Bochum. Dirk Hardeck (35) hat die Firma vom Vater übernommen. Über seinen Weg in die Chef-Etage als jüngster von vier Geschwistern und seine Pläne.

Eine 80-Stunden-Woche? Keine Ausnahme, verrät Dirk Hardeck (35). Zu Beginn des Jahres hat er die Geschäftsführung des Bochumer Möbel-Riesen von seinem Vater übernommen. Warum der Weg in der Familien-Dynastie trotz BWL-Studium überraschenderweise nicht vorgezeichnet war und was er verändern möchte, verrät er im Interview mit Redaktionsleiterin Karoline Poll.

Sie sind seit Januar Geschäftsführer bei Möbel Hardeck. Ihr Vater Karl-Ernst Hardeck hat sich zurückgezogen. War es immer klar, dass Sie eines Tages hier am Schreibtisch sitzen werden?

Nein. Ich bin der Jüngste, habe drei Geschwister. Insofern war eigentlich immer klar, dass ich das nicht machen werde. Dann hat sich herauskristallisiert, dass meine Geschwister andere Interessen haben. Ich habe immer gesagt, ‚wenn‘s niemand macht, dann mach‘ ich das‘. Das war eher flapsig gemeint. Ich hatte eigentlich mit meiner Schwester den Plan, gemeinsam ins Unternehmen zu gehen. 2012 hat sich meine Schwester für eine akademische Karriere entschieden. Zwei Jahre später bin ich dann ins Unternehmen gekommen.

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Spätestens dann war ja wahrscheinlich klar, dass Sie einmal übernehmen werden. Wie bereitet man sowas vor?

Es gibt keinen festen Plan, mit Standardbausteinen. Es hilft, dass mein Vater und ich viele Jahre gemeinsam gearbeitet und voneinander gelernt haben. So hatte ich auch die Chance, das Unternehmen, die Mitarbeiter und die Branche kennenzulernen.

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Ist es eine Bürde, im Familien-Unternehmen zu arbeiten?

Das ist Chance und Bürde zugleich. Natürlich ist das auch ein enormer Druck. Bei mehr als 80 Jahren Unternehmen ist das auch eine Verantwortung für die Mitarbeiter, für die Familie. Aber ich sehe das auch als Chance zum Gestalten.

Was möchten Sie denn anders machen als Ihr Vater?

Wir beschäftigen uns mit Personalisierung unserer Produkte, wir werden die Ausstellungsflächen verändern. Wir wollen den Online-Shop weiter ausbauen. Und auch intern ändert sich was. Wir duzen uns im Unternehmen. Es gibt eine große Nähe von den Mitarbeitern zu den Inhabern. Jeder kann bei uns seinen Fußabdruck hinterlassen.

Hat Ihnen Ihr Vater einen guten Rat mit auf den Weg gegeben?

Er gibt mir ein gewisses Grund-Vertrauen. Und den Rat, dass das, was in der Vergangenheit gut gewesen ist, heute ganz anders sein kann.

Möbel Hardeck, Laer, Bochum, Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Möbel Hardeck in Bochum aus der Luft fotografiert. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Sind die guten Zeiten für Hardeck vorbei?

Wir haben Wirtschaftskrise, es ist eine Rezession. Und Möbel sind nicht das allererste, wo man sagt, ‚das brauche ich unbedingt‘. Aber solche Herausforderungen hatten wir in den 90er Jahre auch. Wenn wir an Möbel Unger, Hein de Groot denken – da hat sich in Bochum ja auch viel geändert.

Und wie wollen Sie sich gegen Möbel-Giganten wie Ikea durchsetzen?

Qualität und Service zum besten Preis-Leistungsverhältnis. Wir können alle unsere Möbel und Küchen individuell auf Bedürfnisse und Raumkonzepte anpassen. 

Dabei ist der Service bei Möbel Hardeck tatsächlich zuletzt eher im Negativen Thema gewesen.

Das stimmt. Aber wir haben viel geändert. Da ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Wir haben uns da massiv verbessert. Die offenen Reklamationen sind um über 70 Prozent gefallen. Wir bearbeiten Reklamationen tagesaktuell.

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Was war denn das größte Problem?

Es gab Lieferkettenprobleme, gerade bei Küchen. Wenn vom Backofen der Chip nicht da ist, da kann natürlich die ganze Küche nicht geliefert werden. Und Küchen machen mehr als ein Drittel unseres Gesamtumsatzes aus. Und es gab auch interne Probleme. Wir haben neue Abläufe. Wir haben uns von Dienstleistern getrennt, mit denen wir nicht zufrieden waren.

Sie wollen Haus 3, das heutige Hardi-Gebäude, leer ziehen. Wie ist da der Stand?

Wir sind da in Gesprächen. Fokus wird Nahversorgung und Gesundheit. Also Lebensmittelhandel, Apotheken und Arztpraxen, vielleicht ein Fitnessstudio. Das wird noch einige Zeit brauchen. Wir sind aber bereits jetzt in guten Gesprächen.

Als Möbelhaus-Chef: Haben Sie die eigene Wohnung komplett mit Hardeck eingerichtet?

Selbstverständlich.

Gehen Sie regelmäßig durch die Ausstellung und tauschen Ihre Möbel Zuhause durch?

Könnte ich, tue ich aber zu selten. Es wird mal wieder Zeit.