Bochum-Ost. Immer wieder ist der Ümminger See in Bochum an schönen Tagen überfüllt. Ein generelles Grillverbot rückt näher. Doch es gibt Zweifel.
Der Ümminger See in Bochum sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Zuletzt vermehrt durch die große Umbaumaßnahme am Nord-Ufer, meist aber aus einem anderen Grund: Denn an schönen Tagen ist das Naherholungsgebiet oft überfüllt, drumherum herrscht dann das reinste Park-Chaos. Und es wird auch gerade dann meist gegen die Grillregeln verstoßen. Die Stadt Bochum denkt daher darüber nach, in Parkanlagen generell das Grillen zu verbieten. Denn auch anderswo, etwa auf der Schmechtingwiese, lief das Ganze in der Vergangenheit immer wieder aus dem Ruder.
Kommt jetzt doch das Grillverbot? Diskussion um die Lage am Ümminger See in Bochum
Im Dezember soll der Umweltausschuss eine Entscheidung treffen. Vorher wird noch in den Bezirksvertretungen ein Meinungsbild eingeholt. Natürlich auch im Osten. Dort hatte sich in den vergangenen Jahren vor allem die SPD immer wieder darum bemüht, das Grillen auf der großen Wiese am „Ümmi“ weiterhin zu erlauben. Mit vielen Maßnahmen wurde versucht, dass das Ganze in geordneten Bahnen abläuft: Es wurden zwei Bereiche gepflastert und als Grillplätze ausgewiesen, um das Grillen auf dem Rasen zu unterbinden. Es wurden extra große Müllkäfige und Behälter für die Asche aufgestellt. Seit kurzem ist zudem der Randbereich in der Zufahrt zum See mit Pfosten versehen, um das wilde Parken zu verhindern.
„Wir stehen immer wieder an dem Punkt, dass wir merken, wir kriegen es nicht in den Griff.“
Doch gebracht hat es nicht viel. Dieses Eingeständnis macht sich jetzt auch die SPD im Bochumer Osten – und kapituliert. „Wir waren sehr lange bemüht, eine ausgewogene Situation zu schaffen, stehen aber immer wieder an dem Punkt, dass wir merken, wir kriegen es nicht in den Griff“, sagt Beate Scheffler, die Vorsitzende der SPD-Fraktion. „Es fahren Autos auf die Wiesen, es sind zu viele Grills, die Toilettensituation ist fatal – wir werden immer wieder angesprochen, dass man an schönen Tagen nicht mehr am Ümminger See spazieren gehen könne.“
Und das habe auch nichts mit dem Migrationshintergrund zu tun, den viele Besucher hätten und was oft kritisch bemerkt werde. „Nein, es geht um Menschen, die sich nicht an die Regeln halten“, stellt Scheffler klar. Daher richte die SPD nun die Bitte an den Ausschuss und letztlich den Rat, die Ausnahmeregelung für das Grillen zurücknehmen. Wohl wissend, „dass noch nichts gewonnen ist, wenn es sich nur auf dem Papier ändert“. Die Einhaltung müsse konsequent kontrolliert werden, so Scheffler. „Das ist sicher einfacher, wenn das Grillen generell verboten ist.“
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Kontrollen – die seien auch bisher unabdingbar gewesen, ergänzt Dirk Meyer (SPD). Der Bezirksbürgermeister war stets einer der größten Gegner eines generellen Grillverbotes. „Doch wir kommen leider häufig in den Bereich, wo wir nichts mehr regeln können“, muss auch er inzwischen einsehen. „Daher bin auch ich für ein Grillverbot. Das muss sich dann herumsprechen.“ Ziel müsse zudem sein, gerade die Besucher von außerhalb wegzuhalten. Gerade weil in den Nachbarstädten Bochums das Grillen in öffentlichen Anlagen untersagt ist, kämen viele zum Ümminger See.
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Ihm persönlich falle das Umdenken schwer. „Aber wir kriegen es anders nicht vernünftig hin.“ Die Politik müsse auf die dynamische Entwicklung reagieren. Meyer hofft, dass man den „Nutzungsdruck am Ümminger See in zwei, drei Jahren so abmildern kann, sodass wir die Lage regeln können“.
„Wir sehen nicht, dass sich dramatisch etwas verändert hat und es wesentlich schlechter geworden ist.“
Die Grünen, Koalitionspartner der SPD und in der Vergangenheit ebenso darum bemüht, das Grillen am Ümminger See zu ermöglichen, bleiben ihrer Linie treu. „Bisher waren wir mit unserem Koalitionspartner diesbezüglich immer einer Meinung. Diesmal nicht“, sagt Detlef Kühlborn. „Wir sehen nicht, dass sich dramatisch etwas verändert hat und es wesentlich schlechter geworden ist.“ In diesem Jahr sei es nur an wenigen Tagen zu Problemen gekommen. Aus Sicht der Grünen auch deswegen, weil „Maßnahmen teilweise nicht so wie gewünscht umgesetzt“ worden seien. Oft sei auch zu spät eingegriffen worden, „wenn schon alles zugeparkt war. Warum schleppt man dann nicht ab?“, fragt Kühlborn, der am jetzigen eingeschränkten Grillverbot festhalten will.
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Die CDU befürchtet, dass das Ordnungsamt mit dem Kontrollieren eines Grillverbots überfordert sein könnte. Thomas Richter, der neue Leiter des Ordnungsamtes, räumt ein, dass das „sehr personalintensiv und teuer wird, so oder so“. Meist sei man mit zwei Dreier-Teams an den Wochenenden im Einsatz. „Wir versuchen, künftig noch präsenter zu sein“, sagt Richter und stellt eine Aufstockung des Personals in Aussicht. Es dürfe ja nicht sein, dass am Wochenende alle Ordnungskräfte am Ümminger See gebunden seien und niemand mehr für das übrige Stadtgebiet da sei.
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Am 5. Dezember wird der Umweltausschuss über ein generelles Grillverbot beraten. Das letzte Wort hat dann der Rat.
Viele Falschparker an der Schmechtingwiese
32 Anzeigen hat das Ordnungsamt in diesem Jahr bislang am Ümminger See ausgesprochen, achtmal wurde eine Verwarnungsgeld fällig. Dazu wurden 84 Falschparker notiert. 2023 waren es 77 bis Jahresende. Den Zahlen zufolge ist die Lage auf und rund um die Schmechtingwiese noch angespannter: Hier gab es in diesem Jahr bisher 60 Anzeigen und 13 Bußgelder. 132 Mal wurde ein Knöllchen wegen Falschparkens verteilt. Zum vergleich: 2023 waren es 90.
In der Bezirksvertretung Mitte konnte sich die Stadt derweil noch kein Meinungsbild zu einem generellen Grillverbot auf der Schmechtingwiese einholen. Bezirksbürgermeisterin Gabi Spork (SPD) hatte eine Diskussion im Bereich des Tagesordnungspunktes Mitteilungen abgelehnt. Dies sei das falsche Format dafür.