Bochum. Vor 25 Jahren wurde auf dem Hauptfriedhof in Bochum ein muslimisches Gräberfeld angelegt. Jetzt kommt ein weiteres dazu. Das sind die Gründe.
Etwa 27.500 Muslime leben in Bochum, oft in zweiter und dritter Generation. Anders als ihre Vorfahren werden viele nach ihrem Tod auch in Bochum bleiben – beerdigt zum Beispiel auf dem muslimischen Gräberfeld des Hauptfriedhofs in Altenbochum.
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Auf dem Hauptfriedhof Bochum wird ein weiteres muslimisches Gräberfeld angelegt
Das war in der Vergangenheit nicht so. Schon 1999 wurde auf dem Hauptfriedhof eigens ein 3000 Quadratmeter großes, islamisches Gräberfeld angelegt, um Beerdigungen nach muslimischen Vorschriften und einen Gedenkort nah des bisherigen Lebensmittelpunkts zu ermöglichen. 15 Jahre später waren viele Grabfelder aber noch frei. Vor allem ältere Muslime haben sich lieber in ihrer Heimat begraben lassen; zumal nicht wenige eine entsprechende Versicherung abgeschlossen hatten.
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Die Zeiten haben sich geändert. Bundesweit entscheiden sich immer mehr Muslime für eine Bestattung in Deutschland. Auch in Bochum. „In den vergangenen Jahren ist ein Anstieg der in Bochum beigesetzten muslimischen Verstorbenen zu beobachten. Immer mehr Muslime entscheiden sich dafür, sich beerdigen zu lassen, da Bochum für sie Heimat ist und sie sich in der hiesigen Gesellschaft verwurzelt fühlen“, so die Auskunft der Arbeitsgemeinschaft (AG) Bochumer Moscheen. Genaue Zahlen liegen nicht vor. „Es ist jedoch festzustellen, dass der Anteil der muslimischen Bestattungen auf Bochumer Friedhöfen kontinuierlich zunimmt“, so die AG auf Anfrage dieser Redaktion. „Ein Teil der verstorbenen Muslime wird weiterhin in den Herkunftsländern bestattet. Diese Entscheidung beruht oft auf individuellen familiären Traditionen und persönlichen Wünschen.“
Weil auf dem bestehenden muslimischen Gräberfeld alle 358 Grabstellen belegt sind – vor einigen Wochen hat es dort eine der letzten Beerdigungen gegeben – wird nun ein weiteres Feld für Muslime vorbereitet. Auch dies liegt im nordöstlichen, hinteren Teil des Hauptfriedhofs jenseits der A448. Vom Haupteingang am Freigrafendamm ist er einen ordentlichen Spaziergang weit entfernt. Besucher queren dabei u.a. die Autobahn durch einen Tunnel. Schneller zu erreichen ist er über den Eingang Feldmark.
Muslime sollen in unberührter Erde beerdigt werden
Familiengräber, Reihen- und Kindergräber sind auf dem Feld Nr. 90 angelegt. Viele von ihnen sind liebevoll geschmückt: mit Blumen, Figuren, Bäumen, Steinen und Inschriften, nur einige wenige wirken vernachlässigt.
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Absichtlich sei damals das Feld weit entfernt vom Haupteingang angelegt worden. „Wir haben das bewusst so gewählt, damit die Toten nicht gestört werden“, so Ahmad Aweimer damals. Der frühere Sprecher des Islamischen Kulturvereins Bochum war Ende der 90er Jahre Mitglied im Ausländerbeirat und gehörte zu denen, die eine eigene Grabstätte für Muslime angeregt haben.
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Zwei weitere Kriterien spielen bei der Auswahl des Gräberfeldes eine Rolle. Die Verstorbenen müssen in unberührter Erde begraben werden, das Grab muss in Richtung Mekka, also in südöstlicher Lage, ausgerichtet sein. Das gilt in Bochum für das bisherige muslimische Gräberfeld. Allerdings habe sich die muslimische Bestattungskultur „dahingehend entwickelt, dass traditionelle Rituale unter Berücksichtigung der deutschen Bestattungsgesetze durchgeführt werden“.
Und das wird auch bei dem neuen Feld so sein, das ganz in der Nähe angelegt wird und bei dessen Planungen die AG Bochumer Moscheen beteiligt war. Auf der 2500 Quadratmeter großen Fläche werden nach Auskunft der Stadt 22 Reihengräber für Särge, 44 Reihengräber für Kinder sowie 102 Familiengräber für Särge angelegt. Bestimmt wird damit die Größe des Grabs, nicht aber die Bestattungsform. Muslime können auch in Bochum sowohl im Sarg als auch in einem Leichentuch begraben werden.
Muslime werden auch auf anderen Friedhöfen in Bochum beerdigt
Indes werden Muslime in Bochum nicht ausschließlich auf dem Hauptfriedhof beerdigt. „Die Festlegung des Bestattungsortes erfolgt allein durch die Angehörigen“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. „Bei der Bestattung auf den säkularen städtischen Friedhöfen wird die Religionszugehörigkeit nicht erfasst. Es ist aber davon auszugehen, dass auf allen städtischen Friedhöfen auch Muslime bestattet sind.“
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