Bochum-Altenbochum. Die evangelische Lukaskirche in Bochum hat harte Zeiten überstanden, weitere stehen bevor. Die millionenschwere Sanierung dauert noch an.

Die Lukaskirche habe viele Besonderheiten, sagt Pfarrerin Claudia Frank, den Sternenhimmel, das alte Blumenfenster. „Aber am coolsten finde ich ihren Standort. Mitten im Stadtteil, wo die Straßenbahn hält und die Leute einkaufen gehen. Besser geht es doch nicht.“ Das evangelische Gotteshaus an der Wittener Straße in Bochum-Altenbochum wird in diesen Tagen 125 Jahre alt. Ein Jubiläum, das die Gemeinde groß feiert. Es könnte das letzte sein.

Bochumer Landmarke wird 125 – vielleicht das letzte Jubiläum

Denn die Zeiten, dass die Kirchen zu den Gottesdiensten aus allen Nähten platzen, sind lange vorbei. „Das passiert allenfalls noch an Heiligabend“, weiß Claudia Frank. Heute seien es im Schnitt um die 50 Gläubigen, die zu den Predigten kämen. „Selbst Ostern ist das so, da merkt man keinen Unterschied mehr. Das ist schon erschütternd.“

Die evangelische Lukaskirche steht im Herzen von Bochum-Altenbochum. Neben ihr wurde der Altenbochumer Bogen (links), ein Einkaufszentrum und Ärztehaus, errichtet.
Die evangelische Lukaskirche steht im Herzen von Bochum-Altenbochum. Neben ihr wurde der Altenbochumer Bogen (links), ein Einkaufszentrum und Ärztehaus, errichtet. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Dabei hätten durchaus sehr viele Menschen einen Bezug zur Lukaskirche. „Wenn wir mal tagsüber in die Kirche müssen und die Tür aufstehen lassen, kommen immer Leute rein“, berichtet Frank. Das zeige die Verbundenheit „auch jenseits der regelmäßig gepflegten Frömmigkeit“. Da wäre es „schon krass, diese Kirche zu schließen“.

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Zur Diskussion stehe dies aktuell nicht. Zumal auch gerade erst 1,1 Millionen Euro in die Sanierung von Dach, Turm und Orgel investiert wurden. „Die Orgel soll Ostern wieder perfekt spielbereit sein“, sagt Gemeindepädagoge Oliver Rausch, der seit drei Jahren in der Gemeinde ist.

„Die Lukaskirche ist ein ideell wertvolles Gebäude.“

Claudia Frank, Pfarrerin

Doch was die Zukunft bringt, wissen auch Claudia Frank und Oliver Rausch nicht. „Die Kirche wird halt nicht mehr so selbstverständlich wahrgenommen wie früher“, sagen sie. Zahlen belegen das. Wurden 1966 in der Lukaskirche noch 200 Kinder getauft, waren es 1978 schon nur noch 78. Und heute? „Um die 20 pro Jahr.“ Auch die Zahl der Konfirmanden gehe zurück. „Von 50 auf 20 in nur zehn Jahren.“

Zwei Jahre lang wurde die evangelische Lukaskirche in Bochum-Altenbochum saniert. Kosten: 1,1 Millionen Euro.
Zwei Jahre lang wurde die evangelische Lukaskirche in Bochum-Altenbochum saniert. Kosten: 1,1 Millionen Euro. © FUNKE Foto Services | Fischer

Umso froher sei man, dass gerade erst soviel Geld für die Sanierung in die Hand genommen wurde. Claudia Frank hat die Bauarbeiten von Beginn an begleitet. „Anfangs hatte ich das schon ein wenig kritisch gesehen und gedacht, dass man mit dem Geld auch karitativ viel machen könnte“, gesteht sie. Inzwischen sei sie aber überzeugt, dass das die richtige Entscheidung war: „Die Lukaskirche ist ein ideell wertvolles Gebäude.“

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Der Grundstein für diese Landmarke wurde am 21. August 1898 gelegt. Ein Jahr später, am 5. September, wurde die Lukaskirche schon eingeweiht. Ihr Bau kostete 130.000 Mark. Den Ersten Weltkrieg überstand sie schadlos, den Zweiten nicht. In der Bochumer Bombennacht am 4. November 1944 brannten Dach und Turm ab, fortan war nur noch von „Schönwetterkirche“ die Rede. Doch auch diese Wunden sind verheilt.

„In Altenbochum wird seit jeher ökumenisch gedacht.“

Pfarrerin Claudia Frank zur 125-Jahr-Feier der Lukaskirche, an der auch die katholische Gemeinde teilnimmt

Ihren heutigen Namen bekam die Lukaskirche übrigens erst zum 60. Geburtstag. Zuvor hieß sie bloß Altenbochumer Kirche oder Kirche Altenbochum.

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Das 125. Jubiläum der Lukaskirche wird am 21. und 22. September gefeiert (siehe Info-Box). Zusammen übrigens mit der katholischen Liebfrauen-Gemeinde. „In Altenbochum wird seit jeher ökumenisch gedacht“, sagt Pfarrerin Claudia Frank und erinnert an gemeinsame Gottesdienste am Reformationstag, der die Kirchen ja eigentlich eher gespaltet habe. Es gibt noch weitere Beispiele für gelebte Ökumene: „Als unsere Kirche zwei Jahre geschlossen war, kamen wir in der Liebfrauenkirche unter, jetzt, wo diese umgebaut wird, sind die Katholiken bei uns zu Gast“, so Frank. Und: „Die Glocken beider Kirchen sind aufeinander abgestimmt, damit es keine Dissonanzen gibt.“

Dämmerschoppen und Gemeindefest

Die 125-Jahr-Feier der evangelischen Lukaskirche in Altenbochum findet am 21. und 22. September statt. Am Samstag (21.) gibt es zwei Konzerte: um 17 Uhr eines für Viola und Orgel in der Kirche, um 19 Uhr dann ein Dämmerschoppen mit Swing-Jazz von „Fly to the moon“ am Lutherhaus gleich nebenan (Wittener Straße 242).

Der Sonntag (22.) startet dann um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst, an den sich ab 11 Uhr das Gemeindefest auf dem Kirchplatz anschließt.