Gladbeck / Bottrop. Die Kreissynode in Gladbeck wählt Steffen Riesenberg zum Nachfolger von Dietmar Chudaska. Der 37-Jährige setzte sich im ersten Wahlgang durch.

Der neue Superintendent für den Evangelischen Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten steht fest: Steffen Riesenberg (37) wird Nachfolger von Pfarrer Dietmar Chudaska, der auf eine zweite Amtszeit verzichtet hatte. Der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Bottrop setzte sich im ersten Wahlgang gegen seine Mitbewerberin Pfarrerin Renate Wevers aus Vlotho mit 43 zu 25 Stimmen durch.

„Meine ersten Schritte als Superintendent werden mich in die Gemeinden führen“, kündigte Riesenberg vor der Synode an, die in der Gladbecker St. Stephani-Kirche tagte. „Bottrop kenne ich natürlich ganz gut, so dass ich zuerst die Gemeinden in Gladbeck und Dorsten besser kennenlernen möchte“. Er „freue sich sehr über die Wahl“ so Riesenberg im Gespräch mit der WAZ und sei sich der großen Verantwortung bewusst, die ihm die Synode übertragen habe.

In der Vorstellungsrede wichtige Punkte für die Zukunft des Kirchenkreises angesprochen

In seiner Vorstellungsrede hatte der designierte Superintendent dargestellt, welche Aufgaben und Herausforderungen er in seiner achtjährigen Amtszeit sieht, die es anzupacken gilt. Klar sei, dass sich die Ev. Kirche in der Zukunft weiter verkleinern werde, diesen Wandel solle man aber nicht als Krise, „sondern als Chance sehen, Veränderungen begleiten und gestalten zu können“. Ein Superintendent sei dabei kein Superheld, machte Riesenberg der Synode deutlich. Man könne die Aufgaben nur gemeinsam im Team bewältigen. Dazu wolle er die Begegnung suchen – mit den Presbyterien und den Gottesdienstgemeinden. „Wichtig ist mir von Anfang an auch der Kontakt zum Diakonischen Werk und zu unseren Nachbarn im Kirchenkreis Recklinghausen.“


Drei Themenbereich sieht Riesenberg als dringlich: In einem Konzeptionsprozess zu erarbeiten, wie man sich als Kirche für die Menschen aufstellen wolle und dann zu klären, „welche Strukturen dafür gut sind“. Sorgen mache ihm das neue kirchliche Finanzsystem, räumte Riesenberg ein, den auch die Zukunft des Pfarrdienstes beschäftigt. „Wie können wir angesichts fehlender Theologinnen und Theologen die Pfarrstellen in unserem Kirchenkreis auch in Zukunft attraktiv machen?“

Die Fusion der beiden Kirchenkreise wird weiter vorbereitet

Dass künftig die Verwaltung und Trägerschaft beider Kirchenkreise gemeinsam erfolgt, dafür machte die Synode am Abend den Weg frei: sie beschloss die Einrichtung eines Kirchenkreisverbandes der Evangelischen Kirchenkreise Gladbeck-Bottrop-Dorsten und Recklinghausen. Da man im Kirchenkreis die Trägerschaften neu durchdenkt, sehe er es als seine Aufgabe als Superintendent an, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen, so Riesenberg.

Dies ist der vorbereitende Schritt, um die schon seit Jahren diskutierte Fusion der beiden Kirchenkreise zu vollziehen, wohl dann, wenn die Amtszeit des neuen Superintendenten 2028 endet. Der Kirchenkreis Recklinghausen muss die Nachfolge von Katrin Göckenjan-Wessel noch regeln, die im Sommer als neue Theologische Oberkirchenrätin und Personaldezernentin der Evangelischen Kirche von Westfalen nach Bielefeld wechselt.

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen liegt dem neuen Superintendenten am Herzen

Dem designierten Superintendenten liegt die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen weiter am Herzen. Hier am Megafon zu sehen beim Aufbruch zum Konficamp 2017 der ev. Kirchengemeinde Bottrop.
Dem designierten Superintendenten liegt die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen weiter am Herzen. Hier am Megafon zu sehen beim Aufbruch zum Konficamp 2017 der ev. Kirchengemeinde Bottrop. © Ev. Gemeinde Bottrop | NN



Steffen Riesenberg liegt auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen am Herzen. „Auch als Superintendent möchte ich da einen Schwerpunkt setzen.“ Er fände es darüber hinaus schön, wenn er in den Gemeinden und Kirchen im Kirchenkreis hin und wieder predigten könnte. „Ich will gerne Pfarrer und Prediger bleiben.“Der designierte Superintendent unterstrich, dass sich die Kirche für die Schwachen stark machen müsse und zeigte klare Kante gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus, nicht zuletzt mit Blick auf die jüngsten Ereignisse in Thüringen.

Steffen Riesenberg wird sein neues Amt nach den Sommerferien antreten. Bis Ende Juli ist er noch in Elternzeit, um sich um Söhnchen Anton (acht Monate) zu kümmern, derweil seine Frau an einer Gesamtschule in Bottrop als Lehrerin tätig ist. „Auch hier sehen wir einen modernen Pfarrer, der mitten im Familienleben steht“, so Superintendent Dietmar Chudaska. Er sei glücklich und freue sich über die Wahl eines Kandidaten, „der gut auf die Aufgabe vorbereitet ist“. Steffen Riesenberg habe in der Vergangenheit viele Fortbildungskurse der Ev. Führungsakademie besucht und verfüge so auch über die Leitungsqualität, „die das große Gebiet des Kirchenkreises braucht“.

In Ostwestfalen geboren, in Schweden als Pfarrer ordiniert worden

Steffen Riesenberg ist in Horn-Bad Meinberg in Ostwestfalen geboren und aufgewachsen. Das Theologiestudium führte ihn nach Bonn und Göttingen. 2007 wanderte er nach Schweden aus, hat dort sein Examen gemacht und ist 2010 in der schwedisch lutherischen Kirche ordiniert worden. In der Hauptstadt Stockholm hat Riesenberg in einer großen Gemeinde als Kinder- und Jugendpfarrer gearbeitet, bevor er Ende 2014 nach Deutschland zurückkehrte und zum Pfarrer in Bottrop gewählt wurde.