Bochum/Witten/Hattingen. Das war´s mit der Zeltstadt. Der Veranstalter zieht eine positive Bilanz. Wir schauen zurück: Was hat gut geklappt und wo gibt‘s Luft nach oben?
Livemusik, Comedyvorstellungen, Schlemmen und Bummeln: Das Zeltfestival Ruhr geht nach 17 Tagen zu Ende. Der Veranstalter zieht eine positive Bilanz. Insgesamt 140.000 Besucherinnen und Besucher seien zwischen dem 16. August und 1. September auf dem Gelände der Zeltstadt gewesen, teilt dieser mit. Das waren genauso viele wie im vergangenen Jahr.
Die Live-Shows waren wie jedes Jahr beliebt. Insgesamt 40 Live-Auftritte bot das Zeltfestival in diesem Jahr – 26 davon waren ausverkauft. Eine Neuerung: Erstmalig öffnete das Gelände werktags bereits um 16 Uhr – eine Stunde früher als sonst. Die Besucherinnen und Besucher haben das gut angenommen, heißt es. „Durch die frühere Anreise entspannte sich auch die Verkehrssituation, was den Gästen eine angenehmere Anfahrt ermöglichte“, sagt der Veranstalter.
Ob Sicherheitsmaßnahmen, die Auftritte der Künstler oder das kulinarische Angebot: Unsere Redaktion sagt, was gut und was verbesserungswürdig war.
Taschenkontrollen: Kurz nach der Terror-Attacke in Solingen streng, sonst eher lasch
Für das Gelände des Zeltfestivals galten klare Regeln: keine gefährlichen Gegenstände, Taschenkontrollen, aber kein Abtasten der Besucher. Nach dem Terror-Angriff in Solingen hieß es, dass die Maßnahmen noch einmal verschärft werden sollen. Beobachtungen dieser Redaktion zeigten jedoch, dass die Kontrollen weiter oft sehr lasch waren.
Beim Konzert von James Blunt am letzten Abend fanden keine Kontrollen statt – weder am Eingang zum Gelände noch beim Einlass zum Zelt. Taschenkontrollen gab es nicht. Anders beim Konzert von Nina Chuba, nur einen Tag nach der Messer-Attacke. Sicherheitspersonal schaute in jede noch so kleine Bauchtausche.
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Auch Speisen und Getränke duften nicht mitgeführt werden – eigentlich. Mindestens ein Gast aber umging die Kontrollen vor dem Wincent-Weiss-Konzert in der zweiten Festivalwoche diesbezüglich geschickt: Der Besucher stellte sich von der Seite an und legte seine volle Wasserflasche auf einer der Mülltonnen auf der anderen Seite des Zaunes ab. Nach der Kontrolle nahm er die Flasche und verstaute sie wieder in seiner Tasche.
Einlass zum großen Zelt: Mehrere Schlangen und etwas Verwirrung
„Die Schlange für die Flammkuchen ist aber lang“, bemerkte eine Besucherin des Zeltfestivals etwa eine halbe Stunde vor dem Einlass zum Konzert von Wincent Weiss im großen Zelt. Was sie nicht wusste: Die Menschenmenge, die sich quer über die Piazza erstreckte, wartete nicht auf Flammkuchen, sondern auf den Einlass zum Konzert im großen Zelt.
Mit dieser Verwechselung war sie an dem Abend bei weitem nicht die Einzige. Einige Festivalgäste, die in der Annahme warteten, es ginge um Essen, fanden sich plötzlich in einer Konzertschlange wieder. Andere suchten verzweifelt, wo sie sich für den Einlass zum Abendprogramm anstellen mussten.
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Koordiniert, so schien es bei mehreren Auftritten, wurde die Schlange vor dem Einlass ins große Zelt nicht. Wer allerdings erst kurz vor Konzertbeginn zum Zelt kam, hatte mit dem Einlass keine Probleme. So konnten Besucher des Konzerts von James Blunt circa 20 Minuten vor Beginn direkt bis zum Einlass durchgehen, ohne anzustehen.
Essen: Lecker, frisch und nur ein bisschen teurer
Flammkuchen, Backkartoffel, Crêpe: Lecker war‘s! Das Zeltfestival bot hungrigen Besuchern viel Auswahl. Es war frisch, die Wartezeiten dennoch kurz. Sehr schön: Viele Gerichte gab‘s auch vegetarisch. Auch die Getränkeauswahl ließ nur wenige Wünsche offen. Leicht angezogen haben die Preise. So kostete die Backkartoffel am Kemnader See 6,90 Euro, in der Innenstadt-Filiale von „K wie Kartoffel“ gibt‘s sie einen Euro günstiger.
Markt der Möglichkeiten: Auswahl der Stände wirkte willkürlich
Mal im Ernst: Würden Sie auf dem Zeltfestival nach einem Konzert einen Kamin kaufen? Küchen-Möbel, Glitzerschmuck, Lakritz und Ruhrpott-Pullover: Die Auswahl der Stände auf dem Markt der Möglichkeiten wirkte an vielen Stellen etwas willkürlich. Ja, die Veranstalter haben Wert gelegt auf hochwertige Konzepte. Trotzdem würde ein wenig mehr „zum Mitnehmen“ sicherlich die Kauflust der Besucher steigern.
An- und Abreise: Gut organisiert, trotzdem etwas chaotisch
Das Auto stehen lassen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommen? Beim Zeltfestival Ruhr wahrscheinlich das beste, was man tun konnte: Der Veranstalter hatte Shuttlebusse organisiert, die regelmäßig zwischen dem Bochumer Hauptbahnhof und dem Festivalgelände hin und herpendelten. Für Besucher mit Eintrittskarten war die Fahrt kostenlos. Diese Busse waren deutlich gekennzeichnet und damit auch für ortsfremde Festivalbesucher gut erkennbar. Für Autofahrer gab es klare Beschilderungen und ausreichend Parkplätze nahe dem Festivalgelände.
Allerdings: Ausgerechnet im strömenden Dauerregen nach dem Konzert von Nina Chuba warteten viele Besucher zunächst vergeblich auf die Busse. An der Straße entbrannte ein Kampf ums nächste Taxi.
Konzerte: Für jeden Geschmack etwas dabei
Von der Eröffnung mit Silbermond und Ilse de Lange bis hin zu den energiegeladenen Auftritten von Nina Chuba und großen Emotionen bei James Blunt: Das Line-up beim Zeltfestival 2024 dürfte für jeden Geschmack etwas bereitgehalten haben. Neben Musik gab es auch hochkarätige Comedy, unter anderem mit Torsten Sträter, Gerburg Jahnke und Jochen Malmsheimer. Die bunte Mischung aus Pop, Indie-Rock, Rap und Kabarett machte das Festival zu einem kulturellen Highlight
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Die Karten waren je nach Künstler unterschiedlich teuer. Beachtlich war, dass die Karten im Laufe der Zeit zum Teil günstiger wurden. Im März kostete eine Karte für James Blunt beispielsweise noch rund 64 Euro. Wer sich am Tag des Konzerts ein Ticket gekauft hat, hat über den Ticket-Onlineshop Eventim rund neun Euro weniger bezahlt.