Bochum. Jochen Benneker schließt nach 36 Jahren seinen „2. Hand Handelsplatz“ an der Hermannshöhe in Bochum. Das hat der langjährige Chef jetzt vor.
Zum Ende dieses Jahres ist Schluss. Dann schließt Jochen Benneker sein Geschäft, das er seit fast 36 Jahren hinter dem Bochumer Hauptbahnhof betreibt: den „2. Hand Handelsplatz“. Das Gelände wird zu einem Wohngebiet, eine erste Siedlung, die „Viktoria-Gärten“, ist bereits nebenan entstanden. Nun müssen auch seine Halle dran glauben – sie werden abgerissen.
Doch für Benneker kommt das nicht überraschend: „Das Ganze ist sehr unkompliziert verlaufen. Mein Vermieter hat mir schon seit über zehn Jahren gesagt, dass der Tag kommen wird“, so der 65-Jährige. „Es hätte sogar schon vor fünf Jahren soweit sein können. Dass es sich immer weiter nach hinten gezogen hat, passte mir ganz gut.“ Nun sei er im Rentenalter und freue sich auch auf die Zeit danach: „Nicht mehr ‚müssen‘. Das ist glaube ich das, worauf ich mich am meisten freue. Wenn man so einen Betrieb hat, dann gehen damit sehr viele Verpflichtungen einher. Das fällt jetzt weg.“
Viele Erinnerungen an die Flohmarkthalle in Bochum
Dennoch blickt Benneker zurück auf eine Zeit, aus der viele Erinnerungen bleiben, an sein Team und zahlreiche Second-Hand-Gegenstände. Die, die jetzt noch da sind, muss er bis zum 31. Dezember veräußern. „Ein lachendes und ein weinendes Auge“, so beschreibt er die aktuelle Situation. Doch noch trauriger seien seine Stammkunden, die regelmäßig vorbeikamen: „Manche Menschen machen eben frühschoppen, andere kommen lieber hier zu uns, um zu plaudern und sich zu entspannen.“
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Die Möbel und Gegenstände, die er anbietet, hat Benneker oft angekauft. „Manchmal haben Menschen aber auch einfach ihren Kofferraum vollgemacht, sind zu uns gekommen und haben gefragt, ob ich etwas damit anfangen kann. Die wollten gar nichts für ihre Sachen haben.“
Viele Dinge, die bei „2. Hand Handelsplatz“ verkauft wurden, stammen aus Wohnungsauflösungen, das zweite Standbein des Ladeninhabers. Dabei musste er allerdings auch immer mal wieder aussortieren: „Ein alter Eichholzschrank zum Beispiel, der eine sehr gute Qualität hat, muss manchmal weg, den kauft keiner mehr“, weiß Benneker.
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Mangel an Sozialkaufhäusern als Idee für Trödelgeschäft
Seine Wohnungsauflösungen hätten sich herumgesprochen: „Man kommt ja nicht oft in so eine Situation. Da fragt man vielleicht den Nachbarn, ob der jemanden kennt. Das ist wie bei Handwerkern.“ Über „Mund-zu-Mund-Propaganda“ seien dann viele Menschen auf ihn zugekommen.
Aber wie ist der Laden vor 36 Jahren entstanden? Zu dieser Zeit gab es in Bochum keine Sozialkaufhäuser. Und Benneker arbeitete damals als Sozialarbeiter. So kam ihm die Idee. Er könnte Waren günstiger anbieten für Menschen mit Bedarf und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen. „Wenn man dann zurückblickt und feststellt, dass man fast die ganze Zeit über ein Team von sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hatte, dann ist das auf jeden Fall ein Erfolg.“
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Benneker hätte sich gewünscht, jemand hätte seinen Laden übernommen. Die Kosten für einen Umzug seien wegen des Abrisses für einen potentiellen Nachfolger aber zu hoch. Was er sich deshalb für Bochum wünscht: „Schön wäre ein großes Sozialkaufhaus. Das würde Arbeitsplätze schaffen, Menschen mit geringem Einkommen einbeziehen und vor allem wäre es nachhaltig, das wird ja immer wichtiger heute.“
Zwar gebe es schon mehrere Sozialkaufhäuser in Bochum, aber nicht Bennekers Vorstellungen entsprechend: „Second-Hand-Läden gibt es in jeder Stadt. Aber die könnte man zusammenfügen, ein großes Kaufhaus in zentraler Lage daraus machen. So etwas wie der Ruhrpark in klein.“