Bottrop.. WAZ-Leser treffen Männer ohne Nerven hinter den Kulissen der Stunt-Show „Crazy Cops“im Movie Park Bottrop. Bei aller Rasanz spielt Sicherheit dort eine große Rolle.
Studio 6 ist nicht ganz so, wie man es sich vorstellen mag. Nicht abgedunkelt, nicht einmal überdacht. Die Tür zum Studio 6, durch die die zehn WAZ-Leser an diesem Mittag treten, führt vielmehr in ein weiträumiges Freilufttheater mitten im Movie Park. Gleich wird hier, vor der Kulisse eines typisch amerikanischen Straßenzugs samt Polizei-Gebäude, Gefängnis, Tankstelle und Café, die Stunt-Show „Crazy Cops“ starten. Und die WAZ-Leser, sie können auf den fast 3000 Zuschauer fassenden Rängen nicht nur über Slapstick-Einlagen, Verfolgungsfahrten, Stunts und feurige Effekte staunen. Drei Helden aus der Show verraten ihnen im Anschluss höchstpersönlich ihre Tricks und Kniffe.
Die in dieser Saison neu konzipierte Geschichte der Show dreht sich um die Polizisten Steven und McQuaid, die bei der Verfolgung von Queen Bee und ihrer Bande für Chaos sorgen. Da knallt und explodiert es an allen Ecken; da sausen ein Motorrad auf einem und Autos auf zwei Rädern daher; da liefern sich Gut und Böse Faustkämpfe; da springt gar ein brennender Schurke vom Dach. Alles gewürzt mit witzigen Dialogen.
Sechs Wochen Probenzeit
Sechs Wochen, erfahren die WAZ-Leser hinter den Kulissen, betrug die Probenzeit. Allein das Auto-Fahren auf zwei Rädern, das Marlene Kröll besonders beeindruckte, wurde rund zwei Wochen trainiert. „In der Probenzeit sind wir öfter mit dem Auto umgekippt“, verrät Stuntman Dan Schuster. Sind die Wagen denn eigentlich frisiert, will Frank Kramm wissen. „Sie sind umgebaut, damit sie überhaupt auf zwei Rädern fahren können, haben auch eine andere Handbremse und ein Sportfahrwerk“, erzählt Stuntman Bernd Pietsch. Und der Asphalt werde nicht etwa vor der Show nass gemacht, damit die Wagen besser schleudern – sondern der Fahr-Geräusche wegen. „Auf trockenem Asphalt ist es zu laut und störend.“
Sicherheit, auch das erleben die WAZ-Leser, spielt eine ganz große Rolle. Der Typ, der während der Show über die Dachkante fällt und sich an die Wand klammert – hängt tatsächlich an einem Bergsteigergurt. Die Schreckschusswaffen, die die Akteure einsetzen, werden mit großer Umsicht behandelt – „die Druckwelle und der Feuerstoß reichen aus, um Menschen zu verletzten“, so Schuster. Die Jungs, die während der Show Feuer fangen, tragen feuerfeste Kleidung bis hin zur Unterwäsche. Dennoch können sie es so nur 60 Sekunden aushalten – dann steht schon jemand hinter den Kulissen mit dem Feuerlöscher bereit.
Die feurigen Effekte sind die, die den größten Eindruck machen. Vor allem der Feuerball, der sich beim großen Show-Down auf dem Dach entwickelt, hat es in sich. Die Hitze ist deutlich auf den Publikumsrängen zu spüren. Tour-Leiter Christopher Sipos, der den WAZ-Lesern nach dem Abschied der Stunt-Leute noch etliche technische Finessen der Bühne erläutert, verweist auf die Gas-Tanks im schmucklosen Rücken der Kulissen-Bauten. „Für das große Feuer werden 1000 Liter Gas gebraucht.“
Pistolen aus Gummi, Dynamit-Stangen aus Holz, ein Tunnel, der von Pförtnerhäuschen auf der Bühne backstage führt, der Kontroll-Raum, von dem aus u.a. die Effekte gezündet werden. . . – das Staunen hält an. Und die Tour hinter die Kulissen macht Lust auf mehr. „Wir haben Blut geleckt – wir schauen uns jetzt auch noch die Van-Helsing-Show an“, beschließen Heike Schneider und Sohn Leon (10).
Auch das Fallen will gelernt sein
Die Mitglieder des 15-köpfigen Stunt-Teams – elf sind jeweils für die Show im Einsatz – bringen ganz unterschiedliche Erfahrungen mit. „Wir haben einen Schauspiel-Hintergrund“, erklärt Julian Sylva. „Ein anderer Kollege kommt aus dem Leistungsturnen.“ Der rasante Motorradfahrer sei ein Australier aus dem Cross-Bereich – und habe schon mit drei Jahren erstmals auf einem Motorrad gesessen. Stuntman, das ist eben kein klassischer Ausbildungsberuf. Bernd Pietsch erzählt: „Ich war zunächst an einer Stuntschule.“ Dort fühlte er sich nicht gut aufgehoben, folgte seinem Bauchgefühl und wechselte zur Schauspielschule. „Dann bin ich hierhin gekommen und habe praktisch hier vor Ort meine Ausbildung gemacht.“ So gibt es z.B. hinter der Bühne einen Trainingsturm für den High Fall, an dem man aus verschiedenen Höhen das richtige Fallen üben kann. „Es braucht zwei bis vier Wochen, bis man sich von ganz oben runterfallen lassen kann“, so Tour-Leiter Christopher Sipos. „Die maximale Höhe für einen High-Fall bei uns in der Show beträgt zwölf Meter.“