Bochum-Innenstadt. Die bewegende Geschichte zweier Schwestern in einem kleinen Bochumer Theater übertrifft alle Erwartungen – und sorgt nun für eine Seltenheit.
Manche Theaterabende schaffen es, bei den Zuschauern tiefe Emotionen auszulösen. Bei der Tragikomödie „Zwei Schwestern“ im Zeitmaultheater scheint das der Fall zu sein: „Es gab schon Besucher, denen standen beim Schlussapplaus die Tränen in den Augen“, berichtet die Schauspielerin Maria Wolf. „Das sieht man nicht oft.“ Der Erfolg dieses Stücks ist so groß, dass jetzt sogar eine Fortsetzung entstanden ist, was im Theater eine echte Seltenheit ist: „Zwei Schwestern 2“ erzählt die anrührende Geschichte der beiden ungleichen Geschwister gewitzt weiter.
Streng frisiert die eine, dauernd verkatert die andere
Mit den beiden Schwestern, gespielt von Joanna Stanecka und Maria Wolf, ist dem kleinen Theater am Imbuschplatz am Westring ein Hit gelungen. Vor fast genau zwei Jahren traten Agnes und Margret erstmals auf die Bühne: streng frisiert und nach genauen Regeln lebend die eine, dauernd verkatert und auf Stöckelschuhen durchs Leben wankend die andere. Beide haben sich lange nicht gesehen und müssen sich bei ihrem Treffen im Elternhaus dennoch zusammenraufen, denn im Schlafzimmer nebenan liegt ihre sterbenskranke Mutter (auf der Bühne nicht zu sehen), um deren Pflege sich die beiden jetzt kümmern wollen.
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Stanecka und Wolf sind seit vielen Jahren bestens befreundet und haben ihren Abend unter der Regie des Theaterleiters Witek Danielczok selbst entwickelt. „Wir sind Schwestern im Geiste“, so Wolf. Erklärtes Ziel war, ein Theaterstück für Frauen „im mittleren Alter“ zu zeigen. „Es geht darin um Themen, die uns selbst betreffen und bewegen. Das kann mal humorvoll, mal schmerzhaft und traurig sein“, sagt Wolf. Bei diversen Treffen daheim und auf langen Spaziergängen wurde die Geschichte langsam konkret. „Wir haben viel geredet, improvisiert und viel gelacht“, sagt Joanna Stanecka.
„Es geht darin um Themen, die uns selbst betreffen und bewegen. Das kann mal humorvoll, mal schmerzhaft und traurig sein.“
Das Ergebnis bei der Premiere im Oktober 2022 war verblüffend: Zwar bestand das Publikum hauptsächlich aus Frauen um die 50, die sich in der Geschichte schnell wiedererkannten – doch auch die zahlreichen Herren im Saal waren begeistert. Die Aufführung pendelt gekonnt zwischen Komödie und Melodram, es gibt viel zu lachen und zu schmunzeln, und gerade in den ruhigen, traurigen Momenten rührt das Stück tief. Neben den zahlreichen Aufführungen im Zeitmaultheater waren die beiden damit mittlerweile sogar auf Gastspielreise: „Zwischen Bayern und Witten“, schmunzelt Maria Wolf.
Da lag die Idee nicht fern, die beiden Schwestern in ein weiteres Abenteuer zu schicken. Schon während sie den ersten Teil entwickelten, dachten Stanecka und Wolf darüber nach, ihre Figuren in einer Art Langzeitprojekt immer mal wieder auf die Bühne zu holen. Die Zwei-Schwestern-Saga hätte dann noch lange Bestand: „Bis wir hier mit dem Rollator zur Aufführung kommen“, scherzt Joanna Stanecka.
Agnes und Margret gehen gemeinsam auf Reise
Immerhin ist jetzt bereits der zweite Teil erschienen, der bei der Premiere erneut für großen Jubel sorgte. Nach dem Tod der Mutter beobachten wir Agnes und Margret während einer gemeinsamen Urlaubsreise: Agnes‘ Sohn heiratet im Ausland, also müssen die beiden in den Flieger steigen und von Düsseldorf über Dubai bis ins fiktive Kwan fliegen. Nichts läuft wie geplant: Sie müssen sich ein Zimmer teilen, die Hochzeit ist schlecht organisiert, das Erbe der verstorbenen Mutter ungerecht verteilt. Erneut verstricken sich die beiden in langen, aber unterhaltsamen Debatten um Familie, Job, Liebe, Geld, Glück und Traurigkeit.
Anders als beim ersten Abend gibt es diesmal ein weitaus aufwendigeres Bühnenbild mit fahrbaren Wänden. Wer Teil eins nicht gesehen hat, braucht keine Sorge zu haben: „Das ist nicht zwingend notwendig, um den zweiten Teil zu verstehen“, sagt Maria Wolf. „Obwohl es für Kenner einige schöne Querverweise gibt.“
Dritter Teil ist in Vorbereitung
Auch einen dritten Teil der „Zwei Schwestern“ soll es im Zeitmaultheater geben. Bis zur Premiere könnte es aber noch etwas dauern: „Wir haben schon diverse Ideen“, verrät Maria Wolf. „Diese Geschichte muss man einfach weitererzählen.“
„Zwei Schwestern 2“ ist wieder zu sehen am Mittwoch, 30. Oktober, um 19.30 Uhr und am Sonntag, 17. November, um 18 Uhr. Karten und Infos: zeitmaultheater.de