Bochum/Wattenscheid. Mikrowelle im Wald, tote Welpen im Müllsack: In solchen Fällen kommt in Bochum Frank Erler zum Einsatz. Wir haben den 54-Jährigen begleitet.

Frank Erler (54) zieht sich seine Handschuhe an und nähert sich einem stinkenden Haufen Abfall: Pappkartons, eine alte Matratze und jede Menge Mülltüten liegen vor dem alten Bunker an der Pohlbörgerstraße in Wattenscheid. Weiter hinten, unter einer kleinen Überdachung, findet er alte Kleidungsstücke, darunter Schuhe voller Farbreste – jemand hat offenbar in Highheels renoviert. Der 54-Jährige wühlt ein bisschen, dokumentiert, macht Fotos mit seinem iPad.

Erler ist einer von fünf Abfallkontrolleuren des USB (Umweltservice Bochum). Man könnte ihn auch Mülldetektiv nennen: Seine Aufgabe ist es, nach Hinweisen auf diejenigen zu suchen, die im Stadtgebiet illegal Müll abladen. Das können zum Beispiel Namen oder Adressen auf alten Paketen sein. Neben seiner „Detektivarbeit“ im Auftrag des städtischen Entsorgers gehören auch Routinekontrollen, etwa an Papier-, Glas- und Altkleidercontainern, zu seinen Aufgaben. Dort liege auch oft mehr Müll neben den Containern als darin, erzählt er.

„Ich hole seit 25 Jahren den Müll von anderen Leute von der Straße“

Frank Erler, USB-Abfallkontrolleur
Mülldetektive Bochum: Teffen mit Frank Erler (Abfallkontrolleur) und Jörn Denhard vom USB.
Wenn Müll illegal entsorgt wird, kommt der Abfallkontrolleur des USB zum Einsatz. Er sucht im Unrat nach Hinweisen auf den Verursacher. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Dass Menschen ihren Müll einfach an öffentliche Orte werfen, löst bei Erler nur Unverständnis aus. „Man kann ja alles abgeben.“ Viele Abfälle nimmt der USB an seinen Wertstoffhöfen kostenlos entgegen, andere können gegen Gebühr entsorgt werden. „Das ist zu 80 Prozent Faulheit und zu 20 Prozent Dummheit oder Unwissenheit“, meint Erler. Es gäbe genug andere Wege, man müsse sich halt einfach kümmern.

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USB zählt circa 4500 illegale Müllablagen pro Jahr in Bochum

Wird Erler im Müll fündig, gibt er seine Informationen an das Umweltamt der Stadt weiter. Das wiederum informiert das Rechtsamt. Verursacher müssen dann schriftlich Stellung beziehen.

Wird er Zeuge von illegaler Entsorgung, notiert sich Frank Erler auch Nummernschilder von Autos oder Lastern. Welche Fälle am Ende wirklich verfolgt werden und welche nicht, wisse der USB gar nicht, sagt Unternehmenssprecher Jörn Denhard.

Insgesamt zähle der USB pro Jahr circa 4500 „illegale Müllablagerungen“, so Denhard. Kontrolle, Abholung und Entsorgung des Unrats kosteten viel Geld, das am Ende die Bochumer Steuerzahler belaste. Geld, das besser genutzt werden könnte, findet Denhard.

Mülldetektive Bochum: Teffen mit Frank Erler (Abfallkontrolleur) und Jörn Denhard vom USB.
„Die Leute werfen alles weg“, weiß der Mülldetektiv. Meist findet er Kartons und Restmüll, mitunter aber auch tote Tiere. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

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Tote Hundewelpen, Hammelköpfe und Mikrowellen im Wald

Auf den illegalen Müllhaufen finde er am häufigsten Kartons und Restmüll, erzählt Abfallkontrolleur Frank Erler. Weggeworfen werde aber alles: „Uns kann mittlerweile nichts mehr schocken. Die Leute werfen alles weg, von toten Hundewelpen über Hammelköpfe inklusive Fleischreste bis zu Spritzen ist alles dabei.“ Nicht selten lägen auch Mikrowellen oder ganze Badewannen auf illegalen Kippen in Wäldern.

Das Problem: Die Menschen wüssten, dass der Müll immer wieder abgeholt wird, legten ihn immer wieder an die gleichen Stellen. „Es kommt ja der Mann in Orange und macht alles weg“, ist eine der Aussagen, mit denen Erler sich konfrontiert sieht, wenn er Menschen auf frischer Tat ertappt.

Der 54-Jährige ist hin- und hergerissen: „Eigentlich müsste man den Müll mal ein paar Tage stehen lassen. Irgendwann riecht das dann ganz schön unangenehm“, sagt er. Auf der anderen Seite sei dies nicht vertretbar, da von lang liegendem Müll Gesundheitsgefahren ausgehen. Schadstoffe sickerten in die Erde und Plastikmüll verwittere zu Mikroplastik. Nach ein bis drei Tagen sei der Müll meist schon beseitigt.

So wird man den Abfall legal los

Lacke, Farben und Sperrmüll können die Bochumer Bürgerinnen und Bürger an den Wertstoffhöfen kostenlos abgeben. Sperrmüll holt der USB auch nach Terminvereinbarung kostenlos ab.

Wer Bauschutt und Baumischabfälle am Wertstoffhof abgeben will, muss dafür Gebühren zahlen, gleiches gilt für Restmüll, der nicht mehr in die graue Tonne daheim passt. Aktuelle Preisinformationen gibt der USB unter 0800 3336288. Für Ausnahmefälle nach Partys oder Aufräumarbeiten gibt es zudem die „städtischen Abfallsäcke“ für 2,50 Euro pro Stück.

Für Menschen ohne Auto ist außerdem nach USB-Angaben auch der „Umweltbrummi“ unterwegs: ein ausgebauter Lkw mit eigenem Labor, der in die verschiedenen Stadtteile Bochums fährt, um dort Problemabfälle wie Lacke, Farben, Pflanzenschutzmittel oder Batterien entgegenzunehmen. Abholtermine für die Stadtteile sind online auf der Seite des USB abrufbar.

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