Bochum. Nach dem Aus einer Bochumer Brauerei 1975 gibt es nun ein Revival der alten Bier-Marke. Flaschen und Etikett knüpfen an die Tradition an.
Vor einem halben Jahrhundert wurde die Müser-Brauerei in Langendreer geschlossen. Jetzt kehrt das Bochumer Traditionsbier zurück. Max Zellmer, Chef des Fachhandels „Biermuda“, hat sich die Markenrechte gesichert. Ab Oktober wird Müser als Pils erhältlich sein: „ganz klassisch in der Bügelflasche“, wie Zellmer stolz betont.
Bochumer Müser-Bier kehrt zurück: Brauerei-Geschichte begann im Jahr 1806
Die Geschichte der Müser-Brauerei reicht ins Jahr 1806 zurück, als Johann Wilhelm Müser eine Schankwirtschaft mit Brauerei und Brennerei eröffnete. 60 Jahre später legten seine Söhne Wilhelm und Heinrich mit der „Dampfbrauerei Gebr. Müser“ den Grundstein für eine Braustätte im industriellen Maßstab.
Mit der Umwandlung zur Aktiengesellschaft wuchs der Betrieb 1891 zur Großbrauerei. 1908 wurden mit mehr als 100 Mitarbeitern 140.000 Hektoliter Bier gebraut, das auch weit über das damals noch eigenständige Langendreer hinaus getrunken wurde.
Im ehemaligen Sudhaus-Turm wird heute in der „Matrix“ gerockt und getanzt
Die letzte Erweiterung erfolgte zwischen 1925 und 1928, als ein Kesselhaus und der mächtige Sudhausturm errichtet wurden. Der Niedergang setzte in den 1960er Jahren ein. Das Unternehmen wurde von der Berliner Schultheiss-Brauerei übernommen. 1975 wurde der Betrieb eingestellt. Der denkmalgeschützte Sudhausturm steht bis heute. Ab 1978 diente er der Diskothek „Rockpalast“ als kultige Heimstatt. Seit 2000 ist hier die „Matrix“ als Tanz- und Live-Club etabliert.
Max Zellmer hat sich intensiv in die Geschichte von Müser eingelesen. Nach seinem Wechsel 2020 nach Dortmund ist er mit seinem Bierfachhandel „Biermuda“ im Frühsommer nach Bochum zurückgekehrt. Im Ladenlokal an der Schützenbahn bietet er mehr als 200 handwerklich hergestellte Biere aus aller Welt an.
Bierhändler sicherte sich die Markenrechte an Müser
„Schon 2020 begann ich zu recherchieren, welche Brauereien es in Bochum früher gab“, sagt der 41-Jährige. Dabei stieß er auf eine Internetseite von Karsten und Ralf Höser, die die Historie der Brauerei Müser mit Texten, historischen Fotos und einer Sammlung mit Flaschen, Bierdeckeln, Krügen und mehr dokumentiert haben.
Eine Auskunft beim Deutschen Patent- und Markenamt ergab: Müser als Marke ist frei verfügbar. Max Zellmer sicherte sich die Rechte, wollte loslegen. Doch dann kam Corona.
Das Bier wird in einer Inklusionsbrauerei in Ostwestfalen gebraut
In diesem Jahr nahm der Plan wieder Fahrt auf. Beim Hopfenfest im Juli am Bergbaumuseum wurde am „Biermuda“-Stand erstmals Müser-Bier aus dem Fass ausgeschenkt. Eine Brauerei im Sauerland hatte kurzfristig das Bier geliefert. Etliche, vor allem ältere Liebhaber der Hopfenkaltschale bekamen glänzende Augen. Die WAZ berichtete. Fortan wurde Zellmer immer wieder gefragt: Wann und wo gibt‘s Müser zu kaufen?
Jetzt ist der Deal perfekt. Mit der Josefs-Brauerei in Bad Lippspringe in Ostwestfalen wurde ein langfristiger Partner gefunden. Besonderheit: Es ist Deutschlands erste Inklusionsbrauerei mit behindertengerechten Arbeitsplätzen. „Gut, dass wir dieses wichtige Projekt mit unterstützen können“, sagt Max Zellmer.
Die ersten Flaschen sollen im Oktober in den Verkauf gehen
Die erste Palette mit 800 Flaschen Müser-Pils soll im Oktober geliefert werden: nach neuer Rezeptur, aber wie einst in der Bügelflasche; „herb, aber milder als Fiege“, beschreibt Zellmer. Für das blau-weiße Etikett mit Original-Logo hat er einen alten Werbespruch reaktiviert: „Bitte schnell ein MBL“, wobei MBL für Müser Bier Langendreer steht.
Verkauft wird das Müser-Pils vorerst nur im „Biermuda“. „Weitere Händler können aber gern mit einsteigen“, sagt Zellmer und ist mächtig gespannt, auf welche Resonanz sein Bier-Revival stößt.
Schlegel-Bier ist als Traditionsmarke seit 2002 wieder erhältlich
Müser ist die zweite Bochumer Bier-Traditionsmarke, die wiederbelebt wird. Auch die Schlegel-Brauerei, mit einem Jahresausstoß von 500.000 Hektolitern und über 700 Mitarbeitern in den 1960er Jahren die Nummer acht in Deutschland, ist 44 Jahre nach der Stilllegung nach wie vor präsent. Im Schlegel-Club im alten Brauerei-Keller wummern seit 2022 Techno-Beats. Bereits seit 2002 besitzen Martin Zünkeler und Dirk Link die Markenrechte. „Als Flaschenbier wird Schlegel Urtyp von Stauder in Essen gebraut“, berichtet Urahn Klaus Joachim Schlegel (88). Unvergessen ist auch dieser Werbespruch: „Bochums Dreiklang, merk ihn dir: Kohle, Eisen, Schlegel-Bier!“