Bochum. „Seit zwei Wochen wird keine Post mehr zugestellt“, beklagt Geschäftsmann Norbert Borg. Andere Post-Kunden in Bochumer Stadtteilen reden ähnlich.
Norbert Borg ist sauer auf die Post. „Seit zwei Wochen wird keine Post mehr zugestellt. Die ersten Briefe hatte ich erst am vergangenen Samstag wieder im Briefkasten, dann gleich 14 auf einmal.“ Borg hat ein Küchenstudio an der Hattinger Straße. Das Problem, so sagt er, betreffe den gesamten Bochumer Südwesten.
Der Geschäftsmann pflegt viele Kontakte, hat auch von Ärzten und Apotheken gehört, die dringend auf Sendungen warten. Er weiß von Menschen in Linden, Dahlhausen, Oberdahlhausen und Sundern, die seit mindestens 1. Oktober keine Post mehr bekommen haben.
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„Freitagabend ruft mich ein Kunde an und fragt, wo die Rechnung bleibe. Dabei hatte ich die bereits am 8. Oktober herausgeschickt. Das wäre eine Zustellung innerhalb von Linden gewesen.“ Am Samstag habe er einen Brief einer Sanitärfirma erhalten, abgestempelt am 26. September. Er fragt: „Was ist, wenn jemand dringend auf wirklich wichtige Post wartet?“
Norbert Borg sagt, er habe mehrfach versucht, bei der Post selbst auf die Spur zu kommen. „Da hing ich sehr lange in der Warteschleife. Dann landete ich in einem Callcenter, wo ich gefragt wurde, ob ich überhaupt einen Briefkasten habe.“ Privat wohnt er in Weitmar, und da habe er gleich drei Kästen, weil das Haus etwas abseits liegt. Dort wartet er auf eine Rechnung, die sein Klempner am 2. Oktober auf den Weg gebracht habe.
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In den sozialen Medien überschlagen sich die Beiträge verärgerter Kunden. So heißt es in einer Stadtteilgruppe bei Facebook unter anderem: „Wir haben ewig keine Post bekommen und hatten heute, datiert ab dem 26.9., zig Briefe im Kasten. Ist das überall so?“ Und: „In Oberdahlhausen kommt seit Wochen nichts mehr an.“ – „Bei uns am Josephsschacht auch heute das erste Mal seit zwei Wochen.“ Ein anderer Beitrag: „Auf dem Pfade auch, eine Woche keine Post und heute kam alles nach. Nicht schön, wenn man dadurch Fristen verpasst.“
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Alke von Heimburg aus Linden klagt: „Die Briefzustellung erfolgte schon seit Monaten nur noch sporadisch ca. ein- bis zweimal pro Woche, meistens spätnachmittags. Seit Oktober hat sich diese Zeitspanne sehr verlängert. Diesen Monat haben wir erst zweimal Post bekommen und beim zweiten Mal nur einen kleinen Teil. Warensendungen per Brief, abonnierte Zeitschriften werden überhaupt nicht zugestellt.“
Rainer Ernzer ist Pressesprecher bei DHL. Er räumt ein, dass es im Bochumer Südwesten zu Verzögerungen bei der Zustellung kam und weiter kommt. „Wir haben viele Ausfälle bei den Zustellerinnen und Zustellern, einige haben uns ganz verlassen oder fallen wegen Erkrankung aus. Die Erkältungswelle hat zugeschlagen.“
Hinzukomme, dass es beim Unternehmen, wie in anderen Branchen auch, immer schwieriger werde, qualifiziertes Personal zu finden. Ein weiterer Grund liege darin, dass teils Arbeitszeiten überschritten würden und die Zustellung dann abgebrochen werden müsse. Zudem könne es passieren, dass es schon auf dem Weg zu den Zustellern Verzögerungen gebe.
Da könne es vorkommen, dass Briefe später ankommen, „drei bis vier Tage mal“. Aber eine oder gar zwei Wochen, das schließt der Sprecher kategorisch aus. Werbesendungen würden montags grundsätzlich nicht zugestellt, da sei man schon länger zu übergegangen. Das gelte aber nicht für voll bezahlte Briefe.
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„Die Kolleginnen und Kollegen, die da sind, versuchen, den Missstand aufzufangen. Wenn einer krank wird und ausfällt, wird sein Bezirk auf andere Zusteller aufgeteilt. Und die kennen sich dort vielleicht nicht so gut aus wie der Erkrankte.“ Ernzer entschuldigt sich im Namen der DHL bei den Kunden. Das Unternehmen will wieder Stabilität hineinbringen. Doch er könne keine verlässliche Prognose abgeben, wann wieder alles glattlaufe.