Bottrop. Autor David Schraven und Fotograf Uwe Weber stellten im Malakoffturm ihr neues Buch „Zechenkinder“ vor und gewannen für eine Lesung den Schauspieler Ralf Richter. Ein Abend, an dem so etwas wie Abschiedsstimmung aufkommt.
Ein besonderer Anlass führte aktive wie ehemalige Kumpel und Menschen, die sich dem Bergbau verbunden fühlen, aus dem ganzen Revier in den Malakoffturm an der Knappenstraße. In dieser Kulisse feierten am Mittwochabend Autor und Journalist David Schraven sowie Fotograf Uwe Weber die Vorstellung ihres Buches „Zechenkinder“; 25 einzigartige, emotionale Geschichten über und von den Menschen unter Tage.
Ralf Richter trägt vor
Der Malakoffturm ist bis auf den letzten Platz gefüllt. „Heute Morgen war ich schon nervös. Jetzt bin ich nur stolz, dass so viele Menschen gekommen sind“, meint Schraven. Unterstützt werden er und sein Mitstreiter von Schauspieler Ralf Richter, der sich dazu bereit erklärte, drei der Zechenkinder-Geschichten vorzulesen und ihnen mit seiner markanten Stimme einen ehrlichen und dunklen Ton zu geben: „Ich konnte mich sofort mit den Geschichten identifizieren.“ Richter trägt mit Bergbau-Charme und der ein oder anderen Anekdote auf den Lippen vor, und das Publikum lauscht dem Schauspieler, während hinter ihm Webers Fotografien von Kumpeln, Zechen und einzigartigen Momenten über eine Wand flackern. In den Geschichten schwingt Pott-Vergangenheit mit, die harte Arbeit unter Tage, aber auch der einzigartige Zusammenhalt zwischen Bergleuten, die eine eigenwillige Mentalität kennzeichnet.
Nach der Lesung betritt ein Mann die Bühne. Er ist einer der 25 Protagonisten des Buches, Lutz Backhaus. Er hatte einst einen Amoklauf verhindert und ging als „Held von Sterkrade“ in die Revier-Annalen ein. Nach dem Bergbau, so sagt er, gehe es in die Kurzarbeit und 400-Euro-Jobs. „Da geht eine einzigartige Zeit zu Ende“, weiß Backhaus. Die Zuhörer kommen ins Grübeln.
Wenn 2018 in Bottrop der Deckel auf den letzten Pütt gelegt wird, ist das kein überraschendes Ende. „Wer in die Zukunft geschaut hat, weiß schon lange, dass das mit dem Bergbau nicht ewig so weitergehen wird“, sagt Klaus Hüls, ehemaliger Betriebsrat auf Haniel. Aber auch er blickt an diesem Abend zurück: Er hatte Papst Johannes Paul II. bei dessen Besuch 1987 auf der Halde Haniel gegenüber gestanden. „Wir Bergleute haben danach noch besser aufeinander aufgepasst. Die Nachwirkungen dieses Besuchs waren lange spürbar.“
Der Abend klingt mit vielen Gesprächen bei Bier und Mettbrötchen aus - Deftiges für deftige Kerle. Es wird geplaudert und gelacht. Und doch geht so mancher mit etwas Wehmut nach Hause, denn ein Kultur-Kapitel wird absehbar schließen. Wie es in der letzten Zeile des Buchs Zechenkinder heißt: „2018. Ende“.