Bochum-Gerthe. Vor fast 20 Jahren wurde das Straßenbahn-Depot an der Lothringer Allee in Bochum geschlossen. Doch Stillstand gibt‘s auf dem Gelände nicht.
Wo früher Straßenbahnen ein- und ausfuhren, sind heute verschiedene Firmen ansässig. Die Schienen lassen aber noch erahnen, was sich früher auf dem Gelände an der Lothringer Allee befunden hat: Das Straßenbahn-Depot der Bogestra ist zwar gewichen, die ehemaligen Gebäude des Verkehrsbetriebs werden aber weiterhin genutzt.
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Es ist fast 20 Jahre her, dass das Straßenbahn-Depot geschlossen wurde. 2005 löste der neue Zentralbetriebshof Engelsburg die Hauptwerkstatt in Gerthe ab. Seitdem hat sich auf dem Gelände einiges getan.
Ehemaliges Straßenbahn-Depot in Bochum-Gerthe: „Space Bo“ hat neuen Standort gefunden
Andreas Modzelewski hat zu dem Ort eine besondere Verbindung. „Das war mein Schulweg“, erinnert er sich. Er sei unweit des Geländes aufgewachsen. „Wenn die orange Lampe am Zugang geleuchtet hat, musste ich warten, bis die Straßenbahnen ein- oder ausgefahren sind.“ Heute hat an eben jenem Standort seine eigene Firma ihren Sitz. Im Mai dieses Jahres ist „Space Bo“ vom Kulturwerk Lothringen auf das Gelände gezogen. Das Unternehmen nutzt allerdings keins der ehemaligen Bogestra-Gebäude, sondern befindet sich in einem Neubau direkt am Eingang zum Ex-Straßenbahn-Depot. „Hier war früher nur eine grüne Wiese mit einem Pförtnerhaus“, sagt Modzelewski.
„Wir sind eigentlich bekannt für unsere Workshops für Architektur und Design“, so der Inhaber. In dem industriell designten Loft bieten er und sein siebenköpfiges Team verschiedene Fortbildungen an. Es können sich aber auch Firmen für Veranstaltungen oder Fortbildungen einmieten, die mit diesen Branchen nichts zu tun haben. Sie seien ein „Platz für Bildung, Zusammenarbeit, Ausstellungen und Experimente“, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens. Auch Kunstausstellungen habe es bereits gegeben.
Bochumer Sportmarke zieht auf ehemaliges Straßenbahn-Depot-Gelände
Im August dieses Jahres haben Modzelewski und sein Team Gesellschaft bekommen. Die Bochumer Modefirma „Barboza“ ist in den dritten Stock des Gebäudes gezogen. „Das ist unsere Präsentationsfläche, um mit den Kunden in Kontakt zu kommen“, sagt Serga Kiesser, einer der „Barboza“-Gründer. Eigentlich betreibt er mit seinem beiden Gründungspartnern einen reinen Online-Shop. Der Ausstellungsraum soll das etwas auflockern, auch wenn ein Ladenlokal für die drei Gründer nicht infrage komme, sagt Kiesser.
Kundinnen und Kunden sollen dort die Chance bekommen, Kleidung, für die sie sich online interessieren, in echt anschauen und auch anprobieren zu können. „So können wir uns als Marke auch besser präsentieren“, sagt Cihan Caglar, ebenfalls einer der Gründer von „Barboza“. Dafür bieten sie Zeitfenster an, in denen sowohl einzelne Privat- als auch Geschäftskunden vorbeikommen können.
2013 haben sie ihr Unternehmen gegründet. Gestartet sind sie als Marke für Sportbekleidung, inzwischen bieten sie aber auch Lifestyle-Kleidung an. „Wir schaffen mit sportlichen Materialien einen schickeren Sportlook, der alltagstauglich ist“, sagt Kiesser. 90 Prozent der Kleidung werde in Europa produziert, der Rest in Asien.
„Energie-Effizienz-Zentrum“ der Wirtschaftsentwicklung Bochum
Auch sonst hat sich auf dem Gelände des ehemaligen Straßenbahn-Depots einiges getan. Das „Energie-Effizienz-Zentrum“ (EEZ) hat sich auf dem Gelände angesiedelt. Dieses „ist ein Inkubator für Unternehmen und Existenzgründerinnen und -gründer des Zukunftsfeldes Energieeffizienz“, informiert die Wirtschaftsentwicklung der Stadt auf ihrer Internetseite. Mit dem EEZ unterstützt diese „Unternehmen und Existenzgründer aus den Zukunftsfeldern Energie- und Ressourceneffizienz.“
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Das EEZ nutzt die ehemalige Werkstatthalle, in der früher die Straßenbahnen repariert wurden. Außerdem gibt es ein neues Bürogebäude. In der Halle befinden sich mehrere Werkstattboxen, die sich Unternehmen mieten können. „Der historische Charme der ehemaligen Bogestra-Hallen wurde dabei weitestgehend erhalten und mit einer neuen Architektur verbunden“, so die Wirtschaftsentwicklung. Das sei auch „Space Bo“-Inhaber Andreas Modzelewski wichtig gewesen: „Wir wollten, dass unser Haus zu den älteren Gebäuden auf dem Gelände passt. Deswegen ist das Haus von außen in einem ähnlichen Stil.“ Gepaart mit den neuen Ideen seines Teams.