber sehr teuer. Die Wohnhäuser müssten auch in Zeilenform gebaut werden, um einen hohen Lärmschutz zu erreichen.
Für das private Eckgrundstück an der Kirchhellener Straße ist ein Wohnbebauung aber vorgesehen.
Dort ist das einfacher zu realisieren und daher zu empfehlen. Ein Vermarktung der städtischen Flächen würde dadurch nicht beschnitten.
Lamperfeld, Karstadt, Hansa Center, Saalbau, Kulturhof - in der City ist so viel in Bewegung. Braucht man da einen Masterplan?
Es gibt einen Masterplan für die Innenstadt: das Einzelhandelskonzept, in dem sich viele städtebauliche Anregungen befinden. Für Karstadt ist zum Glück die neue Nutzung gesichert. Der neue Eigentümer hat bereits neue Mieter insbesondere im Einzelhandel gebunden. Er wird der Stadt Pläne für die innere Sanierung und den Umbau des Gebäudes vorlegen. Möglicherweise müssen wir aber überlegen, den Fußgängerbereich attraktiver in der Gebäudefront zu gestalten.
Woanders fügt es sich nicht von selbst. Wie geht es da weiter?
Für den Kulturhof läuft der Wettbewerb. Der Saalbauwettbewerb für die Nachnutzung wird Anfang nächsten Jahres starten. Das Hansazentrum ist leider seit vielen Jahren ein Sorgenkind. Zurzeit sind der Stadt im laufenden Insolvenzverfahren die Hände gebunden. Das hat Oberbürgermeister Bernd Tischler mehrfach betont. Der Insolvenzverwalter und die Bank schließen eine Veräußerung noch nicht aus. Daher bleibt ein kurzfristig anberaumtes Gespräch abzuwarten, ob diese Veräußerung wirklich möglich ist.
Kann die Stadt da gar nichts tun?
Sie ist nicht Herr des Verfahrens. Sie können aber unterstellen, dass auch die Stadt Gespräche mit potenziellen Kaufinteressenten geführt hat und weiterhin führt, um den Endausbau und die Vermarktung zu unterstützen.
Was geschieht, wenn Interessenten etwas anderes als ein Einkaufszentrum daraus machen wollen?
Dann sind auch wir gefragt: Ist das Gebäude überhaupt mit Einzelhandel zu füllen? Wollen wir auch andere Nutzungen ermöglichen? Darüber denken wir nach.