Bochum. Jetzt ist es offiziell: SPD und Grüne in Bochum haben Jörg Lukat (62) für die Oberbürgermeisterwahl 2025 nominiert. Das sagt der Kandidat.

„Hier steht er nun“, sagt Jörg Lukat. Kurze Pause. „Der Mensch, der um euer Vertrauen bittet.“ Eine halbe Stunde später ist es offiziell: Die SPD Bochum hat den früheren Polizeipräsidenten am Freitag auf einem Unterbezirksparteitag zum Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl im kommenden Jahr nominiert. Das Vertrauen in den 62-Jährigen ist offensichtlich groß: Es gab keine Gegenstimmen, eine Enthaltung. Über die sei er ganz froh, witzelt Bochums SPD-Vorsitzender Serdar Yüksel im Anschluss. „100 Prozent sind bei Martin Schulz schon mal schiefgegangen.“

Thomas Eiskirch, selbst 2019 einstimmig von der SPD nominiert, will nicht noch einmal kandidieren. Jetzt müsse die SPD Bochum also „eine sehr wichtige Weiche stellen“, sagt Yüksel zu Beginn des Parteitags. Die Wahl im kommenden Jahr werde eine Richtungswahl, man habe „die feste Absicht, auch den nächsten OB zu stellen“, betont er. Und Jörg Lukat, der „schon immer mit Leib und Seele Sozi“ gewesen sei, der habe den SPD-Vorstand bei seiner Bewerbung „tief beeindruckt“.

Nominierungsparteitag der SPD in Bochum.
Erster Parteitag für Bochums früheren Polizeipräsidenten: Jörg Lukat stellte sich am Freitagabend den Delegierten vor und wurde als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl 2025 nominiert. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

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Bochumer SPD-Prominenz verfolgt die Nominierung

Nun gilt es, auch noch die rund 120 Delegierten zu überzeugen, die an diesem Herbstabend ins Europahaus am Westpark gekommen sind. Außer den Stimmberechtigten sitzen viele Gäste im Saal: der amtierende Oberbürgermeister Thomas Eiskirch zum Beispiel. Die ehemaligen Unterbezirksvorsitzenden Christoph Zöpel und Werner Goldmann. Friedrich Walter, 90 Jahre alt und ehemaliger Bergmann. Das sei sein allererster Parteitag, gesteht Lukat am Rednerpult. „Fühlt sich gut an.“ Dann skizziert er, warum er ins Rennen ums Oberbürgermeisteramt gehen will.

SPD-Unterbezirksparteitag kürt OB-Kandidaten
Große Zustimmung für Jörg Lukat: Ohne Gegenstimmen und mit einer Enthaltung wurde der 62-Jährige am Freitagabend von der SPD Bochum als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl 2025 nominiert. OB Thomas Eiskirch (vorne links) und der ehemalige Unterbezirksvorsitzende Karsten Rudolph (vorne rechts) waren nicht stimmberechtigt. © WAZ Bochum | Sarah Kähler

„Vor euch steht ein Arbeiterkind“, sagt der 62-Jährige. Geboren in Herten, der Vater Elektriker unter Tage, die Mutter Hausfrau, eines von drei Kindern. Er wisse, wie es ist, in beengten Verhältnissen aufzuwachsen. Mit 17 sei er zur Polizei gekommen, holte das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach, studierte später. Nach Jahren in Dortmund, wo er den Staatsschutz leitete, und als Referatsleiter im Innenministerium, folgte Lukat 2019 dem Ruf nach Bochum, wo er Polizeipräsident wurde.

Siebenmal „Starlight Express“ – und Lukat würde auch noch ein achtes Mal hingehen

Die Entscheidung für Bochum sei ihm schon seinerzeit leicht gefallen, beteuert der OB-Aspirant und zählt auf, was ihn mit der Stadt verbinde. Hier sei er 1979 vereidigt worden. Hier habe er siebenmal das Musical „Starlight Express“ gesehen (und würde es auch ein achtes Mal tun), Konzerte von Herbert Grönemeyer besucht und „den VfL ins Herz geschlossen“. Im Mai verabschiedete sich Lukat nach 45 Dienstjahren in den Ruhestand.

Nominierungsparteitag der SPD in Bochum.
Rund 120 stimmberechtigte Delegierte entschieden am Freitagabend über die Nominierung Lukats. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Der wird nun zum Unruhestand. Seine Hauptmotivation, sich um das Amt des Oberbürgermeisters zu bewerben, sei diese: Haltung zu zeigen, aufzustehen. „Der erschreckende Zuspruch für extreme Parteien muss für jeden ein Ansporn sein“, sagt Lukat. Sollte er OB werden, wolle er „Zuhörer, Moderator, Entscheider sein – je nachdem, was gebraucht wird“.

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Stehende Ovationen nach der Nominierung

„Bochum kann Wandel“, konstatiert Lukat, er sei „beeindruckt von der Transformation“, die die Stadt in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hingelegt habe. Er wolle an die „Bochum-Strategie“ von Thomas Eiskirch anknüpfen.

Mit stehenden Ovationen feiern die Anwesenden den 62-Jährigen nach der Abstimmung, Lukat genießt den Applaus sichtlich, bekommt symbolisch ein paar rote Boxhandschuhe und ein VfL-Trikot geschenkt, muss dann weiterziehen.

SPD-Unterbezirksparteitag kürt OB-Kandidaten
Ex-Bergmann Friedrich Walter (90) schenkte Lukat eine Wetterlampe. © WAZ Bochum | Sarah Kähler

Auch bei den Grünen in Bochum stellt er sich am Freitagabend vor und dem Votum einer Wahlversammlung. Diese habe ihn in geheimer Abstimmung mit fast 80 Prozent Ja-Stimmen zum OB-Kandidaten aufgestellt, teilt der Vorsitzende der Ratsfraktion, Sebastian Pewny, mit. Zum Vergleich: Thomas Eiskirch nominierten die Grünen in Bochum 2019 mit rund 67 Prozent der Stimmen. Das grüne Selbstbewusstsein dürfte seinerzeit allerdings durch das herausragende Abschneiden bei der Europawahl beeinflusst gewesen sein.

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