Bochum. 18.426 Frauen und Männer in Bochum hatten im Oktober keinen Job – so viele wie seit vier Jahren nicht mehr. Die Gründe für den Negativtrend.

Die Corona-Pandemie hat der Wirtschaft und der Beschäftigung schwer zu schaffen gemacht. Auch in Bochum. Besonders ernüchternd ist dabei: Die Hoffnungen haben sich zerschlagen, dass die Arbeitslosigkeit nach dem Ende der Pandemie dauerhaft wieder sinken würde. Das Gegenteil ist der Fall. Die Arbeitslosenzahlen nehmen rekordverdächtige Dimensionen an.

Arbeitsmarkt Bochum: Belebung nach den Sommerferien ist ausgeblieben

18.426 Frauen und Männer ohne Job meldet die Arbeitsagentur Bochum zum Ende des Monats Oktober (Grafik), 1411 Personen mehr als noch ein Jahr zuvor. Das ist die höchste Zahl in den vergangenen Jahren. Und sie nähert sich den negativen Topwerten aus den Jahren 2013 (18.953), 2016 (18.635) und 2020 (18.599). Die ernüchternde Bilanz der Agentur lautet daher: Zum Beginn des letzten Quartals des Jahres sind auf dem Arbeitsmarkt noch keine Anzeichen einer Besserung zu sehen. Die in aller Regel einsetzende Belebung nach den Sommerferien zeigt sich nicht.

„Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um diese Jahreszeit ist sehr ungewöhnlich und spricht dafür, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt nicht in kurzer Frist deutlich verbessert“, sagt Stephanie Herrmann, operative Geschäftsführerin der Arbeitsagentur Bochum. „Neu-Einstellungen bleiben hinter den Erwartungen. Bislang konnte die Herbstentwicklung auf dem Arbeitsmarkt nicht an Vor-Corona-Zeiten anknüpfen. Darüber hinaus müssen wir den demografischen Wandel im Blick behalten. Es muss uns daher in den nächsten Monaten gelingen, das Thema der Fachkräftesicherung durch Einwanderung und Beschäftigtenqualifizierung weiter voranzutreiben.

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In vielen Branchen werden händeringend Arbeitskräfte gesucht

Wo der Schuh besonders drückt, sagt Bochums vorsitzender Agenturchef Christopher Meier. In vielen Bereichen müsse ein Umdenken stattfinden: „Arbeitskräfte werden weiter benötigt, sind aber in einigen Bereichen kaum verfügbar. Dabei brauchen wir insbesondere im Bereich der Pflege, im Kita-Ausbau, im Handwerk unter anderem wegen der Energiewende und auch dringend in der IT deutlich mehr Personal. Neben der Qualifizierung von Arbeitslosen müssen wir verstärkt die Beschäftigten weiterbilden und ihre Fähigkeiten sowie langjährige Arbeitserfahrung besser nutzen.“

Stephanie Herrmann, operative Geschäftsführerin der Arbeitsagentur Bochum, sagt, die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt bleibe hinter den Erwartungen zurück.

„Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um diese Jahreszeit ist sehr ungewöhnlich und spricht dafür, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt nicht in kurzer Frist deutlich verbessert.“

Stephanie Herrmann

Insgesamt verläuft die Entwicklung im zweiten Halbjahr 2024 aus Sicht der Arbeitsmarktexperten atypisch. Zwar verzeichnen sie einen deutlichen Zuwachs bei den Stellenangeboten – 637 neue Jobs sorgen für ein Gesamtangebot von 3604 offenen Stellen in Bochum. Aber die Anforderungen der Unternehmen passen oft nicht zu den Fähigkeiten der Personen, die auf der Suche sind. Das Fazit: „Die aktuelle Entwicklung im Herbst zeigt, dass sich der Arbeitsmarkt weiteren Herausforderungen stellen muss. Saisonale Effekte wirken sich immer weniger auf dem Arbeitsmarkt aus.“

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Die Entwicklung der absoluten Zahlen schlägt sich auch in der Arbeitslosenquote wieder. Sie beträgt im Oktober 9,3 Prozent. Zum Vergleich: Vor einem Jahr lag sie noch bei 8,6 Prozent.

Betroffen sind vor allem älteren Frauen und Männer

Betroffen von der Negativentwicklung sind vor allem ältere Personen. Aktuell sind 6470 ältere Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das sind im Vergleich zum Vormonat 282 Personen, verglichen mit dem Vorjahr sogar 600 Personen mehr.

Erfreulich ist aus Sicht der Arbeitsagentur immerhin die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit: „Hier zeichnet sich wie auch schon im September weiter eine saisonale Entwicklung ab. Mit ausschlaggebend dafür ist der Schul- und Ausbildungsstart nach den Sommerferien.“ Aktuell sind 1426 Jugendliche ohne Job, 126 weniger als vor einem Monat und 224 weniger als vor einem Jahr. Zu den Jugendlichen zählen in der Arbeitsmarktstatistik alle Personen unter 25 Jahren.

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