Bochum. Die Umgestaltung des nächsten Abschnitts der Castroper Straße in Bochum wird geplant. Die Kernfrage: Wo fährt die Stadtbahn: oben oder unten?

15 Wünsche für Verbesserungen des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) hat Bochum beim Land angemeldet. NRW aktualisiert seinen fast 20 Jahren alten Bedarfsplan. Ein Punkt dabei ist die „Verlängerung der unterirdischen Führung von Straßenbahnen entlang der Radialstraßen“, d.h. der U-Bahn-Ausbau unter den großen Ein- und Ausfallstraßen. Dabei ist der SPD-Fraktion im Rat der Stadt ein geradezu verwegener Gedanke gekommen.

Wendemöglichkeit unter dem Stadion ist „nicht empfehlenwert“

„Wie bewertet die Verwaltung die Überlegung, eine unterirdische Wendemöglichkeit unter dem Stadionbereich zu errichten? Dadurch wäre, auch bei hoher Auslastung, ein sicherer und schnellerer Fahrgastwechsel sichergestellt“, heißt es in einer Anfrage an die Verwaltung.

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„Keine Chance“, lautet sinngemäß die Antwort. Unter dem Stadion zu bauen, sei „bautechnisch und finanziell keine empfehlenswerte Lösung“. Allerdings könnte eine unterirdische Wendeanlage unter der Castroper Straße gebaut werden. Ins Spiel kommen könnte die Variante dann, wenn Stadt und Bogestra den Umbau des dritten Bauabschnitts der „Castroper“ vom Stadion bis zur Kreuzung mit dem Castroper Hellweg planen. Der Haken dabei: Es stelle sich die Frage, ob die Verlegung der Schienen unter die Erde „verkehrlich nötig“ sei und ob es überhaupt möglich sei, über das Gemeindefinanzierungsgesetz des Bundes 90 Prozent der Kosten finanziert zu bekommen.

Gedankenspiel: Verlängerung der unterirdischen Trasse bis zum Castroper Hellweg

„Eine unterirdische Verlängerung könnte bis hinter die Kreuzung mit Sheffield-Ring / Castroper Hellweg zum eigenen Gleiskörper vor der Haltestelle Weser Straße erfolgen, damit eine Fahrtzeitverkürzung und ein Verkehrswert entsteht“, heißt es in der Antwort der Verwaltung. Geprüft werden könnte auch, ob ein neuer Bahnhof „Polizeipräsidium“ nötig sei. Wegen der hohen Baukosten seien die unterirdischen Varianten aber nur machbar, wenn es zu einer 90-prozentigen Finanzierung des Bundes für die Finanzierung von Verkehrsmaßnahmen käme.

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Die Frage nach den konkreten Kosten einer der beiden Maßnahmen erübrige sich, so die Stadt auf Anfrage dieser Redaktion. Es gebe keinen entsprechenden Planungen und daher auch keine Kostenschätzungen.

Fünf U-Bahn-Rampen sind technisch geeignet, um dort Tunnel anzuschließen

Allerdings: Grundsätzlich ist eine Verlängerung der unterirdischen Strecken nicht ausgeschlossen. „An den fünf Stadtbahnrampen Bergmannsheil, Ruhrstadion (308/318), Bessemer Straße, Lohring (302/310) und Wasserstraße (U35) wurden jeweils schon damals beim Herstellen des Rohbaus bauliche Vorkehrungen vorgesehen, die es ermöglichen, dass ein bergmännischer Tunnel von außen an die Abschlusswände der Rampen angeschlossen werden können“, so Stadtsprecher Thomas Sprenger auf Anfrage dieser Redaktion. Konkret geplant sei dies aber derzeit an keiner Stelle, gleichwohl technisch möglich.

Stadt und Bogestra erwägen Haltestelle und Wendegleis am neuen Polizeipräsidium

Konkrete Gedanken machen sich Stadt und Bogestra über den Bau einer zusätzlichen oberirdischen Straßenbahnhaltestelle auf dem Harpener Hellweg westlich des Harpener Kreuzes, die mit einer sogenannten Kehrgleisanlage kombiniert werden soll (Grafik), „d.h. einem Wendegleis und Aufstellbereich für Straßenbahnen“, so die Auskunft der Stadt. „Ziel ist, das neue Polizeipräsidium an den Schienenverkehr anzubinden sowie Abstell- und Wendemöglichkeiten für den Sonderfahrbetrieb bei Veranstaltungen im Vonovia Ruhrstadion zu schaffen.“ Für den Fall, dass ernsthaft eine unterirdische Verlängerung der Strecke in Erwägung gezogen wird, wäre zu prüfen, ob ein Bahnhof Polizeipräsidium nötig wäre. „Geometrisch müsste dieser Bahnhof auf der Trasse zwischen den Haltestellen Rottmannstraße und Wasserstraße möglichst nah am neuen Polizeipräsidium liegen“, so Stadtsprecher Sprenger. Und: „Es gibt zurzeit aber keine konkretisierende Planung zu dem Thema.“

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