Bochum. Im Prozess wegen Fan-Krawallen in Bochum schilderte ein Polizist die Gewalttätigkeit von Kölnern. Sie sangen: „Die ganze Welt hasst die Polizei.“
Im Prozess gegen einen Kölner Hooligan, der bei einem Spiel im Ruhrstadion randaliert hat, fiel am Freitag das Urteil. Der Mann wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Kaja Kovacs, Richterin am Landgericht: „Der Angeklagte wurde wegen versuchter schwerer Körperverletzung in Tateinheit mit tätlichem Angriff auf Vollstreckungsbeamte sowie wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte in Tateinheit mit versuchter Körperverletzung in drei Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt werden.“
Vorwurf: Seenotfackel auf Polizisten geworfen
Rund fünf Monate saß der Angeklagte wegen der Ausschreitungen vom 11. November 2023 vor der Bundesliga-Partie der Kölner in Bochum in U-Haft. Mittlerweile ist er wieder frei. Hauptvorwurf: Er soll eine 2500 Grad heiße Seenotfackel auf zwei Polizeibeamte geworfen haben. Nur weil sie ihr Helmvisier herunterklappt hätten, seien sie unverletzt geblieben, heißt es. In der Anklage ist auch von Schlagen und Spucken gegen Polizisten die Rede.
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Immer wieder zeigt die 4. Strafkammer Videoaufnahmen von den schweren Tumulten, die es damals vor dem Eingang zum Gästeblock gab. Weil es Probleme bei der Einlasskontrolle gab, mussten viele Kölner Fans draußen vor den Toren warten, obwohl sie eine Eintrittskarte hatten. Die teilweise stark alkoholisierte Menge drückte mehr und mehr gegen die Tore, Ungeduld und Wut wuchsen dramatisch an.
„Hocheskaliert“ habe sich die Situation, sagte der Einsatzleiter. Erstmals in seiner fünfjährigen Leitungsfunktion habe er wegen einer bedrohlichen Lage seine Kräfte angewiesen, „unmittelbaren Zwang“ anzuwenden und auch den Mehrzweckeinsatzstock zu benutzen, um sich gegen die Gewalttäter zu wehren. Teile der Kölner Fanszene, so der Zeuge, stünden im Zusammenhang mit Gewalttätigkeiten häufiger im Fokus.
Angeklagter hat schon zwei Stadionverbote hinter sich
Auf einem der Videos ist zu sehen, wie der Angeklagte, der damals – es war Karnevalsauftakt in Köln – stark alkoholisiert war, auf einen Zaun kletterte und auf die Polizisten unter ihm einschlug. Im vorigen April wurde der Mann, der wegen Randale bei Fußballspielen schon zweimal ein Stadionverbot hatte, bei einer Razzia der Bochumer und Kölner Polizei in der Domstadt festgenommen und verhaftet.
An die Vorgänge rund ums VfL-Spiel könne er sich nur bruchstückhaft erinnern, sagt er im Prozess. Für sein Verhalten damals schäme er sich. Die U-Haft sei „die Schande meines Lebens“. Vor einer Woche wurde der Haftbefehl aufgehoben, so dass er nun als freier Mann zu den Prozesstagen erscheint.
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Einige gewaltbereite Kölner Fans, die noch nicht ins Stadion gekommen waren, waren damals noch vor Spielbeginn wieder zu ihren Bussen gezogen, um nach Hause zu fahren. Dabei skandierten sie lauthals: „Die ganze Welt hasst die scheiß Polizei!“ In dieser Phase flogen aus der Gruppe auch Bengalos auf die Polizisten.
Noch ein weiterer Prozesstag ist angesetzt, am 11. Oktober. Möglicherweise gibt es dann ein Urteil.