Bochum. Bochum hat riesige Friedhofsflächen. Deren Unterhalt kostet die Stadt viel Geld. Deshalb sollen Bestattungen teurer werden. Das sind die Pläne.

Viel zu große Friedhofsflächen, immer weniger kostenintensive Erdbestattungen, gleichzeitig immer mehr preisgünstigere Feuerbestattungen: Um die Betriebs-, Unterhaltungs- und Personalkosten besser in den Griff zu bekommen, will die Stadtverwaltung in den kommenden beiden Jahren die Friedhofsgebühren anheben. Beide Arten der Beerdigungen – Sarg und Urne – sollen teurer werden.

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Gründe für Gebührenerhöhung sind vor allem Personalkosten und Inflation

Diesen Plan hat das Amt für Finanzsteuerung in einer Beschlussvorlage den politischen Gremien vorgelegt. Am Ende entscheidet am 21. November der Rat. „Auf Grund der finanziellen Situation ist die Kostendeckung des Bestattungswesens zwingend zu verbessern“, heißt es aus dem Rathaus. Vor allem gestiegene Personalkosten und inflationsbedingte Kostensteigerungen hätten zu diesem Schritt geführt.

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Die Tarife für Sargbestattungen sollen je nach Art zwischen rund acht bis 13 Prozent angehoben werden, die für Urnenbeisetzungen zwischen rund 0,3 und 2,5 Prozent.

Beispiel: Eine Sargbestattung in einem Reihengrab kostet in diesem Jahr noch 2333 Euro. Im Jahr 2025 soll der Tarif 2634 Euro betragen, im Jahr 2026 dann 2695 Euro.

So dicht belegt wie hier in Querenburg sind immer weniger Gräberfelder auf den Friedhöfen in Bochum (Archivbild).
So dicht belegt wie hier in Querenburg sind immer weniger Gräberfelder auf den Friedhöfen in Bochum (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Beispiel zwei: Eine Urnenbestattung in einer Reihengrabstätte kostet in diesem Jahr noch 1380 Euro. Im Jahr 2025 strebt die städtische „Gebührenbedarfsrechnung“ einen Betrag in Höhe von 1415 Euro an, im Jahr darauf 1447 Euro.

In Bochum sterben jährlich rund 4500 Menschen. Die meisten werden nicht auf den konfessionellen Friedhöfen beigesetzt, sondern auf den 24 stadteigenen Friedhöfen. Dort stehen für Trauerfeiern 19 Trauerhallen und für die Aufbahrung Verstorbener 134 Leichenzellen zur Verfügung. Sieben kommunale Friedhöfe sind allerdings bereits geschlossen; dort werden Verstorbene nur noch aufgrund alter vorhandener Rechte und zur Zusammenführung von Ehegatten beerdigt.

Immer mehr Feuerbestattungen und immer mehr freier Platz

Die geplante Gebührenanhebung ist die Folge einer schon seit Jahrzehnten bestehenden Entwicklung in der Bestattungskultur. Im Jahr 1995 wurden auf städtischen Friedhöfen 2738 Menschen in einem Sarg beerdigt. Im vorigen Jahr waren es nur noch 673. Bei den Urnenbestattungen war die Entwicklung genau andersherum: 1007 Beisetzungen im Jahr 1995, im vorigen Jahr aber bereits 1948. Nach Schätzungen der Stadt wird sich diese Entwicklung weiter ausprägen: In den kommenden zwei Jahren, so die städtischen Finanzplaner, würden „die Anzahl der Urnenbestattungen gegenüber der Kalkulation 2024 um 11,1 Prozent steigen und die Anzahl der Sargbestattungen um 5,9 Prozent zurückgehen“.

Gesamtbedarf liegt bei mehr als zehn Millionen pro Jahr

Die Stadt erwartet durch die Anhebung der Friedhofsgebühren im Jahr 2025 eine Einnahme in Höhe von insgesamt rund 6,4 Millionen Euro. Hinzu steckt die Stadt aus anderen Quellen 2,08 Millionen Euro für die Pflege und Unterhaltung der Grünflächen. Das kann den Gesamtbedarf in Höhe von 10,27 Millionen Euro aber nicht decken.

Die Stadt Bochum vermutet, dass auch andere Städte die Gebühren anheben werden. Städte wie Köln, Gelsenkirchen, Dortmund und vor allem Herne erheben für eine Erdbestattung in einem Reihengrab schon jetzt deutlich mehr als Bochum. Bei der Urnenbestattung im Reihengrab hingegen ist Bochum günstiger als Köln, Herne, Duisburg, Gelsenkirchen und Essen.

Die Gesamtfläche der städtischen Friedhöfe mit zurzeit rund 110 Hektar blieb aber fast gleich, obwohl sie gar nicht mehr für Beerdigungen gebraucht wird, weil Urnen weniger Platz brauchen. Trotzdem muss sie gepflegt und unterhalten werden, weil sie auch als Ort der Erholung, der Stille und Sammlung dienen soll, ebenso als Grüne Lunge. Nach und nach sollen einzelne dieser Friedhofsflächen für andere Zwecke genutzt werden, weil die Friedhofsgebühren sonst noch weiter erhöht werden müssten, wie es heißt. Infrage kommen Aufforstungen und das Anlegen von Parks. Zumindest bis vor kurzem war in keiner anderen Stadt in NRW der Anteil der Friedhofsfläche an der Gemeindefläche so hoch wie in Bochum (1,8 Prozent).

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Die nun geplante Anhebung der Friedhofsgebühren wird das Kostenproblem sowieso nur abmildern, aber nicht ganz lösen können. Denn alle Kosten werden in den Jahren 2025 und 2026 im Friedhofswesen trotzdem nicht ausgeglichen, sondern nur zu gut 82 Prozent, so die Kalkulation.