Bottrop.. Brigitte Rörtgen schließt ihre Boutique am Pferdemarkt zum Jahresende. Ruhestand statt Verlängerung des Mietvertrages. Der Einzelhandel hat es schwer.
Spätestens am Jahresende ist Schluss. Dann wird Brigitte Rörtgen den Schlüssel zur Eingangstür ihres Ladens „Art & Design“ am Pferdemarkt zum letzten Mal herumdrehen. Bis dahin hofft sie die vielen schönen Dinge in ihrem Geschäft unter die Leute – vor allem natürlich unter die Frauen – gebracht zu haben. Und was dann? „Dann habe ich mehr Zeit für mich“, lächelt die 62-Jährige, aber ein wenig Wehmut schwingt mit, denn eigentlich hatte sie die zehn Jahre am Standort Pferdemarkt noch voll machen wollen.
Aber da sind dann in den letzten Monaten verschiedene Dinge zusammen gekommen, die Brigitte Rörtgen zu dem Entschluss gebracht haben, ihren auslaufenden Mietvertrag nach sechs Jahren nicht zu verlängern. „Ich habe keine Lust mehr, wenn ich daran denke, wie dunkel es hier bald wird.“ Und „dunkel“ meint sie durchaus im Wortsinne. Denn die Weihnachtsbeleuchtung könnte sie sich durchaus üppiger vorstellen, um die Innenstadt für die Kundschaft hell und anziehend zu machen. schließlich macht sie in der Weihnachtszeit ihr Hauptgeschäft.
Innenstadt verändert sich
Gerne denkt sie an zwei verkaufsoffene „Hallo(w)Light“ Abende vor einigen Jahren zurück, als die Innenstadt hell erleuchtet war und die Besucher nur so strömten. Geschichte. Genauso wie auch Karstadt bald Geschichte sein wird und das große Gebäude erst leer stehen und dann zur Baustelle werden wird. Und dann ist da die Buchhandlung Erlenkämper, fast direkter Nachbar, die bald wieder an ihren alten Standort zurückkehren wird. Und schließlich bleiben auch zunehmend die Laufkunden aus, die auf dem Weg zur Sparkasse schnell noch bei „Art & Design“ stöbern könnten.
"Der Arbeitstag ist ja nach Ladenschluss nicht zu Ende"
Die Zeiten im Einzelhandel sind alles andere als rosig. Viel Kaufkraft verschwindet in den großen Shopping-Centern etwa in Essen und Oberhausen und viel im Online-Handel. Da ist das Einkommen angesichts der vielen Arbeitsstunden nicht sonderlich üppig. „Der Arbeitstag ist ja nach Ladenschluss nicht zu Ende.“ Abends muss noch Schreibkram erledigt und Ware bestellt werden.
Also macht Brigitte Rörtgen Schluss nach 19 Jahren Selbstständigkeit. Eigentlich ist sie gelernte Buchhalterin, aber sie hatte es immer nicht nur mit den Zahlen, sondern auch mit den schönen Dingen und ist selber auch gerne kreativ. So kaufte sie das Geschäft, machte erste schlechte Erfahrungen, zog zweimal um – und viele Stammkunden zogen mit.
Die Mode ändert sich auch bei Deko ständig
Sie hat es sich in ihrem Geschäft schön gemacht: „Schließlich bin ich ja den ganzen Tag hier.“ Hat sich vor allem für Markenware entschieden, besucht Messen und bestellt aktuelle Ware, die Mode ändert sich auch bei Deko ständig. Kindersachen hat sie ins Sortiment aufgenommen, als ihre Enkel kamen.
Für die wird die Bottroperin, die in der Nähe ihres Ladens wohnt, künftig mehr Zeit haben und auch für ihren Ehemann, der bereits seit drei Jahren seinen Ruhestand genießt. Und für ihren Garten.