Die Mannheimer Künstlerin Madeleine Dietz schuf die neue Ausstattung für die Kapelle des Marienhospitals. Heute findet dort das Konzert des Männer Quartetts und die Christmette statt.

Stahl, Erde und Licht: Dieser Dreiklang prägt die neu gestaltete Kapelle des Marienhospitals, die kürzlich feierlich eingeweiht wurde. Vorbei an einer dunklen Stahlskulptur in Form eines überdimensionalen Buches mit gelb leuchtenden Lichtschlitzen betritt der Besucher den lichten Raum, in dem nichts vom Wesentlichen ablenkt.

Altar, Kreuz, Lesepult und Tabernakel. Links in einer von zwei wieder geöffneten Seitennischen, die der Kapelle ihre ursprüngliche Kreuzform wiedergeben, steht eine ebenfalls von Künstlerin Madeleine Dietz geschaffene neutrale Meditationsskulptur. Ihr gegenüber thront nun in einer Nische die Pieta, die früher auf einer Stele neben dem Altar stand. Davor der Ort für Kerzen, die dort fast ständig brennen.

Schon kurz nach ihrer Wiedereröffnung ist die Kapelle zu einem gut angenommenen Ort der Stille und des Gebetes geworden, nicht nur für Patienten und Besucher, sondern immer wieder auch für Mitarbeiter des Krankenhauses, wie Schwester Gertrud Dedrichs sich erinnert. Sie gehört zum Orden der Missionsärztlichen Schwestern und leistet mit Pastor Karl-Heinz Heyer und Pfarrerin Barbara Boskamp von der evangelischen Kirche den seelsorgerischen Dienst im Marienhospital.

Angestammter Ort

Dabei ist es fast schon ein Glücksfall, dass das kleine Gotteshaus immer noch an der alten Stelle steht. Denn fast wäre die Kapelle, die immerhin seit der Eröffnung des Hauses 1933 zugleich architektonisches Herzstück und geistlicher Mittelpunkt des katholischen Krankenhauses ist, in den Eingangsbereich gewandert. „Irgendwo zwischen Empfangstheke und Caféteria“, weiß Schwester Gertrud. Nun sind die Verantwortlichen froh, dass man einen guten Kompromiss gefunden hat zwischen wirtschaftlich-medizinischer Nutzung (das untere Geschoss der Kapelle wurde der Intensiv- und OP-Station zugeschlagen) und den religiös-geistlichen Wurzeln des Hauses, dessen Geist bis 1990 auch die Ordensschwestern der Franziskanerinnen von St. Mauritz prägten.

Die Kapelle vor dem Umbau.
Die Kapelle vor dem Umbau. © Marienhospital | Unbekannt






Neu ist aber nicht nur die Gestaltung der Kapelle, sondern auch ein verkleinertes Raumvolumen. Früher erstreckte sich das Gotteshaus über drei Geschosse. Jetzt wurde die Raumhöhe um ein Geschoss verringert, und Besucher wie auch die Geistlichen, die im veränderten Altarraum die Weihnachtsmesse feiern, befinden sich auf Augenhöhe mit den großen Buntglasfenstern, die der Künstler Walter Klocke nach den Kriegszerstörungen zwischen 1950 und 1954 für die kleine Kirche schuf. Sie umschließen den Altarraum wie ein schimmerndes Haus aus Licht.

Schutzraum

Der schwarze Altar wirkt wie ein Tresor aus Stahl, der die eingelassene, weiche Erde als Sinnbild des Vergänglichen umschließt. „Auf mich wirken die neuen Stücke wie eine Art Schutzraum, der das göttliche Wort und Sakrament einfasst und zugleich den Blick der Besucher auf einen Mittelpunkt lenkt – egal, wie jeder oder jede ihn für sich formuliert“, sagt Barbara Boskamp.

Stahl und Erde oder Lehm erinnern auch an die industrielle Vergangenheit der Region, aber auch an Bottrop als Stadt der Ziegel und des Formsandabbaus.

Ein Ministrant erinnert sich

Wie so viele Bottroper verbindet Andreas Freitag vom Männer Quartett 1881 mit der Kapelle Kindheitserinnerungen. Über Jahre hat er dort bei den Ordensschwestern vor der Schule in der Frühmesse um 6 Uhr ministriert. „Wir bekamen anschließend immer ein Frühstück in der Sakristei und Weihnachten auch etwas geschenkt“, erinnert sich der Sänger des traditionsreichen Männerchores, der heute um 10 Uhr beim Konzert des Chores in der Kapelle mitwirkt.

„An Feiertagen waren wir oft 15, 16 Messdiener. Es gab eine richtig große Einzugsprozession in die Kapelle, wo die Nonnen schon sangen. Sonntags gab es zwei Messen und eine Andacht. Die Schwestern waren so etwas wie der gute Geist des Hauses, für manche von uns vielleicht eine Art zweite Mutter.“ Vor 25 Jahren verließen nach 122 Jahren die letzten Franziskanerinnen Bottrop und das Marienhospital.

Wenn am heutigen Heiligabend um 19 Uhr wieder die kleine Glocke im weißen Dachreiter zur Christmette läutet, erinnert das die Menschen im Krankenhaus und die regelmäßigen Gottesdienstbesucher daran, wo Ursprung und Herzstück des Marienhospitals liegen: in der Krippe, die auch in diesen Tagen in der Kapelle auf der dritten Etage aufgebaut ist.