Bochum. Mit „Tribute to Johnny Cash“ feierte Thomas Anzenhofer in Bochum Erfolge. Dann zwang ihn eine schwere Erkrankung zur Ruhe. Wie geht es ihm heute?
Sein erstes Comeback feierte er im Krankenhaus: auf Bitten der Ärzte und Pfleger, zur Freude seiner Mitpatienten auf der Station. „Da wusste ich: Das Leben hat mich wieder“, sagt Thomas Anzenhofer. Das Leben des Sängers und Gitarristen: es hing Ende 2023 am seidenen Faden. Eine von Bochums markantesten Stimmen drohte nach einem Schlaganfall für immer zu verstummen. Im WAZ-Gespräch klingt sie nun fast wieder wie früher: kräftig, sonor, einzigartig.
Cash-Revue zählt zu den erfolgreichsten Produktionen im Schauspielhaus Bochum
Furchtbare und zugleich glücksbringende Monate liegen hinter Thomas Anzenhofer. Der 65-Jährige zählt seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Künstlern in Bochum. Als Schauspieler war er unter anderem im „Tatort“, „Der Alte“ sowie im Kinofilm „Der Clown“ zu sehen. Von 1986 bis 1995 gehörte er zum Ensemble des Schauspielhauses.
Hier feierte 2008 auch „A Tribute to Johnny Cash“ Premiere. Anzenhofer verkörpert den Duke of Country mit seiner intensiven Stimme und Bühnenpräsenz ideal. Das kommt an: Mit 117 durchweg ausverkauften Vorstellungen zählt die Cash-Revue bis heute zu den erfolgreichsten Produktionen des Schauspielhauses. Großen Zuspruch fanden ab 2022 auch Shows beim Zeltfestival Ruhr, im Wattenscheider Lohrheidestadion oder im Anneliese-Brost-Musikforum.
Schlaganfall: „Ich schaffte es noch, den Notruf zu wählen“
Im Konzerthaus sollten im Februar 2024 drei weitere Vorstellungen über die Bühne gehen. Doch im Januar wurde die Absage verkündet. Grund: ein Schlaganfall des Hauptdarstellers.
Erstaunlich klar sind die Erinnerungen Anzenhofers an den 20. Dezember 2023. „Ein Riesenglück“ sei es gewesen, dass er nachts wach geworden ist. „Ich bin aus dem Bett gefallen und spürte, dass meine linke Seite erste Lähmungen zeigte. Immerhin schaffte ich es noch, den Notruf zu wählen.“
Glück im Unglück: Sprachzentrum wurde nicht geschädigt
In einer Herner Klinik wurde er so rechtzeitig behandelt, dass es relativ schnell bergauf ging. So schnell, dass Anzenhofer kurz vor der Entlassung nach drei Wochen das erste kleine Privatkonzert im Krankenzimmer geben konnte.
Sechs Wochen Reha in Hagen folgten. „Riesenglück“, Teil zwei: Das Sprachzentrum wurde durch den Schlaganfall nicht geschädigt. „Dafür bin ich anfangs daran verzweifelt, wieder Gitarre zu spielen. Ich bekam mit meinen Fingern keinen einzigen Griff hin.“ Mühsam, aber stetig gelang es, die Lähmung zurückzudrängen. Mut machten zwei Patienten: „Die hatten auch ihre Klampfen dabei. Wir haben gemeinsam Musik gemacht. Das tat gut.“
„Sowas von lebendig gefühlt“: Benefiz-Konzert im Krankenhaus
Daheim habe er unablässig weiter geübt – mit einem Ziel vor Augen. Ein Hospizdienst in Herne hatte ihn schon vor dem Schlaganfall um ein Benefiz-Konzert gebeten. Nachholtermin war im Mai. „Ich habe geprobt wie blöde, um meine Zusage zu halten.“ Das Konzert habe prima geklappt: und das ausgerechnet im Evangelischen Krankenhaus Herne, in dem Anzenhofer wochenlang behandelt worden war. „Ich hab‘ mich sowas von lebendig gefühlt!“, schwärmt er.
Im Sommer agierte Anzenhofer vor der Kamera. Beim Bochumer Kinofilm „Solon“ wirkt er ebenso als Schauspieler mit wie die weiteren Bochumer Größen Anthony Arndt, Frank Goosen und Jochen Malmsheimer. Einer der Drehtage führte ihn auf das Dach des Exzenter-Hochhauses. Da merkte er: „Schwindelfrei bin ich nicht mehr.“
Bei Gesangsparts soll es im Musikforum keine Einschränkungen geben
„Solon“ kommt im Frühjahr 2025 in die Kinos. Aktuell gilt alle Konzentration der Johnny-Cash-Revue. Nachholtermine für die im Februar ausgefallenen Shows sind der 4., 5. und 6. Oktober (Freitag bis Sonntag). Thomas Anzenhofer hat Respekt vor dem Dreierpack. „Danach kann man mich auswringen“, sagt er.
Möglicherweise werde er den einen oder anderen Gitarrenpart an einen Kollegen abgeben. Sonst werde es aber keine Einschränkungen geben, versichert Anzenhofer: „Gesanglich bleibt alles beim Alten.“
Das soll auch für das Gitarren- und Gesangsduo gelten, das Thomas Anzenhofer mit Jürgen „Mad Dog“ Klement bildet. Dessen Name erfährt nach der schweren Erkrankung eine besondere Bedeutung: „2 old to die young“.
Showbeginn der Johnny-Cash-Revue im Musikforum am 4. und 5. Oktober ist um 19.30 Uhr, am 6. Oktober um 19 Uhr. Tickets (ab 30 Euro) gibt es auf reservix.de. Bereits gekaufte Karten behalten ihre Gültigkeit.