Bochum-Harpen. Das Zuhause der Gemeinde ist Geschichte, die Heilig-Geist-Kirche offiziell „außer Dienst gestellt“. Nun müssen neue Kontakte geknüpft werden.

70 Jahre nach den Anfängen ist Schluss: Einen Festgottesdienst gab es am Erntedanksonntag noch in der Heilig-Geist-Kirche in Bochum-Harpen, danach folgte die „Außer-Dienst-Stellung“. Die Pfarrei Liebfrauen Bochum wird den Kirchort mittelfristig aufgeben. Vom 2. bis 6. Oktober nahmen Gemeinde und Bürger Abschied von der 1954 in Dienst gestellten Kirche an der Laurentiusstraße. Dabei war Trauer spürbar, aber auch Hoffnung.

Das katholische Leben im Stadtteil Harpen hat eine lange Tradition. „1913 gab es nach 346 Jahren wieder einen katholischen Gottesdienst in Harpen, in einem leeren Metzgerladen auf dem Harpener Hellweg“, erinnert Anita Böhm, Mitglied im Kirchenvorstand, im Gespräch mit dieser Redaktion. „1923 bekam die Gemeinde eine eigene kleine Kirche, die 1954 durch die heutige Kirche ersetzt wurde.“

Seit 1954 war die Heilig-Geist-Kirche an der Laurentiusstraße Anlaufstelle und „Zuhause“ der katholischen Gemeinde in Bochum-Harpen. Jetzt ist sie geschlossen.
Seit 1954 war die Heilig-Geist-Kirche an der Laurentiusstraße Anlaufstelle und „Zuhause“ der katholischen Gemeinde in Bochum-Harpen. Jetzt ist sie geschlossen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Harpener müssen zum Gottesdienst jetzt nach Gerthe

Durch die „Außer-Dienst-Stellung“ der Heilig-Geist-Kirche „gibt es ab jetzt in Harpen keine Heilige Messe mehr“, so Böhm. Stattdessen finden die Gottesdienste in der St.-Elisabeth–Kirche in Gerthe statt, aus deren Pfarreigebiet die Heilig-Geist-Gemeinde einst „abgepfarrt“ worden war.

Schon länger war klar, dass die Pfarrei Liebfrauen den Kirchort an der Laurentiusstraße 1 im Rahmen des so genannten „Pfarreientwicklungsprozesses“ ab 2025 aufgeben wird, da die finanziellen und personellen Ressourcen dafür nicht mehr zur Verfügung stehen. Dass es jetzt bereits an Erntedank – anstelle zum Jahreswechsel – der Fall war, hatte für Diskussionen und Emotionen in der katholischen Gemeinde gesorgt. Um einen würdigen Abschied von der einzigen katholische Kirche im Bereich Harpen, Kornharpen und Rosenberg zu schaffen, wurden die Gemeindemitglieder und Vereine selbst aktiv.

+++ Abonnieren Sie hier den kostenlosen Kultur- Newsletter aus Bochum! Kultur-Redakteur Sven Westernströer versorgt Sie jeden Donnerstag mit den besten Tipps aus dem Schauspielhaus, dem Musikforum und Co. +++

„Abschiedswoche“ brachte die Bochumer Gemeinde noch mal zusammen

Anfang Oktober baten sie zur „Abschiedswoche“ in und um die Heilig-Geist-Kirche. „Die Gemeinde nahm zahlreich an den Abschiedsveranstaltungen teil, es kamen teilweise zwischen 80 und 100 Menschen zu den Veranstaltungen“, freute sich Anita Böhm stellvertretend für die vielen Gemeindemitglieder, die die Aktionen ehrenamtlich organisiert hatten.

Abschied von der Heilig-Geist-Kirche in Bochum-Harpen
Die letzte Heilige Messe in der Heilig-Geist-Kirche, in der Mitte am Altar steht Propst Michael Ludwig. © Pfarrei Liebfrauen Bochum | Berthold Jäger

Den Höhepunkt bildete dabei der Festgottesdienst am Erntedanksonntag, 6. Oktober. In der musikalisch durch die Chöre aus drei Gemeinden gestalteten Heiligen Messe erinnerte Pastor Christian Schulte an die Ereignisse, die die Menschen in Harpen – auch über das Ende der Kirche hinaus – miteinander verbinden.

Gemeindemitglieder behalten „dankbare Erinnerung“ im Herzen

Zugleich lud er dazu ein, in der St.-Elisabeth-Kirche in Gerthe neue Kontakte aufzubauen und damit gemeinsam den Blick in die Zukunft zu richten. Auch die anderen Kirchen der Pfarrei und in der Stadt stünden den Gläubigen offen. Propst Michael Ludwig (Pfarrer der Pfarrei Liebfrauen) trug zum Ende der Messe das „Allerheiligste“, die geweihten Hostirn, aus dem leeren Tabernakel der Heilig-Geist-Kirche.

Abschied von der Heilig-Geist-Kirche in Bochum-Harpen
Was bleibt, ist Leere: Propst Michael Ludwig trug zum Ende der Messe das „Allerheiligste“, also die geweihten Hostien, aus dem Tabernakel. © Pfarrei Liebfrauen Bochum | Berthold Jäger

Auch wenn im Rahmen der Abschiedswoche einige Tränen zum Ende eines besonderen Kirchortes flossen, werden die fünf Tage in und um die Heilig-Geist-Kirche für viele Gemeindemitglieder als „dankbare Erinnerung“ im Gedächtnis bleiben, betonte Anita Böhm. „Und es gibt die Hoffnung auf das Zusammenwachsen der Katholiken des Bochumer Nordens am Standort St. Elisabeth. Am letzten Sonntag folgten einige Gemeindemitglieder aus Harpen der Einladung nach Gerthe.“

Erinnerung an Spendensammlung für den Bau

Der Bau der Heilig-Geist-Kirche und der Siedlung, die um den Apostelplatz und den Schleipweg entstand, hat eine weitere geschichtliche Besonderheit: Beim Katholikentag 1949 in Bochum, an dem vor 75 Jahren rund 500.000 Gläubige teilnahmen, wurden mit Spendenhäuschen um Unterstützung für die Siedler gebeten. Diese Häuschen und weitere Erinnerungsstücke sind aktuell noch bis zum 31. Oktober im „ITEM“ in der Huestraße 15 ausgestellt. Besichtigungszeiten können unter 0234-890269-68 oder unter presse@bochum-katholisch.de vereinbart werden. 

Diese Texte haben viele Menschen interessiert