Bochum-Langendreer. Die kleine Juri wurde mit einem Herzfehler geboren. Um in ihrer Nähe zu sein, betritt Papa Azad Issa (39) aus Bochum beruflich völliges Neuland.
Es war eine ganz spontane Entscheidung. Und nun ist Azad Issa aus Bochum-Langendreer plötzlich Gastronom. „Meine Tochter hat unser ganzes Leben durcheinander gewirbelt“, sagt er mit Tränen in den Augen. Denn bei der Sechsjährigen wurde drei Tage nach ihrer Geburt ein Herzfehler entdeckt. Seitdem ist in der kleinen syrischen Familie alles anders.
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Mit der Geburt von Juri sei er der glücklichste Mensch der Welt gewesen, erzählt Azad Issa. „Es ist unglaublich, schon nach wenigen Stunden kannst du dir nicht mehr vorstellen, ohne dieses Kind zu leben.“ Doch genau mit diesem Horrorszenario müssen sich Azad und seine Frau Ryham fortan immer wieder auseinandersetzen. „Drei Tage nach ihrer Geburt wollten wir eigentlich als Familie endlich nach Hause, als uns ein Arzt sagte, dass mit Juris Herz etwas nicht stimmt.“
„Ich befürchtete, das sei das Krankenhaus und man teilt und mit, dass Juri gestorben ist.“
Die Untersuchungen ergeben, dass die Kleine mit einem Herzfehler zur Welt gekommen ist. Juris Zustand verschlechtert sich. Bald wird klar: Ohne eine Herztransplantation wird sie nicht überleben. Doch woher soll man so ein kleines Spenderorgan bekommen? „Die Ärzte haben uns wenig Hoffnung gemacht“, erinnert sich Azad. Sechs Tage nach dieser schlimmen Nachricht klingelt bei ihm morgens um Fünf das Telefon. „Das war schlimm. Ich befürchtete, das sei das Krankenhaus und man teilt und mit, dass Juri gestorben ist.“ Nun, es ist das Krankenhaus, allerdings das Herzzentrum in Bad Oeynhausen: Sie haben ein Spenderherz für Juri. Aufatmen.
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Zwölf Stunden dauert die OP, dann hat Juri ein neues Herz – mit gerade einmal zwei Monaten. Doch damit ist sie noch nicht übern Berg. Ihr Körper stößt das neue Organ ab. „Sie hat Unmengen an Kortison bekommen, war völlig aufgedunsen“, erzählt Azad Issa, immer noch sehr bewegt von den Jahren, die hinter ihnen liegen. „Zwischenzeitlich bekam Juri 33 Medikamente am Tag, damit das Spenderherz weiterschlägt.“ Ein Jahr verbringen Azad und Ryham Tag und Nacht bei ihrer Tochter auf der Intensivstation in Bad Oeynhausen. Dann ist das Schlimmste geschafft.
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Bis heute muss Juri Medikamente nehmen, die ihr Immunsystem herunterfahren. „Nur so kann verhindert werden, dass ihr Körper das Herz abstößt“, erklärt der 39-Jährige. Dadurch sei seine Tochter natürlich anfällig für Infekte und oft krank. „Dann will ich immer bei ihr sein können.“
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Deshalb hat der Papa nun das Lokal „Schawarmaland“ nebenan am Platz am Stern am Alten Bahnhof übernommen. „Wir wohnen gegenüber an der Hohen Eiche, da kann ich direkt rüber, wenn etwas sein sollte.“ Erfahrung in der Gastronomie hat Issa nicht. „Ich bin Agraringenieur, habe in der Ukraine studiert. Als ich wieder in die Heimat kam, brach der Bürgerkrieg aus. Seit 2014 bin ich in Langendreer.“
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An eine geregelte Arbeit sei durch Juris Krankheit kaum zu denken, hat Azad Issa inzwischen gemerkt. Er habe eine Ausbildung zum Frisör gemacht. Den Weg zum Meister habe er anschließend nicht geschafft. „Ich bin zu oft ausgefallen, weil ich nach Hause musste, um mich um Juri zu kümmern.“ Mit einem guten „Schawarmaland“-Team im Rücken hofft er nun, ausreichend Zeit für die Kleine zu finden.
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Sie besucht inzwischen die erste Klasse in der Grundschule am Volkspark und ist ein fröhliches und willensstarkes Mädchen. „Definitiv“, sagt der stolze Papa und lacht. „Juri ist topenergisch und weiß sich durchzusetzen.“ Im Krankenhaus habe man immer gesagt, sie sei eine Kämpferin. „Das ist sie auf jeden Fall.“