Bochum-Mitte. Mit Kaltplasma will Friederike T. Kogelheide Pickel verschwinden lassen. Die Elektrotechnikerin erklärt, was das kostet und wie es funktioniert.

„Das war wirklich krass, man arbeitet zwei Jahre daran und dann darf man es in der Hand halten“, sagt Friederike T. Kogelheide. Die 33-Jährige ist Elektrotechnikerin und Gründerin und hat ihr erstes Patent auf den Markt gebracht: den „Glim 90“.

Im September hat sie die ersten hundert Geräte ihres Produktes abgeholt, beim Produzenten in Ostwestfalen-Lippe. Doch bis dahin war es ein langer Weg für die Bochumerin, die an der Ruhr-Universität Elektrotechnik studiert hat. „Dafür bin ich eigentlich gar nicht geboren. Strom, Spannung, E-Mobilität, das kann man machen“, sagt Kogelheide. Doch so wirklich ihres sei das nicht. Ganz anders als die Plasmatechnik, ein Schwerpunkt der Elektrotechnik, der an der RUB angeboten wird. „Ich bin froh, dort gelandet zu sein, weil ich mich dort wiedergefunden habe. In einer Forschung an praxisnahen Themen, im Austausch mit Biologen und Medizinern.“

Diese Texte haben viele Menschen interessiert

Bochumerin entwickelt Gerät, das gegen Pickel hilft – durch Kaltplasma

Während des Studiums – mittlerweile ist die 33-Jährige Doktoringenieurin – hat sie sich damit beschäftigt, welchen Einfluss eine Behandlung mit Kaltplasma auf die Haut und auf das Gewebe hat. „Kalt bedeutet in diesem Kontext, dass das Plasma nicht wärmer als Körpertemperatur wird, sodass hitzebedingte Schäden ausgeschlossen sind“, erklärt Kogelheide.

Kaltplasma werde schon in der Medizin genutzt, zur Behandlung bei Wundheilungsstörungen. Mithilfe der Umgebungsluft würden Erreger auf der Haut inaktiv. In der RUB hat Kogelheide das im riesigen Labor-Aufbau getestet. Währenddessen kam der Gedanke auf, dass Kaltplasma nicht nur für Patienten im höheren Alter Vorteile bietet. „Wir wollten das nicht nur im klinischen Kontext für Menschen zugänglich machen.“ Es starten Überlegungen, welche Hauterkrankungen es gibt, die einen hohen Leidensdruck erzeugen.

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Pickel kratzen am Selbstbild junger Menschen: Bochumerin will helfen

Kogelheide selbst hat als Jugendliche unter Hautirritationen und Pickeln gelitten und weiß, dass das am Selbstbild gerade junger Menschen kratzen kann. In der aktuellen Zeit, wo soziale Medien eine große Rolle im Lebensalltag junger Menschen spielen, sei das Problem größer, „weil durch Instagram und Tiktok das Schönheitsideal der reinen Haut noch mehr gehypt wird.“

Startup in Bochum
So sieht das Produkt, der „Glim 90“, in seiner Verpackung aus. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die Elektrotechnikerin entscheidet sich, ein Produkt für eine junge Zielgruppe auf den Markt zu bringen. In den vergangenen zwei Jahren hat sie aus dem großem Labor-Aufbau ein handliches elektronisches Gerät entwickelt. „Es wird komplett in Deutschland gefertigt, das war mir sehr wichtig“, sagt Kogelheide. Zwischen 2022 und 2023 wurde die Forschung durch das Exist-Gründerstipendium gefördert.

So funktioniert der „Glim 90“

Über einen Knopf wird der „Glim 90“, der durch einen Akku läuft, aktiviert und läuft dann 45 Sekunden. „Für das gesamte Gesicht empfehlen sich 90 Sekunden“, sagt die Entwicklerin. Während das Geräusch – es klingt wie eine elektrische Zahnbürste oder der Bohrer beim Zahnarzt – deutlich zu hören ist, bemerkt man bei der Anwendung kaum etwas auf der Haut. „Es werden dabei genau die Botenstoffe generiert, die der Körper braucht und die entzündungshemmend und antibakteriell wirken“, erklärt Kogelheide. Eine erste Studie zur Hautverträglichkeit des Geräts sei bereits durchgeführt worden, sodass es das Dematest-Siegel tragen darf.

+++ Abonnieren Sie hier den kostenlosen Kultur- Newsletter aus Bochum! Kultur-Redakteur Sven Westernströer versorgt Sie jeden Donnerstag mit den besten Tipps aus dem Schauspielhaus, dem Musikforum und Co. +++

259 Euro kostet der „Glim 90“, den die Bochumerin in ihrem Start-up „Glim Skin“ auf den Markt gebracht hat, unterstützt von ihrem Team bestehend aus Benita Botterhuis, die sich um Marketing und Markenbelange kümmert, sowie drei Werksstudentinnen. Das sei viel Geld, aber: Auch die bekannten Kosmetikprodukte, die es gegen Pickel gibt, seien nicht günstig. „Man geht dreimal in die Apotheke und schnell hat man die 259 Euro ausgegeben“, sagt sie.

Austauschbare Hygienekammer

Das Produkt könne zudem von mehreren Familienmitgliedern gleichzeitig genutzt werden, es gibt eine Hygienekammer, die ausgetauscht werden kann. Am Ende sei es auch eine Grundsatzentscheidung – ob man lieber Cremes nutzen möchte oder ein solches Produkt. Kogelheides Cousins, beide im Teenager-Alter, würden die Entwicklung bereits regelmäßig nutzen.

Weitere Informationen zu dem Start-up gibt es hier: glim-skin.de.