Bochum-Gerthe. Ein ehemaliges Verwaltungsgebäude in Bochum wird zum Wohnhaus umgebaut. Dort nisten viele Stadttauben. Wie sie gerettet werden sollen.

Sorgenvoll blicken Sabine und Dietmar Grewe auf das ehemalige Lothringen-Verwaltungsgebäude. Dort auf dem kaputten Dach versammeln sich seit geraumer Zeit mehr und mehr Stadttauben. Sie finden durch Luken und Löcher Wege ins Obergeschoss.

Schicksal wie bei Tauben in Wattenscheid befürchtet

Die Befürchtung der Tierschützer: Wenn die Umbauarbeiten am Haus starten, könnte den nistenden Tauben in Gerthe das gleiche Schicksal drohen wie den Vögeln in Wattenscheid, die elendig gestorben sind, weil ihnen der Weg hinaus durch verrammelte Fenster und Löcher verwehrt wurde.

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„Tauben füttern ist in Bochum verboten“, weiß Dietmar Grewe. Dabei sei das Problem von Menschen gemacht. Taubenzüchter schickten ihre Tiere auf weite Reisen, und immer blieben einige auf der Strecke. Wenn sie überlebten, würden sie zu Stadttauben, die alles aufpicken, was sie finden können. Das sei nie viel: „Bei Obduktionen wurde festgestellt, dass die Tiere zumeist Steinchen und Reste von Zigarettenstummel im Bauch hatten“, sagt Grewe.

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Eine Lösung wäre für die Grewes – auch im Gerther Fall – ein Taubenhaus. Dazu wollen sie eine Initiative gründen. Das könnte nach Ansicht der Eheleute Grewe sogar auf dem erweiterten Lothringen-Gelände errichtet werden. Dazu haben sie bereits alle Fraktionen in der Bezirksvertretung Bochum-Nord angeschrieben.

Lösung sehen Tierretter in einem Taubenhaus in Bochum-Gerthe

Dort würden sie gerne die Tiere versorgen, die dann nicht mehr die Fußgängerzonen verdreckten. Doch dazu müssten sie vor Beginn des Gebäudeumbaus ins Dachgeschoss, um sich einen Überblick zu verschaffen, und die Tiere einfangen.

Dietmar Grewe sorgt sich um die Tauben auf dem Dach des Lothringen Verwaltungsgebäudes in Bochum.
Dietmar Grewe sorgt sich um die Tauben auf dem Dach des Lothringen Verwaltungsgebäudes in Bochum. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Andreas Seipp betreut das Projekt im Bochumer Norden für die Beletage Grundbesitz aus Köln. Er beschwichtigt die Tierschützer: „Die müssen sich keine Sorgen machen. Die Tauben befinden sich nur im Dachbereich, und der wird komplett abgerissen, ohne, dass wir vorher alles verschließen würden.“ Natürlich könnten die Taubenfreunde ins Gebäude, wenn sie wollen. „Ich gewähre jedem Zutritt.“

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Für die Liegenschaft Lothringer Straße 40, ehemaliges Verwaltungsgebäude der Zeche Lothringen, sei eine Baugenehmigung zur Umnutzung und zum Umbau eines ehemaligen Verwaltungsgebäudes in ein Wohngebäude erteilt worden, erklärt Charlotte Bachmann-Weber vom Presseamt der Stadt Bochum. „Die Baugenehmigung stammt aus Dezember 2023 und ist drei Jahre gültig.“ Für eine Tiefgarage gab es keine Genehmigung.

32 große Wohnungen sollen in Bochum-Gerthe entstehen

Und die Planungen für ein künftiges Wohnhaus sind schon sehr konkret. 32 Loftwohnungen sollen hier entstehen. Es werden große Galeriewohnungen mit zwei bis vier Zimmern, 100 bis 160 Quadratmeter groß. Seipp: „Ich finde die Planungen superschön.“ Sie würden zudem energieeffizient umgesetzt. Vorgesehen sei eine dicke Innendämmung, die viel Platz in Anspruch nehme. Alle Lofts sollen große Terrassen in Südlage bekommen.

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Investiert werde ein zweistelliger Millionenbetrag. Die Vermietung soll Mitte 2026 beginnen, mit dem Umbau will der Investor im Frühjahr/Sommer nächsten Jahres starten. Der Umbau hatte sich über die Jahre immer wieder verzögert, u.a. wegen Corona und Änderungen in der Planung, was neue Genehmigungen erforderte.

Henry Donner, Bezirksbürgermeister für den Bochumer Norden, will das Anliegen der Tierschützer an das Veterinäramt weiterleiten. Zudem erwägt er, das Thema auf die Tagesordnung der Bezirksvertretung zu setzen. Auch könne er sich vorstellen, an einer Begehung des Gebäudes teilzunehmen.