Bochum-Ost. Die Stadt Bochum hat einige Bereiche am Ümminger See für Radfahrer gesperrt. An einer Stelle wurde das Verbot jetzt aber gekippt.
Er ist so gut wie fertig. Ein paar letzte Arbeiten noch am Westufer, dann ist die Umgestaltung des Ümminger Sees in Bochum abgeschlossen. Der Eingangsbereich ist mit der neuen Ufer-Promenade nun deutlich attraktiver. Auch das Westufer wurde überarbeitet, weil ein neues eigenes Bett für den Harpener Bach angelegt werden musste, um diesen vom schadstoffreichen Grubenwasser zu befreien. So weit, so gut. Doch nun gibt es Kritik, weil die Stadt zum Ende der Umbaumaßnahme zwei Verbindungen für Radfahrer gekappt hat. Die Wege direkt am Ufer sollen nur noch Spaziergängern vorbehalten sein. „Fahrräder verboten“, heißt es dort. Noch, denn die Entscheidung der Stadt wurde jetzt gekippt. Zumindest in großen Teilen.
Politik kippt Entscheidung von Stadt Bochum: Weg in Freizeitanlage für Radfahrer wieder frei
Ulrich Franzke, der seit sieben Jahren auf seinem Weg zur Arbeit mit dem Rad am „Ümmi“ vorbeikommt, hatte sich über das plötzliche Radfahrverbot geärgert. Bis vor der Umgestaltung habe man im Prinzip überall herfahren dürfen. „Es gab nirgends Verbotsschilder. Jetzt diese Einschränkung. Ich darf nur noch auf der Ostseite außen herumfahren.“ Denn auch auf der „neuen“ Westseite sei das Radfahren nun nicht mehr erlaubt.
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Wegen des enormen Anstiegs auf dem einzig verbliebenen Stück für Radfahrer sei das selbst mit einem E-Bike sehr anstrengend und nicht ungefährlich, gerade in der dunklen Jahreszeit mit Laub und Glätte, so der 59-Jährige. „Bergab komme ich da locker auf 40 Km/h.“ Auch im Sommer, wenn auf der „Grillwiese“ viel los ist, könne es da zu brenzligen Situation kommen. Allein deswegen sei es sinnig, auch auf der anderen Seite fahren zu dürfen.
Franzke wandte sich mit einer Bürgeranregung an die Bezirksvertretung Bochum-Ost. Mit der Aufforderung an die Stadt, das Radfahrverbot wieder aufzuheben oder zumindest temporär das Radfahren auf allen Wegen zu erlauben. „Außer vielleicht von 12 bis 17 Uhr, wenn dort mehr Fußgänger unterwegs sind. Wenn ich morgens am Ümminger See vorbeifahre, ist da kaum jemand.“
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Man habe sich die Situation am Ümminger See sehr genau angesehen, heißt es aus dem Rathaus. Daraufhin sei der Entschluss gefasst worden, nicht nur die Radfahrer, sondern auch alle anderen Nutzer in den Blick zu nehmen. Und da durch die neue Uferpromenade mehr Besucher angelockt würden, müsse man dem auch Rechnung tragen und für Sicherheit sorgen. Zeitliche Begrenzungen sieht man ebenfalls kritisch, sie seien schwer zu kontrollieren. Auf der Westseite sei ein Radverbot ausgeschildert worden, weil diese „aus naturschutzfachlicher Sicht schützenswerter ist“ als die gegenüberliegende Seite. Durch mehr Radverkehr würden die Wasservögel aufgeschreckt. Von daher wolle man den Ümminger See nicht weiter dem Radverkehr öffnen.
Den Ansatz kann man in der Bezirksvertretung Ost durchaus nachvollziehen. Michael Gustrau (SPD) will auch erstmal abwarten: „Der See wurde jetzt gerade erst aufgewertet, wird immer besser angenommen. Wir sollten auf Sicht fahren, später schauen, was man noch verändern will und das nicht sofort tun.“
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Auch Beate Scheffler, Fraktionsvorsitzende der SPD, tut sich schwer. „Wenn wir immer für die Radfahrer entscheiden, dann geht das immer gegen die schwächste Gruppe. Am besten ist ein Weg für Radfahrer und ein Weg für Fußgänger.“
Und so scheint es fast folgerichtig, dass der Vorstoß von Ulrich Franzke abgelehnt wird. Zufrieden ist dieser am Ende aber dennoch. Denn in einem eigenen Antrag fordern SPD und Grüne, dass das Radfahren zumindest auf der Westseite des Ümminger Sees wieder freigegeben wird. „So würde wieder ein Rundweg entstehen, der die einzelnen Seiten entlastet“, erklärt Vince Schlinkmann von der SPD. Da die neue Promenade „im Weg“ ist und fahrradfrei bleiben soll, würde der Radweg gemäß Antrag links an Scheune vorbei zum Parkplatz geführt.
„Unser ausdrücklicher Wunsch ist es, dass das Radfahren dort erlaubt ist. Das ist keine Bitte, sondern ein Beschluss.“
Im Rathaus stößt das auf wenig Gegenliebe. „Wir würden dann nochmal prüfen, ob es möglich ist“, heißt es von Verwaltungsseite. Und dass es eigentlich von Anfang an bei der Planung zur Umgestaltung des Ümminger Sees so gedacht gewesen sei, am Westufer das Radfahren künftig nicht zu gestatten. Das sieht Beate Scheffler allerdings ganz anders. „Mit dieser Antwort bin ich nicht einverstanden. Das wurde hier in der Bezirksvertretung nie so diskutiert. Unser ausdrücklicher Wunsch ist es, dass das Radfahren dort erlaubt ist.“ Und mit Nachdruck ergänzt sie: „Das ist keine Bitte, sondern ein Beschluss.“
Zusätzliche Radwege in Parks
Um das Radwegenetz zu verbessern, prüft die Stadt Bochum derzeit, in welchen Grünanlagen und Parks zusätzliche Wege für Radfahrer freigegeben werden könnten. Damit war die Verwaltung 2022 von der Politik beauftragt worden. „Am liebsten hätten wir den Radverkehr aber auf Straßen“, heißt es aus dem Rathaus. Sollten diese besser ausgebaut sein, könnte man den Radverkehr auch wieder aus den Parks holen.
65 Strecken hat man näher untersucht. Bei 48 von ihnen ist die Stadt optimistisch, dass man dort auch den Radverkehr erlauben kann. Im Bochumer Osten sind es zehn Verbindungen, die von der Bezirksvertretung abgesegnet wurden, darunter die Achsen Dördelstraße-Unterstraße sowie Stiftstraße-Rampenstraße. Aufgrund des Änderungsantrags von Rot-Grün kommen nun noch das Westufer am Ümminger See und der Weg vom Volkspark Langendreer zur Lünsender Straße mit auf die Liste. Die Kosten dafür belaufen sich auf etwa 700.000 Euro.