Bochum-Süd. Hunderte neuer Wohnungen entstehen im Bochumer Süden. Dafür wird ein kompletter Wald gefällt. Das hat für heftige Proteste gesorgt.
Der Wald ist nicht mehr zu retten: Hunderte von Bäumen an der Mark-/Ecke Stiepeler Straße müssen für ein Neubaugebiet weichen. Leidenschaftlich der Appell von Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt für das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung, „die Politik soll sich nicht von der Verwaltung unter Druck setzen lassen“.
Das Netzwerk forderte in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Süd, die Entscheidung über die Erschließung des Wohngebietes und über eine sogenannte Multifunktionsfläche zurückzustellen, bis über den Bebauungsplan im Rat entschieden worden ist. Denn es gebe alternative Planungsvorschläge, mit denen der Wald erhalten werden könne. Verzichtet werden müsste nur auf den Gewerbeblock. „Die Bürger vor Ort können es nicht nachvollziehen.“
Bochumer Stadtverwaltung sieht keine Veranlassung für ein Aufschieben
Sein Bürgerantrag wurde im Gremium abgelehnt. Kai Müller vom Planungsamt: „Es gibt keine Veranlassung für eine Verschiebung. Das würde nur zu Verzögerungen bei den Ausschreibungen führen.“
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NRW. Urban will auf dem Grundstück im Bochumer Süden ein großes Wohnquartier entwickeln, finanzieren und vermarkten. Drei Millionen sollen in die Erschließung mit Straßen-, Kanalbau, Entwässerung über Mulden und Rigolen investiert werden. Der Baubeginn für die Straßen ist für 2025 vorgesehen. Die Hochbaumaßnahmen sollen 2026 beginnen. Wann sie abgeschlossen sind, hängt von der Vermarktung der Flächen und vom Umfang der jeweiligen Bauten ab.
Vier Wohnblöcke mit einer Tiefgarage sind vorgesehen
Die Bezirksvertretung Bochum-Süd beschloss einstimmig - in eigener Entscheidungsbefugnis - die Erschließung des Neubaugebietes. Die Zahl der Wohnungen steht noch nicht ganz fest, die Rede ist von 300 bis 400. Mindestens 30 Prozent sollen öffentlich gefördert sein, ein weiteres Drittel als Eigentum verkauft werden.
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Thomas Plackert vom Tiefbauamt erläuterte die Pläne. Drei Spielstraßen mit Anschluss an die Stiepeler Straße sollen in das künftige Wohngebiet hineinführen, Aufpflasterungen sollen zur Verkehrsberuhigung beitragen. Vier Wohnblöcke mit einer Tiefgarage sind vorgesehen, die durch einen autofreien und begrünten Quartiersplatz verbunden sind.
An der Markstraße/Ecke Stiepeler Straße ist Platz für Gewerbebetriebe aus der Gesundheitsbranche als Überleitung zum benachbarten Gesundheitscampus. Auch eine Kita ist vorgesehen sowie eine neue Dreifachturnhalle als Ersatz für die 2019 abgebrannte. Hin zur Markstraße sind zudem Parkplätze für die Betriebe und auch für die Erich-Kästner-Schule eingeplant.
Autos bleiben draußen: Fläche für Fußgänger und Radfahrer
Angrenzend an die Erich-Kästner-Schule entsteht eine Platzfläche, die nur von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden kann. Am östlichen Ende des Gebietes wird die öffentliche Platzfläche gegen den motorisierten Verkehr mit herausnehmbaren Pfosten abgesperrt. Diese Fläche dient zum Aufenthalt und der Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zur Fußgängerbrücke und zur Markstraße. Im Notfall wird diese Fläche auch von der Feuerwehr befahren.
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Ebenfalls grünes Licht gab der Bezirk Süd für die Planung für eine Multifunktionsfläche im Übergang zur Erich Kästner-Gesamtschule. Das Areal soll ca. 4200 Quadratmeter groß sein und künftig für Schulveranstaltungen, aber auch für sonstige kulturelle und sportliche Veranstaltungen genutzt werden. Zudem kann sie Anwohnerinnen und Anwohnern des vorgesehenen Wohnquartiers und aus der Nachbarschaft als Aufenthalts- und Bewegungsfläche dienen. Die Stadtverwaltung will „grüne Inseln“ einfügen. Die vorgesehenen Überflutungsflächen sollen mit Stegen naturnah und ansprechend gestaltet werden.
Eine Abstellanlage für 300 Fahrräder wird dort platziert. Versehen mit einer Überdachung und Auflademöglichkeit für E-Bikes / Pedelecs entsteht hier eine moderne Fahrradabstellanlage, die sich in die Multifunktionsfläche einfügt. Neben den Fahrradabstellplätzen soll eine Mobilstation mit einem Car- und Bikesharing-Angebot für die zukünftigen Bewohner und anderen Nutzerinnen und Nutzer entstehen. Die Kosten für die Fläche liegen bei 1,3 Millionen Euro.
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Demo für den Walderhalt
Das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung veranstaltet am 21. November von
9.30 bis 10.30 Uhr auf dem Rathausvorplatz eine Aktion für den Erhalt des Waldes auf dem ehemaligen Gelände der Erich Kästner-Schule.
Auf der Tagesordnung für die um 10 Uhr beginnende Ratssitzung steht
der Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan Nr. 862
Markstraße/Stiepeler Straße. Das von der Verwaltung erstellte Planungskonzept
sieht u.a. die Rodung des mit einer Fläche von mehr als 6.000 Quadratmeter an der
Markstraße/Stiepeler Straße gelegenen Waldes für einen Gewerbeblock und für
Stellplätze vor.
Das Netzwerk hat bereits in einer gemeinsamen Plakataktion mit AKU, BoKlima,
BUND, Extinction Rebellion, Fridays for Future und NABU Planungsalternativen
für den Walderhalt vorgestellt. Vor der Ratssitzung soll der gemeinsamen
Forderung, den Erhalt des Waldes vor einem Satzungsbeschluss zu prüfen,
nochmals Nachdruck verliehen werden.