Bochum. Im August 2022 krachte ein Auto in Bochum-Wiemelhausen ungebremst in parkende Wagen. Mehrere Passanten wurden zu Ersthelfern. Sie wurden geehrt.

Sie waren auf dem Nachhauseweg, parkten ihre Wagen – ein ganz normaler Sommerabend. Ein Knall. Plötzlich wurden sie zu Ersthelfern. Katharina Schramke, Tanja Kunkel, Thomas Hodermann und Matthias Busse aus Bochum haben im August 2022 in Wiemelhausen bei einem tödlichen Auto-Unfall geholfen. Nun wurden sie von der Bezirksregierung Arnsberg dafür ausgezeichnet.

Schwerer Unfall in Bochum
Den Rettungskräften bot sich ein Bild der Verwüstung. © Feuerwehr Bochum | Feuerwehr Bochum

Ungebremst war der Mercedes an der Kreuzung Markstraße/Königsallee gegen 19.10 Uhr an dem Sommerabend in die parkenden Autos gerast. Mehrere Autos schob der Wagen ineinander.

Katharina Schramke war gerade nach Hause gekommen und erinnert sich, dass sie auf der Suche nach einem Parkplatz noch kurz überlegt hatte, einfach „den erstbesten freien Platz zu wählen. Das war der, direkt vor den Unfallautos. Zum Glück war mir die Parklücke etwas zu eng. Ich stand nämlich am Kofferraum meines Wagens, als ich den furchtbaren Knall hörte und dann Autoteile knapp an mir vorbeiflogen.“

Tödlicher Unfall in Bochum: Woran sich Ersthelfer erinnern

Als sie sich umsah, um zu sehen, was den Knall verursacht hatte, habe sie die ineinandergeschobenen Fahrzeuge gesehen. Sie zögerte nicht und lief direkt zum Unfallort, um dem Fahrer zur Hilfe zu eilen. Auch Tanja Kunkel hörte den Aufprall und eilte sofort auf die Straße. Matthias Busse, der grade von der Arbeit gekommen und an der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt hatte, wählte umgehend den Notruf, während Thomas Hodermann ebenfalls am Unfallort eintraf, um zu helfen.

Regierungspräsident Heinrich Böckelühr
Regierungspräsident Heinrich Böckelühr (r.) übergab die Belobigungsurkunden in Anwesenheit des Bochumer Stadtdirektors Sebastian Kopietz (l.) an die Retter Matthias Busse (2.v.l.) und Thomas Hodermann aus Bochum. © Bezirksregierung Arnsberg | Bezirksregierung Arnsberg

„Der Rettungsdienst war die ganze Zeit am Telefon und stellte Fragen zu der verunfallten Person und gab Anweisungen, was wir machen sollten. Ich war darüber sehr froh, nicht allein in dieser Situation gewesen zu sein“, erinnert sich Matthias Busse. „Als die Rettungskräfte eintrafen, habe ich schaulustige Passanten, die mit ihren Handys direkt durch die Unfallstelle liefen und Videos aufnehmen wollten, fortgeschickt.“ Für ihn sei es eine Selbstverständlichkeit gewesen, so zu reagieren und Hilfe zu leisten.

Diese Texte haben viele Menschen interessiert

„Der Wagen, dem ich zuvor noch knapp ausweichen konnte, stand mehr oder weniger direkt vor mir schräg auf der Straße, vorne komplett zerstört und viele andere Fahrzeuge, die auf dem Seitenstreifen standen, waren auch ineinandergeschoben worden“, sagt Thomas Hodermann. Der Fahrer sei nicht ansprechbar gewesen. Zusammen mit den anderen Helfenden versuchte er den Kopf des Mannes zu stabilisieren.

„Wenn es wieder notwendig sein sollte, werde ich auch wieder ein Unfallopfer aus dem Auto ziehen““

Katharina Schramke

„Ich werde auch in Zukunft in Notlage geratene Menschen helfen. Das fängt schon bei Kleinigkeiten an. Wenn es wieder notwendig sein sollte, werde ich auch wieder ein Unfallopfer aus dem Auto ziehen“, resümiert Katharina Schramke, obwohl sie nicht gern über den Unfall spreche.

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

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Der Fahrer des Autos, ein 64-jähriger Mann, starb noch am Unfallort. Ermittlungen der Polizei ergaben später, dass der Mann wenige Minuten zuvor im Bereich der Kemnader Straße beim Ausparken ein geparktes Fahrzeug beschädigt hatte. Als der Besitzer (39) dieses Bochumer Wagens den Fahrer darauf ansprach und ankündigte, die Polizei zu rufen, gab der 64-Jährige Gas und flüchtete in Richtung Markstraße. Knapp 500 Meter Luftlinie entfernt verunglückte er.

Öffentliche Belobigung: Was das bedeutet

Die Ersthelfer und Ersthelferin haben nun in Arnsberg im Namen der Landesregierung eine öffentliche Belobigung erhalten. „Einen so schweren Unfall in Worte zu fassen, fällt nicht leicht. Man wünscht so etwas wahrlich niemandem. Was man anderen jedoch wünscht, sind Menschen wie Sie. Menschen, die beherzt zupacken, wo andere in Schock erstarren. Menschen, die sich nicht davor scheuen, das Richtige zu tun und zu helfen. Danke, dass Sie da waren und gehandelt haben“, sagte Regierungspräsident Heinrich Böckelühr in seiner Laudatio.

Übergabe der Belobigungsurkunden an Tanja Kunkel und Katharina Schramk
Übergabe der Belobigungsurkunden an Tanja Kunkel und Katharina Schramk. © Bezirksregierung Arnsberg | Bezirksregierung Arnsberg

Öffentliche Belobigungen des Landes NRW sind ein Zeichen der Anerkennung für besonders vorbildliches Verhalten von Zivilpersonen in Notlagen. Dieses vorbildliche Verhalten haben die vier Belobigten gezeigt und erhielten daher eine offizielle Urkunde, überreicht im Namen der Landesregierung durch den Regierungspräsidenten in Arnsberg.