Bochum-Höntrop. Wanderer aus Bochum mussten ihren Treff verlassen. Doch was passiert mit Heizung und Interieur? Von der Stadt höre man nichts, klagt der Verein.
Rätselraten um das Kutscherhaus in Bochum-Höntrop: Genau 40 Jahre lang diente das urige Gebäude am Südpark der Wattenscheider Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) als Vereinsheim. Doch zum 1. Oktober kündigte der Verein notgedrungen den Mietvertrag mit der Stadt, zog sich aus der „Hütte“ zurück – und wartet seither sehnlichst auf eine Nachricht, was mit dem Haus weiter passiert. „Es sind noch so viele Fragen offen, aber niemand bei der Stadtverwaltung scheint sich zuständig zu fühlen“, sagt Kassenwartin Marion Prätzel-Weiss. „Wir möchten damit endlich abschließen.“
Abschied aus Vereinsheim fällt nicht leicht
Der Abschied aus dem Kutscherhaus fällt den Wanderfreunden nicht leicht. Seit 1984 ist der SGV dort heimisch, unzählige Wanderungen fanden hier ihren Ausklang, es gab Kaffeetrinken, Hüttenabende und zahllose fröhliche Stunden. Doch die Mitglieder der Wattenscheider SGV werden immer älter, die meisten sind inzwischen 75 bis weit über 80 Jahre alt. Nachwuchs: weitgehend Fehlanzeige.
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So entschlossen sich die Vereinsfreunde zu einem weitreichenden Schritt. Um auch künftig regelmäßig Wanderungen anbieten zu können, fusioniert der Wattenscheider SGV Ende des Jahres mit den Abteilungen aus Bochum-Süd und Witten. Allein: Der Pachtvertrag fürs Kutscherhaus gilt nur so lange, wie es den Verein gibt. „Schweren Herzens haben wir uns daher dazu entschlossen, den Vertrag mit der Stadt zu kündigen“, sagt Prätzel-Weiss. „Es geht ja nicht anders.“
„Es wäre einfach zu schade, die ganze Einrichtung wegzuwerfen.“
Von der Küche bis zum großen Gesellschaftsraum ist das Kutscherhaus jedoch komplett eingerichtet. „Natürlich können wir das alles rausräumen“, meint Prätzel-Weiss. „Aber jeder Verein, der nach uns hier einziehen möchte, würde sich über die Einrichtung vermutlich freuen.“ Von sechs bis acht möglichen Bewerbern habe der SGV inzwischen gehört, die Interesse daran geäußert hätten, ins Kutscherhaus einzuziehen. „Mit den Nachmietern würden wir gerne absprechen, was sie von all den Sachen noch gebrauchen können. Denn es wäre einfach zu schade, das alles wegzuwerfen.“
Dabei gehe es etwa eine komplett eingerichtete Küche mitsamt Hunderter Tassen und Teller. Unklar sei auch, was etwa mit den Sitzbänken, den Tischen und der Heizung passiert. „Den Gastank der Heizung müssten wir entsorgen lassen, was unseren Verein etwa 1000 Euro kosten würde. Dann hätte der nächste Mieter aber keine betriebsfähige Heizung mehr. Das macht doch alles keinen Sinn.“
Stadtverwaltung braucht mehr Zeit
Vor allem vermisst der SGV eine klare Ansage ihres ehemaligen Vermieters: der Stadt Bochum. „Man kann dort anrufen, wo man will: Es passiert nichts“, meint Prätzel-Weiss. „Wann kommen die endlich mal aus dem Quark?“
Die Stadtverwaltung teilt auf Nachfrage noch mit, weiter mehr Zeit zu brauchen: „Für die zukünftige Nutzung befindet sich die Stadt noch in der Klärung“, sagt Sprecherin Charlotte Bachmann-Weber. „Alle städtischen Gebäude, deren Nutzung ausläuft oder deren Mietverhältnisse enden, werden intensiv auf die weitere Verwendung überprüft, also etwa auf eine Anschlussvermietung, Vermarktung oder eine Nutzung für eigene Zwecke.“
Im Fall des Kutscherhauses bestätigt die Stadt, dass es Interessenten zur Anmietung gebe: „Jedoch gibt es noch keine Entscheidung, ob überhaupt anschlussvermietet wird.“ So gelte weiterhin, dass das Haus „besenrein“ zu übergeben sei: „Lediglich die mit der Wand fest verbundenen Sitzbänke im Veranstaltungsraum können im Gebäude verbleiben. Bezüglich der Heizung müssen sich Stadt und ehemaliger Mieter noch vereinbaren.“
Bezirksbürgermeister hofft auf baldige Klärung
Bezirksbürgermeister Marc Westerhoff (CDU) kann die Ungeduld des SGV verstehen: „Es gab diverse Anfragen zur zukünftigen Nutzung des Hauses. Leider zieht sich die Entscheidung wohl noch etwas hin.“ Er hofft, dass das Thema in der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung am 19. November erneut auf die Tagesordnung kommt: „Wir sind alle daran interessiert, dass das Kutscherhaus in gute Hände kommt.“
Ein Haus mit Geschichte
Das Kutscherhaus am Reiterweg 18 stammt aus dem Jahr 1894 und blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Einst gehörte es zum benachbarten Anwesen von Louis Baare, ehemaliger Direktor des Bochumer Vereins. Im Kutscherhaus soll sein Kutscher gewohnt haben.
Der SGV Wattenscheid bietet neue Wanderungen an: Zum Gysenberg geht es am Mittwoch, 6. November (zehn bis zwölf Kilometer). Treff: 9.30 Uhr am S-Bahnhof Höntrop. Ein Besuch der „Dasa“-Ausstellung in Dortmund steht am Mittwoch, 20. November, auf dem Programm. Treff: 10 Uhr am S-Bahnhof Höntrop. Gäste sind willkommen, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.