Bochum-Gerthe. Das Stadtteilzentrum Gerthe ist unattraktiv, hat viele Leerstände. Seit Jahren gibt es Ideen für eine Aufwertung. Was die Stadt Bochum nun plant.

Die Gerther suchen nach Wegen, ihre Innenstadt aus der Tristesse zu wecken. Dazu wurde 2017 eine Workshop-Reihe mit dem Titel „Perspektive Gerthe“ ins Leben gerufen. Tabu war nichts beim Bestreben, die Fußgängerzone aufzuwerten. So wurde überlegt, ob der Handel bleiben oder dort ein Wohnquartier entstehen sollte. Und ob der Einzelhandel auf dem Lothringen-Gelände zur Qualitätsverbesserung neu geordnet werden könnte.

Mit Anwohnern, Teilnehmern von Bochum Marketing, des Planungsamtes, der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft, der Geschäftsleute, Vereine, Politik, des Einzelhandelsverbandes, der NRW-Bank und interessierten Investoren entwarf die Runde als Zukunftsbild Gerthe als Ort mit Lebens- und Handelsqualität, als „Dorf in der Stadt“.

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Für die unattraktive Fußgängerzone gibt es Ideen wie Fassaden zu begrünen, Hochbeete zu bauen, leerstehende Ladenlokale als Arbeits- und Projekträume für Kreative und Vereine anzubieten, Ladenlokale zu Experimentierräumen zu machen, um neue Wohnformen und architektonische Lösungen zu erforschen und auszuprobieren. Auch Zwischennutzungen für Kunstschaffende und Studenten wären möglich. Insgesamt sollte mehr Wohnraum geschaffen werden, mit Dienstleistungen und Nutzungen wie Büros, Apotheke, Bäckerei, Ärzten.

Apotheke in Bochum-Gerthe steht seit Jahrzehnten leer

Der Weg dorthin ist steinig. Denn es hapert im Kleinen: Das Stadtteilzentrum weist nach wie vor Leerstände auf, es gibt hässliche Adressen wie die seit Jahren verrottende Alte Apotheke am Castroper Hellweg, der Marktplatz, der bis auf die Boule-Bahn in erster Linie als Parkplatz fungiert, die Bethanienstraße, die sich gegen den Handel auf dem Lothringen-Gelände abschottet.

Zum Schandfleck „Alte Apotheke“ sagt Henry Donner (SPD), Bezirksbürgermeister für den Bochumer Norden: „Die Eigentümerin verlangt zu viel Geld, sodass die Stadt Bochum das Haus nicht kaufen will, um einzugreifen.“

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Was ist geblieben von der damaligen Aufbruchstimmung, von den Ideen und Vorschlägen? Aktuell werde geprüft, welche Veränderungen in der Gerther Fußgängerzone möglich sind, erklärt die Verwaltung auf eine Anfrage in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Nord.

Straßenansicht der Fußgängerzone über die Gerther Straße in Richtung Heinrichstraße.
Straßenansicht der Fußgängerzone über die Gerther Straße in Richtung Heinrichstraße. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Grünen-Fraktion will beobachtet haben, dass der Verkehr dort zugenommen hat. Besonders im Abschnitt zwischen dem Castroper Hellweg und der Kreuzung zur Gerther Straße. Einige Kundinnen und Kunden führen offensichtlich mit dem Auto zum Lebensmittelladen, zur Post oder zur Eisdiele, dabei sei die Beschilderung eindeutig. „Es scheint so, als entwickele sich hier ein ,rechtsfreier Raum‘“, so Petra Willich. 

Abkürzung über die Fußgängerzone

Durch die neue Ampelschaltung auf dem Castroper Hellweg an der Kreuzung Sodinger Straße/ Hans-Sachs-Straße komme es verstärkt zu Rückstaus. Willich: „Auch dadurch ist mit Abkürzungsverkehr zu rechnen.“ Angeregt werden mehr Kontrollen durch das Rechtsamt und die Polizei, eventuell sogar Poller.

Absperrungen, so das Tiefbauamt, seien nicht möglich; die Geschäfte müssen weiterhin beliefert werden können, private Zufahrten und Garagen erreichbar bleiben.

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Bauliche Veränderungen seien indes möglich und würden aktuell untersucht. Geplant ist in Höhe der Hegelstraße ein bepflanztes „Dreieck“, das gleichzeitig verkehrsregulierend wirken soll: Die Durchfahrt vom Castroper Hellweg zur Hans-Sachs-Straße könne dadurch verhindert werden. Auch soll die Gerther Fußgängerzone mehr Bänke bekommen, zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität.

Verwaltung sammelt Vorschläge der Bürger

Auf Einladung des Stadtteilmanagements fand am 27. Juni eine Sitzung zur Umgestaltung der Fußgängerzone statt. Die dort gesammelten Vorschläge sollen in eine Planung einfließen.

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„Die Planung wird erstellt, doch die Umsetzung lässt auf sich warten“, sagt Bezirksbürgermeister Henry Donner. Eine der Konsequenzen aus den Workshops sei die Stadtteilmanagerin gewesen. „Sonja Hasenkamp hat einiges bewirken können, konnte Immobilieneigentümer zu Neuvermietungen bewegen.“ Die befristete Stelle ist inzwischen ausgelaufen, doch es soll eine Nachfolgerin/einen Nachfolger geben.