Bochum. Großbaustelle vor der Tür, „Ramschladen“-Vorwürfe: Die Startbedingungen in der Bochumer City waren schwierig. So geht es dem Geschäft heute.
Ein Jahr ist es her, dass Woolworth im Bochumer Husemann-Karree seine mittlerweile vierte Filiale in der Stadt eröffnet hat. Damals gab es besonders auch aus der Richtung einiger Politiker Kritik an der Neueröffnung. „Ramschladen“, lautete etwa das Urteil des Fraktionschefs der Grünen, Sebastian Pewny. Zur Eröffnung strömten damals dennoch gleich zum Verkaufsbeginn ab 9 Uhr mehrere hundert Kundinnen und Kunden in die neue Woolworth-Filiale.
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Nun zieht Woolworth ein positives Fazit: „Rückblickend sind wir mit dem Standort im Husemann-Karree sehr zufrieden“, äußerte sich Heiko Sloot, Head of Sales bei Woolworth, ein Jahr nach der Eröffnung. Besonders angesichts der damals geäußerten Zweifel und der umliegenden Leerstände laufe es gut. „Die Bochumerinnen und Bochumer finden ihren Weg zu uns, und wir haben uns eine treue und begeisterte Stammkundschaft aufbauen können.“
Bauarbeiten in Bochumer City bremsen Geschäft aus
Trotzdem gebe es aber auch weiterhin Herausforderungen. Die anhaltenden Bauarbeiten vor dem Husemann-Karree schränken die Sichtbarkeit des Standorts ein und reduzieren die Kundenfrequenz. Daher hofft Woolworth auf bessere Rahmenbedingungen, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, damit das Geschäft sein volles Potenzial ausschöpfen kann. Wann genau es so weit ist und die Bauarbeiten am Husemannplatz beendet werden, ist aber unklar. Zuletzt hatte die Stadt bekannt gegeben, dass man sich nicht sicher sei, den Platz gegen Ende 2025 wie geplant wieder freigeben zu können.
„Es ist ein Skandal“, sagt CDU-Fraktionsvizer Roland Mitschke, dazu, dass die Baustelle eingerichtet worden sei, nachdem das Husemann-Karree schon fertiggestellt und von Geschäften bezogen worden sei. Die andauernde Baustelle mache es schwierig zu beurteilen, wie sich die Geschäfte im Husemann-Karree langfristig auf die Belebung der Innenstadt auswirke. Zur Eröffnung des Woolworths sagte er damals: „Woolworth ist kein hochwertiger Anbieter, immerhin besser als ein Ein-Euro-Shop.“ Auch heute zweifelt er noch, ob es so einen Laden wirklich noch gebraucht habe. Stattdessen würde die Stadt eher von mehr Geschäften im mittleren bis höheren Preisniveau profitieren, da solche wieder mehr Menschen in die City ziehen könnten, meint er.
Ähnlich sieht das Pewny. „Ich bin überzeugt, Woolworth hat keinen Kunden mehr in die Innenstadt gezogen“, erklärt er. Und das sei ja schließlich das Ziel des Husemann-Karrees gewesen. Noch immer vermutet er, Decathlon als Hauptmieter des Einkaufskomplexes hätte der Stadt deutlich mehr gebracht.
Deutlich zurückhaltender als andere Politiker positionierte sich vor einem Jahr schon SPD-Fraktionschef Burkart Jentsch. Inzwischen räumt er sogar ein: „Ich war selbst schon ein paar mal in dem Laden. Das ist ein gepflegter, ordentlicher Laden, kein Ramschladen. Ob es ein Frequenzbringer wird, bleibt noch abzuwarten.“
Neue Woolworth-Filiale kommt trotz Kritik bei Kunden gut an
Mit mehr als 2.100 Quadratmetern Verkaufsfläche gehört der Standort im Husemann-Karree zu den größten Woolworth-Filialen in Deutschland. Zusätzlich zur Filiale im Husemann Karree gibt es bereits drei weitere Standorte in der Stadt: im Gertrudiscenter, in der Wattenscheider Innenstadt und in der Drehscheibe.
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Die Kombination aus breitem Angebot zu niedrigen Preisen und der Nähe zur Innenstadt scheint bei den Bochumer Bürgern gut anzukommen. Momentan lockt das Geschäft einige Kunden auch mit seiner breiten Auswahl an Weihnachtsdeko. „So viele tolle Dekoartikel finde ich sonst nirgendwo in Bochum, vor allem nicht zu so einem guten Preis“, sagt Kundin Maria Bachmann begeistert, die mit einer vollen Tüte das Husemann-Karree verlässt. „Und man findet immer noch ein paar Sachen, die man eigentlich gar nicht kaufen wollte, aber gut gebrauchen kann“, schmunzelt sie. Dafür habe sich die Fahrt in die Innenstadt mal wieder gelohnt.
Auch Benedikt Beermann und Maximilian Stein, die beide in der Bochumer Innenstadt arbeiten, freuen sich, dass es die neue Woolworth-Filiale gibt. Gerade für Kleinigkeiten lohne sich der Besuch immer sehr. „Früher musste man immer sonst wohin fahren“, meinen sie. Die Woolworth-Filiale in der Drehscheibe hätten sie schließlich nicht so gerne besucht. Von der Aufmachung her sei das neuere Geschäft deutlich ansprechender. Aber auch die Auswahl sei eine ganz andere.