Bottrop. Bottroper Schulleiter freuen sich über die Rückkehr der Schüler. Aber die Corona-Lage bereitet ihnen auch Sorge. Das wollen sie nun umsetzen.
Zwei Herzen schlagen in diesen Tagen in der Brust vieler Schulleiterinnen und Schulleiter. Ab Montag sollen alle Kinder im Wechselunterricht an die weiterführenden Schulen zurückkehren. Die Pädagogen freuen sich auf die Schülerinnen und Schüler, betonen den wichtigen persönlichen Kontakt. Aber sie sehen auch die Corona-Infektionsgefahr. Zumal in einer Situation, in der Impfungen fürs Kollegium oder die viel diskutierten Tests für alle Klassen noch längst keine Realität sind.
Was Letzteres angeht, zeigt sich der Leiter der Willy-Brandt-Gesamtschule (WBG) Markus Reuter ziemlich enttäuscht, „weil ich den Eindruck habe, dass man versucht in der Öffentlichkeit den Anschein zu erwecken, dass die Schulen gut vorbereitet sind und alles haben. Tatsache ist: Wir haben weder einen einzigen Schnelltest für Schüler vor Ort, noch steht die Impfung des Lehrpersonals irgendwann in Aussicht.“ Für deren regelmäßige Testung gibt es seit längerem eine Lösung. Über mögliche (Selbst-)Tests für Schüler gebe es von offizieller Seite noch gar keine Information, berichten mehrere Schulleiter.
Die Klassen sollen auch in Bottrop geteilt werden
Neben erprobten Hygienemaßnahmen – Abstand, Lüften, versetzte Pausen- und teils Anfangszeiten, Handhygiene, Mundschutz (jetzt möglichst medizinisch bzw. FFP2) – spielen nach Landesvorgaben Klassenteilung und Wechselunterricht eine wichtige Rolle, um den Präsenzunterricht überhaupt zu ermöglichen. Das sieht an der WBG praktisch so aus: „Die einzelnen Klassen werden in zwei Hälften geteilt“, so Reuter. Der Schulbesuch ist dann pro Klassenhälfte im wochenweisen Wechsel vorgesehen.
Präsenzunterricht im Wochenrhythmus plant auch die Marie-Curie-Realschule. „Wir müssen den Stundenplan fahren können“, begründet Schulleiter Christoph Henkel die Entscheidung.
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Eine Herausforderung ist, dass aufgrund der Vermeidung einer Durchmischung der Schüler in der Sekundarstufe I auch im Bereich der Differenzierung kein Kurssystem gefahren werden darf. Das betrifft etwa die Grund- und Ergänzungskurse in den Hauptfächern an der Gesamtschule. Oder die Wahlpflichtfächer. Daher achtet man am Josef-Albers-Gymnasium (JAG) bei der Klassenteilung z.B. darauf, wer welche Sprache gewählt hat. Dort will man die Klassenhälften tageweise vom Präsenz- in den Distanzunterricht wechseln lassen. „Da haben wir in der Q1 gute Erfahrungen mit gemacht. Und dann haben die Schüler an den Distanztagen nicht gleich so einen Berg an Aufgaben“, so JAG-Leiter Ingo Scherbaum. Den täglichen Wechsel will etwa auch die Sekundarschule umsetzen.
Bottroper Schulen versuchen teils den Hybrid-Unterricht
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Und wie wird der Distanzunterricht für die aussehen, die gerade ihren Homeschooling-Tag haben? Sie werden teils mit Aufgaben und teils mit Hybridunterricht versorgt. Letzteres heißt, dass der Präsenzunterricht im Klassenzimmer in die heimischen Wohnungen gesendet wird. Realschulleiter Christoph Henkel: „Unsere Lehrer können den Präsenzunterricht per Videokonferenz nach Hause übertragen. Es ist aber nicht sicher, ob das für alle Klassen und alle Stunden technisch möglich ist.“ Dann seien die Lehrer zwar ans Pult gebunden, „aber sie sollen den Abstand zu den Schülern ja sowieso einhalten.“ Auch das JAG plant Hybridunterricht, „wenn er pädagogisch sinnvoll und machbar ist“, so Scherbaum.
Der WBG-Leiter sagt dagegen: „Streamen ist datenschutzrechtlich höchst bedenklich und technisch bei uns nicht umsetzbar.“ Da die Lehrer nun Präsenz- und Distanzunterricht stemmen müssen, werde sich die Qualität des Distanzunterrichtes massiv verändern. Auch für Sekundarschulleiter Stefan Völlmert steht schon fest, dass dort kein Hybridunterricht angeboten wird. „Das geht zum einen technisch mit unserer Internetleitung nicht. Zum anderen halten wir auch sonst nichts vom klassischen Frontalunterricht. Uns ist es wichtig, dass die Schüler selbstständig arbeiten.“ Lernchecks bzw. Klassenarbeiten seien an der Sekundarschule übrigens nicht sofort vorgesehen.
Schulleiter wünschen sich frühe Impfung des Kollegiums
Fazit von JAG-Leiter Scherbaum: „Natürlich würden wir uns eine frühe Impfung wünschen.“ Immerhin: „Es ist beruhigend zu wissen, dass die Infektionszahlen in Bottrop derzeit nicht so sehr hoch sind.“ Die Inzidenz lag zuletzt unter 35. „Ich glaube schon, dass wir das verantwortungsbewusst stemmen können.“ In den zwei Wochen bis zu den Osterferien. Und mit den in dieser Zeit gemachten Erfahrungen je nach Infektionslage auch danach.
Notbetreuung ja, Ganztagsbetrieb nein
Grundschüler und Abschlussklassen sind bereits am 22. Februar in Formen des Präsenzunterrichtes zurückgekehrt. Für Realschulleiter Christoph Henkel persönlich ist nachvollziehbar, dass Impfungen fürs Grundschulpersonal schon beschlossen sind. „Der persönliche, körperliche Kontakt ist dort in der Regel enger. Wir können auch mit Abständen unterrichten.“
Die Notbetreuung für Fünft- und Sechsklässler in den Distanzphasen sollen die Schulen weiter ermöglichen. Nicht vorgesehen ist ein Ganztagsbetrieb, da muss etwa die Sekundarschule mit ihren regulären Unterrichtseinheiten am Nachmittag Alternativen finden.